Wie Reinhard Hundsdorfer mit zwei süddeutschen Kaltblütern das Holzrücken praktiziert
(ty) Bei minus zwölf Grad sind die Verhältnisse optimal, um im Forst Neuhau in der Nähe von Stammham das Holzrücken auf altmodische Art zu vollbringen. Reinhard Hundsdorfer hat mit Liesl und Norris, zwei süddeutschen Kaltblütern, diese Arbeit übernommen. Bei dem Waldstück, das im Besitz der Stadt Ingolstadt ist, handelt es sich um die ehemalige Katzlwiese, erklärt Hubert Krenzler vom Forstamt Ingolstadt. Die Katzlwiese, das war eine nasse Wiese, auf der überwiegend Weiden wuchsen, die im Frühjahr Palmkätzchen tragen – daher auch der Name.
In den 1960er Jahren wurden hier überwiegend Fichten gepflanzt. Das von der Stadt Ingolstadt im Jahr 2015 erworbene und etwa einen Hektar große Waldstück soll nun aufgeforstet werden. Wenn die Baumfällarbeiten abgeschlossen sind und das Holz weggeschafft ist, werden zu den übergebliebenen Fichten noch 40 Prozent Schwarzerlen gepflanzt. "Dann liegt ein Verhältnis von Fichten und Schwarzerlen vor, das einem naturnahen Laubwald gleich kommt“, sagt der Ingolstädter Umweltreferent Rupert Ebner.
Da es sich bei der Katzlwiese um ein sehr feuchtes und mooriges Gebiet handelt, können übliche Maschinen wie der Harvester – ein Vollerntefahrzeug, das die Bäume fällt, entrindet und in die gewünschte Länge schneidet – mit ihren 25 Tonnen nicht eingesetzt werden. Das Gewicht würde den Boden nämlich so verdichten, dass dort nichts mehr wachsen könne, sagt Krenzler. Daher habe sich das Forstamt für die altmodische Methode des Holzrückens entschieden, die zuletzt in den 1950er Jahren angewandt wurde. Und mit Reinhard Hundsdorfer, dem Vize-Europameister und bayerischen Meister im Holzrücken, hat man sich einen echten Profi engagiert.
„Für diese Arbeit ist nicht jedes Pferd geeignet“, erzählt Hundsdorfer, „es müssen ruhige und willige Pferde sein, die man dann langsam an das Holzrücken gewöhnt.“ Die Ausbildung zum Holzrückpferd dauert etwa zwei Jahre. Liesl ist jetzt seit vier Jahren im Einsatz. Norris, ihr jüngerer Partner, lernt von ihr.
Hundsdorfer & Co. haben einiges zu tun. Rund 60 Festmeter Holz werden am Tag bewegt. Die Baumstämme werden zu den Forstwegen geschleppt, wo sie dann von Rückwägen abtransportiert werden. Seit gut einer Woche sind sie im Einsatz. Das kalte Wetter ist optimal für die Arbeit mit den Pferden im Wald. Und dennoch kommen die Pferde an ihre Grenzen, sodass nach einer Schicht von vier Stunden Pause gemacht wird und die Pferde sich abwechseln. Das Holzrücken, so stellt man im Forstamt Ingolstadt fest, ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, Waldarbeiten vorzunehmen, die anders nicht möglich wären.