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Zum Schluss des Pfaffenhofener Volksfests häufen sich Beschwerden über „Unterschank“ – Bürgermeister Herker kündigt Kontrollen an

Von Alfred Raths

Not amused ist Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD), wenn man auf Facebook seine Kommentare zur Schankmoral auf dem heute endenden Volksfest der Stadt liest. Auf Nachfrage sagte er, dass es massive Beschwerden von Besuchern wegen schlecht eingeschenkter Masskrüge gegeben habe. Ob es ein generelles Problem in allen drei Festzelten ist oder nur ein partielles, darüber wollte Herker sich indes nicht äußern – für nächstes Jahr kündigt er aber schon mal Kontrollen an.

„Entweder die Stadt selbst oder der Verein gegen betrügerisches Einschenken werden im kommenden Jahr in den Bierzelten Kontrollen durchführen“, kündigt   Herker an. „Die Mass ist ein Liter Bier!“ Damit stellt der Bürgermeister klar, was eigentlich auch ohne diese explizite Feststellung eine Selbstverständlichkeit sein sollte. So ist es aber offenbar zumindest auf dem Pfaffenhofener Volksfest nicht, glaubt man den Berichten der vom Unterschank  betroffenen Bürger.

Jan-Ulrich Bittlinger, Präsident des Vereins gegen betrügerisches Einschenken (VGBE), stellte heute gegenüber unserer Zeitung klar, dass es die Aufgabe des jeweiligen Ordnungsamts einer Stadt sei,  für den Verbraucherschutz zu sorgen. „Wenn der Pfaffenhofener Bürgermeister dort selbst aktiv wird, so begrüßen wir das natürlich sehr“, sagt Bittlinger und ergänzt, dass er damit dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) viel voraus hätte. Eine eigene Kontrollinstanz, die etwa gegen die Wirte vorgehen könnte, das sei der Verein jedoch nicht.

Vielmehr könne der VGBE im Vorfeld eines Volksfestes  beratend tätig sein. „Wie man das in eine Verordnung gießt, das wissen wir“, sagt Präsident Bittlinger. Eine Stadt oder Gemeinde könne  entsprechende Betriebsvorschriften erlassen und dann unangemeldete Kontrollen führen, so der Präsident.  „Dann muss aber auch konsequent sanktionieren werden, sonst bringt das alles nichts“, warnt er auf Basis seines aus über 20 Jahren angehäuften Erfahrungsschatzes.

Das Thema „betrügerisches Einschenken“ sei  hochaktuell, sagt Bittlinger:  „Die Wirte verdienen sich damit einen Haufen Geld zusätzlich.“ Er rechnet am Beispiel des Münchner Oktoberfests vor, dass es alleine bei erlaubten 0,9 Litern pro Mass – die Stadt hat eine Toleranzgrenze von 0,1 Liter eingeführt – und einem Bier-Literpreis von 9,60 Euro bei sechs Millionen Litern Bier eben auch beinahe sechs Millionen Euro seien, die quasi mit Luft zusätzlich von den Wirten erzielt werden können.    


Es gebe jedoch beim betrügerischen Einschenken ein ganz klares Stadt-Land-Gefälle, weiß der VGBE-Chef. Je bekannter der Wirt bei den Leuten und je kleiner das Volksfest, desto unwahrscheinlicher werde der Unterschank. „Wo viel ausgeschenkt wird, dort ist für die Wirte die Verlockung zum Unterschank einfach zu groß.“

Bürgermeister Herker empfiehlt den Besuchern für den heutigen Schlusstag des Pfaffenhofener Volksfestes: Sich einfach nachschenken lassen, wenn die Mass nicht voll ist.           


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