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Sonia Mitterndorfer (45) aus Geisenfeld hat ihren Lebensmittelpunkt auf einen anderen Kontinent verlegt – Und ihr bewegtes Leben wird jetzt um ein Kapitel reicher: Sie bietet exklusive Reit-Rundreisen an

Von Inge Fuchs 

Im Jahr 2009, als alles begann, war Sonia Mitterndorfer (45) aus Engelbrechtsmünster bei Geisenfeld als ganz normale Touristin in Afrika unterwegs. Sie arbeitete als Redakteurin, Pressesprecherin und Produzentin für verschiedene Fernseh-Sender. In Südafrika hatte sie indes keine konkreten Pläne; sie war einfach nur da, um Urlaub zu machen. Eine Freundin bot ihr an, mit auf eine Safari  in Südafrika zu gehen. Drei Wochen Camping im Krügerpark, klare Sternennächte und immer wieder mal das Gebrüll der Löwen im Hintergrund. Für sie war es die erste wirkliche Begegnung mit der Schönheit des Landes. Während dieses Aufenthalts habe sie auch viele deutsche und südafrikanische Freunde gewonnen und spürte immer mehr, wie ihre Verbundenheit zu Südafrika wuchs. Doch irgendwann geht auch der schönste Urlaub zu Ende und so ging es wieder zurück nach Deutschland.

 

Doch 2010 standen privat wie beruflich größere Veränderungen an und außerdem gehörte Sonia Mitterndorfer schon immer zu den Menschen, die lange kalte Winter nicht ausstehen können. „Ich musste der deutschen Kälte einfach entfliehen“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Und so entschloss sie sich zu „working holidays“ – ein Urlaub, in dem man arbeitet. „Eigentlich habe ich bezahlt, um dort zu arbeiten“, sagt sie schmunzelnd. In ihrem Fall passierte das auf einer Pferdefarm, gelegen im Busch nahe der südafrikanischen Ostküste.

 

Seit ihrem neunten Lebensjahr ist sie passionierte Reiterin. Einen besseren Platz als auf dem Rücken der Pferde hätte es also für sie nicht geben können. Besonders die Strand-Ausritte haben es ihr angetan. Drei Monate verbrachte sie auf der Farm, auf der sie „ein neues Gefühl von Abenteuer und Freiheit“ verspürte. Das Land hat es ihr angetan und ihre Lust aufs Reisen wuchs immer mehr. Unter anderem sei auch noch eine Liebelei dazu gekommen – weshalb sie sich entschied zu bleiben.

 

Heimatbesuch in der Hallertau.

Noch einmal kehrte sie zurück nach Deutschland, um alle wichtigen Dinge zu erledigen. „Alles, was ich hier noch hatte und nicht mehr brauchte, habe ich verkauft oder verschenkt.“ Sie habe aber nie einen Groll auf Deutschland gehegt. Sie wollte auswandern, weil ihr Südafrika persönlich mehr entsprach. Die Mentalität der Menschen, das Wetter, die Gastfreundlichkeit – und einfach dieser wilde Mix aus verschiedensten Kulturen. Ganz nach ihrem Geschmack ist es hier: freier und wilder, aber natürlich auch härter als in ihrer bayerischen Heimat. 

Nach wie vor stand kein wirklicher Plan. „Mut, Dummheit, Blauäugigkeit und Gottvertrauen“ seien ihre Reisebegleiter gewesen, sagt sie selbst. Zu Beginn musste sie sich durch einen Dschungel aus Bürokratie schlagen und einiges mit der Einwanderungsbehörde regeln. Sie versuchte sich mit verschiedensten Kleinjobs über Wasser zu halten, von Deutsch-Nachhilfe bis Unternehmensberatung.

 

2012 entdeckte die damals 40-Jährige die FGASA für sich, die „Field Guides Association of Southern Africa“. Es ging um eine umfassende Naturausbildung, nach deren Abschluss man sozusagen ein Ranger ist. Ein Jahr lang lernte sie alles rund um Natur und Pflanzen, Tiere und Geologie. Vögel am Gezwitscher erkennen und Fährten lesen inklusive. Man kann bei ihr schon gewisse Parallelen zu ihrem früheren Leben in Deutschland feststellen. 2008 hatte sie hier den Jagdschein gemacht. Eine Leidenschaft für die Natur- und Tierwelt hegte sie schon immer.

 

Nach der Ausbildung landete Sonia Mitterndorfer zunächst wieder auf einer Farm für Touristen, wo sie im Management mitarbeitete und sich um die Verpflegung der Gäste kümmerte. Ein dreiviertel Jahr ging das so, bis sie schließlich eine Anzeige entdeckte. Gesucht wurde ein Tour-Guide, Spezialgebiet „Overlanding“. Dafür braucht man einen in Afrika anerkannten Führerschein sowie den Personenbegleitschein. Denn beim Overlanding es geht darum, Reisegruppen auch mit Trucks – sozusagen übers Land – zu befördern. Kein Problem für Mitterndorfer, sie legt beide Prüfungen erfolgreich ab. 

Um aber optimal auf den neuen Job vorbereitet zu sein, schloss sie innerhalb von nur einem halben Jahr eine weitere Ausbildung ab. „In Südafrika gibt es neun Provinzen, wie es halt in Bayern sieben Regierungsbezirke gibt. Und für jede Provinz habe ich eine Prüfung in Bereichen wie Geschichte, Sprache und Bevölkerung abgelegt.“ Damit darf sie nun als voll akkreditierter Tour-Guide in ganz Südafrika arbeiten.

 

Mit so vielen erworbenen Titeln in der Tasche sowie mit Sprachkenntnissen in Deutsch, Englisch und Afrikaans liegt eines auf der Hand: Die Auswanderin ist auf dem Arbeitsmarkt begehrter denn je. „Eigentlich müsste ich mich fünf Mal klonen lassen, so viel könnte ich arbeiten“, sagt sie. Seit Anfang vergangenen Jahres ist sie für verschiedenste deutsche Reise-Anbieter freiberuflich tätig. Ihre „Homebase“ sei in Johannesburg, aber natürlich ist sie mehr auf Reisen als zu Hause. 

Nach so vielen bewegenden „Ups and Downs“ stellt sich auch die Frage: Wie lautet das bisherige Resümee? „Auch wenn es nicht immer einfach war, ich habe es nie bereut“, antwortet die Abenteuerin ohne lange zu überlegen. Dinge wie Versicherung und Einkommen seien mit Deutschland nicht zu vergleichen. Aber sie habe ihren Traumberuf gefunden und das sei ihr täglicher Antrieb. Außerdem sehe sie heute viel mehr, was für ein tolles Land Deutschland sei und wie gut es den Menschen hier eigentlich gehe.

 

Die Liebe zu ihrer Heimat in Bayern bestehe nach wie vor, betont sie. Südafrika bezeichnet sie als ihre Wahlheimat. Ganz wichtig ist es ihr, den Kontakt zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten – und da kommt ihr der afrikanische Winter ganz gelegen. „Da fliege ich immer nach Deutschland, denn dann kann ich den Sommer hier genießen.“ Wie muss man sich den Winter in Südafrika vorstellen? „In Johannesburg ist es überwiegend trocken mit Temperaturen von um die 20 Grad. Die Nächte können mit fünf Grad aber auch schon mal frostig werden. In Kapstadt herrscht mediterranes Klima und ab und zu regnet es.“  

 

Anhand ihres Lebenslaufs ist es ja zu erkennen: Sonia Mitterndorfer strebt stets nach mehr. Und so ist es auch kein Wunder, dass die 45-Jährige im Moment schon wieder an einem neuen Projekt arbeitet. Ab dem kommenden Jahr bietet sie privat geführte Reisen unter dem Namen „Travel And Ride Africa“ (www.travelrideafrica.com) an. Dabei handle es sich um eine Kombination aus der klassischen Südafrika-Rundreise und Ausritten zu verschiedensten wunderschönen Plätzen. Ställe und Pferde buche sie dafür jeweils vor Ort. „Ich habe zwei meiner Leidenschaften verbunden. Das Reisen und das Reiten“, sagt sie. „Alle, die das genau so gerne tun, nehme ich mit auf ein unvergessliches Abenteuer.“ Nicht umsonst heißt es ja: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.

 

Anfänger und Nichtreiter bräuchten indes keine Scheu vor den Touren zu haben, beruhigt sie. Es müssten nicht alle Ritte mitgemacht werden. In der Zeit könne man auch wandern, klettern oder einfach am Pool entspannen. Wie exklusiv ihr Angebot ist, erkennt man an den ausgewählten Unterkünften fernab des Massentourismus – und an der maximalen Anzahl von sechs Personen pro Reisegruppe. Es stecke viel Herzblut in ihrer Arbeit, betont sie. Und es sei ihr eine Ehre, immer wieder neuen Touristen die Schönheit Südafrikas zeigen zu dürfen.


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