Simone Solga darf man getrost als Synonym für kabarettistisches Sperrfeuer bezeichnen. Die scharfzüngige Wortakrobatin schießt mit Charme den Vogel ab – permanent. Gestern Abend trat sie in Unterpindhart auf.
Audio-Podcast: "Bayern ist nicht Deutschland" – Interview mit Simone Solga
Von Alfred Raths
Schneller als es ein ICE je sein wird, das ist Kabarettistin Simone Solga, wenn sie sprachliches Gas gibt auf der Bühne. In Unterpindhart war sie zu Gast mit ihrem Programm “Im Auftrag Ihrer Kanzlerin” und dort zündete Sie eine verbale Granate nach der anderen, oftmals doppeldeutig, immer zielsicher treffend. Schnelldenken ist bei diesem pointierten Sperrfeuer gefragt und gefordert. Unweigerlich stellt sich der Zuschauer die Frage: "Wann holt die Solga eigentlich Luft?" – und er hat bei diesem Tempo schon beinahe keine Zeit zum Lachen mehr. Wer jedoch die Mundwinkel nicht oben behalten kann, den hat die Solga schnell nach NSA-Vorbild im Visier und von der Bühne herab muss er sich – wie geschehen – dann anhören: "Sie haben überhaupt nicht die anatomischen Ressourcen zum Lachen." Doch, nebenbei bemerkt, kann auch die Kanzlersouffleuse mitunter ärgerlich werden, etwa wenn sie nach Unterpindhart anreist auf "Straßen, die schon zu Zeiten der Römer alt waren".
Der Kabarettistin entgeht scheinbar nichts, was sich unten in den Zuschauerrängen abspielt. "Bleiben Sie ihrem Stil treu, der kommt bestimmt wieder", muss sich ein Herr gefallen lassen. Zuvor hat bereits Umweltminister Peter Altmaier sein Fett weg bekommen, dem von ihr eine "deutliche Erhöhung erneuerbarer Versprechen" nachgesagt wird. Und Brigitte Zypries soll ja auch wieder im Kommen sein. Von der weiß Solga als Taschenträgerin der Bundeskanzlerin, dass sie bereits als frühere Justizministerin gesagt hat: "Im Kampf gegen die Todesstrafe müssen alle an einem Strang ziehen." Ausgelassen wird mit einer gnadenlosen Dramaturgie des Dauerplots nichts, was den Bundesbürger so alles widerfährt. Und in einer vielleicht schon liebenswürdig-frechen Art hat das spottende Nordlicht die Bayern, mit ihrem "Standgebläse" Ministerpräsident Horst Seehofer an der Spitze, im Visier. Das müssen sie halt aushalten können, wenn sie mitunter jedes Wort schonungslos auch den innersten Kern der Sache trifft. Doch wer andererseits als politisch mehr oder minder maßgebende Persönlichkeit in ihrem Programm namentlich nicht vorkommt, der müsste eigentlich in Nockherbergmanier beleidigt sein.
Solga hat ihr Publikum von Anbeginn im Griff, zieht es immer wieder in die Handlung mit hinein und lässt es bis zum Ende nicht mehr los; doch das will es wohl auch überhaupt nicht. Die Leute hängen ihr förmlich an den Lippen. Immer in der Erwartung eines Knallers. Und der kommt bei ihr so sicher wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche. Schier atemberaubend ist das, was die Frau da auf der Bühne leistet – und das mit einer Wucht, die einfach erlebt werden muss. Wer da jemals behauptet hat, das deutsche Kabarett sei schon moribund, der sollte mal zur Solga gehen.
In der Region ist Simone Solga übrigens erst wieder am 29. März in der Ingolstädter Eventhalle am Westpark zu erleben.