Eigentümer sehen sich erneut zu diesem Schritt gezwungen, weil sie "keine wirtschaftliche Marktperspektive" sehen – Die Rahmenbedingungen seien "nicht tragbar" und "nicht verfassungskonform"
(ty) Die Eigentümer des hochmodernen Gaskraftwerks Irsching 5 – Uniper, N-Engie, Mainova und Entega – haben der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber „TenneT“ erneut die Stilllegung des Kraftwerksblocks angezeigt. Bereits vor zwei Jahren sahen sich die Unternehmen zu diesem Schritt gezwungen. Nun sehen sie auch nach dem 1. April 2018 laut eigenen Angaben „keine wirtschaftliche Marktperspektive des Kraftwerks“ und zeigen daher erneut ihren Willen zur vorläufigen Stilllegung an.
Parallel dazu – und aus den gleichen Gründen – hat Uniper als alleinige Eigentümerin des Gaskraftwerks Irsching 4 die vorläufige Stilllegung dieses Blocks ab dem 1. April 2018 ebenfalls angezeigt. Das wurde in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärt. Modernste Technik „Made in Germany“ altere auf der Reservebank, wird von den Eigentümern kritisiert. Die politischen Rahmenbedingungen verhindern ihrer Ansicht nach weiterhin den wirtschaftlichen Betrieb hocheffizienter Gaskraftwerke.
„Insbesondere hocheffiziente und moderne Gaskraftwerke wie Irsching 4 und 5 sind sehr gut geeignet, die stark schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne kurzfristig abzufedern“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Diese Absicherungsleistung, auf die sich jeder Stromkunde in Deutschland verlassen könne, werde jedoch nicht angemessen vergütet. „Vielmehr werden die Eigentümer durch gesetzliche Rahmenbedingungen gezwungen, diese Leistung zu nicht kostendeckenden Preisen zu erbringen“, wird dazu erklärt. Das ist für die Eigentümer „nicht tragbar“ und aus ihrer Sicht „zudem nicht verfassungskonform“.
Mit der Verabschiedung des Strommarktgesetzes im Sommer vergangenen Jahres wurde nach Dafürhalten der Unternehmen „die Chance vertan, ein nachhaltiges Marktdesign zu etablieren, um flexiblen und hocheffizienten Gaskraftwerken im Markt eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten“. Für die nächste Legislaturperiode sei es deshalb wichtiger denn je, „dass flexible Gaskraftwerke endlich ihren Platz neben den eneuerbaren Energien im Markt erhalten“. Die Forderung ist klar: Systemdienstleistungen, deren Bedeutung in den kommenden Jahren mit der Energiewende weiter wachsen werde, müssten leistungsgerecht entlohnt werden.
- Irsching 5 hat eine Leistung von 846 Megawatt und ging im Jahr 2010 in Betrieb. Mit einem Wirkungsgrad von 59,7 Prozent gehört es zu den modernsten Gaskraftwerken Europas. Es wird im Auftrag der Eigentümer-Gesellschaften von der Uniper-Kraftwerke-GmbH betrieben. Uniper hält 50,2 Prozent der Anteile, N-Ergie 25,2 Prozent, Mainova 15,6 Prozent und Entega neun Prozent.
- Irsching 4 mit 550 Megawatt Leistung ging 2011 in Betrieb und ist mit einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent eines der effizientesten Gaskraftwerke weltweit. Die beiden Kraftwerksblöcke fallen unter die so genannte Netzreserveverordnung. Das bedeutet, dass sie ausschließlich dann zum Einsatz kommen, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht wird. Das ist dann der Fall, wenn das Netz in Süddeutschland wegen temporärer Engpässe gestützt werden muss.
Kritik der Bundestagsabgeordneten Bulling-Schröter
Eva Bulling-Schröter, Linken-Bundestagsabgeordnete aus Ingolstadt, hat sich in einer Pressemitteilung zu dem erneuten Stilllegungs-Antrag zu Wort gemeldet. „Es ist höchst bedauerlich, dass das Gaskraftwerk Irsching am ausgestreckten Arm falscher Energiepolitik verhungert und weiterhin keine wirtschaftliche Perspektive hat“, erklärt sie. Aus klimapolitischer Sicht sei es „vollkommen absurd, dass Kohlekraftwerke munter billige Kohle verheizen können und damit den Strommarkt überschwemmen, während sauberere Gaskraftwerke abschalten müssen, weil sie rote Zahlen schreiben“.
Wie bereits vor zwei Jahren wurde von den Irsching-Betreibern nun die vorläufige Stilllegung beantragt. „Damit hat das Kraftwerk die Aussicht, weiterhin als Reservekraftwerk vergütet zu werden“, so Bulling-Schröter. „Während zwei der fünf Blöcke bereits endgültig stillgelegt sind, galten die übrigen drei Blöcke bislang als systemrelevant und erhielten für ihre Bereitstellung von Strom bei Engpässen und für die Netzstabilität eine Vergütung. Der Reserve-Status könnte nun nach Prüfung durch den Netzbetreiber verlängert werden.“
Auf dem Strommarkt habe Irsching – so die Abgeordnete – schon längst keine Chance mehr, in die schwarzen Zahlen zu kommen. „Würde man aber in Berlin eine dem Klimaschutz verantwortliche Strommarkt-Politik machen, könnten Gaskraftwerke wie das in Irsching eine wirtschaftliche Perspektive haben. Nicht nur, weil in wenigen Jahren die restlichen Atomkraftwerke vom Netz gehen, sondern vor allem weil sie für die Energiewende noch eine gute Zeitlang sehr wichtig sind.“ Denn sie könnten flexibel zugeschaltet werden, wenn der Wind nicht wehe und die Sonne nicht scheine. Stillgelegt gehören aus Sicht von Bulling-Schröter „die Klimakiller-Kohlekraftwerke in Deutschland, nicht hochflexible und effiziente Gaskraftwerke“.