In Jetzendorf haben Flüchtlinge zusammen mit Einheimischen ihr Neujahrsfest gefeiert
Von Franziska Hofmann
Man schreibt das Jahr 1397: Am Ortsrand von Jetzendorf sitzen etwa 30 Leute auf einer grünen Wiese beisammen und genießen die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. Rechts neben ihnen ist ein Weiher, hinter ihnen stehen Bäume und in der Ferne sieht man eine Kutsche vorbeifahren. Die Menschen sitzen, lachen und essen. Sie feiern gemeinsam das Neujahrsfest. Dann zücken ein paar der Gäste ihre Smartphones und schießen Fotos, damit der Tag für immer unvergessen bleibt.
Wo sich jetzt vermutlich bei einigen die Stirn vor Verwirrung in Falten legt, wie das Jahr 1397 und Smartphones zusammenpassen, beginnt in Jetzendorf erst recht die Feierlaune. Dort wurde am vergangenen Sonntag das afghanische Neujahrsfest gefeiert. Die ortsansässigen Flüchtlinge sind mit ihrer Zeitrechnung weit hinter der hiesig bekannten. Sie starteten am 21. März offiziell in das Jahr 1397. Damit sie mit vielen ihrer neuen deutschen Freunde und Helfer feiern können, haben sie das Neujahrsfest auf das Wochenende gelegt. Organisiert haben es zum größten Teil die Flüchtlinge selbst. Unterstützt wurden sie dabei vom Arbeitskreis Freizeit des Helferkreises nur in punkto Logistik und Einladungen.
Fast pünktlich um 13 Uhr sprachen die Asylbewerber dann am Sonntag ihre Begrüßungsworte: „Ladies and Gentlemen, vielen Dank, dass Sie hierher gekommen sind. Das Buffet ist eröffnet, bitte Essen.“ Das lassen sich Afghanen und Deutsche nicht zwei Mal sagen. Das Buffet war reichlich gefüllt mit Reis und Hühnchen, Salat und Kabuli – ein Reisgericht mit vielen Gewürzen, Karotten und Rosinen. Wie die afghanische Sitte es verlangt, natürlich viel zu viel. Auch die Deutschen brachten noch Kuchen und Kekse mit. Bunt gemischt saßen die Gäste zwischen ihren Gastgebern – selbst beim Essen hatte man sich viel zu erzählen.
Hier hat man gemerkt, wie gut der Kontakt zwischen Flüchtlingen und Helfern funktioniert und wie viel sie einander geben können. Nach dem Essen wurden schnell die Spielkarten ausgepackt und einige Asylbewerber spielten mit jungen Frauen des Helferkreises afghanische Kartenspiele. Andere machten einen interkulturellen Waldspaziergang und wieder andere nutzten das gute Wetter für schöne Fotos. Aus jeder Ecke hörte man die Menschen miteinander reden, mal in gutem, mal in bröckeligem Deutsch und natürlich auch auf Dari, der Landessprache Afghanistans. Wenn beim Kartenspielen ganz laut „Karra“ als Trumpf angesagt wurde, kam ganz schnell die Frage „Pik, oder?“ hinterher.
Noch um 17 Uhr hatte noch fast keiner die Veranstaltung verlassen. Die Asylbewerber waren mit großem Einsatz bei der Sache und man bekam von jedem einzelnen von ihnen die Bestätigung, dass es ihnen sehr gut gefallen hat. Sie waren mit dem Fest sehr zufrieden. Das freundschaftliche Miteinander von Helferkreis und Asylbewerbern lässt den Nachmittag unvergesslich werden. Hier funktioniert das interkulturelle Beisammensein.