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Die Grünen im Stimmkreis Pfaffenhofen haben heute Nachmittag die personellen Weichen für die anstehenden Wahlen gestellt.

(zel) Die Grünen im Stimmkreis Pfaffenhofen schicken Wilhelm Reim (37) aus Gerolsbach in den Landtags-Wahlkampf, für den Bezirkstag kandidiert Norbert Ettenhuber (53) aus Baar-Ebenhausen. Beide wurden heute Nachmittag bei einer Versammlung in der Kreisstadt offiziell nominiert. Der Stimmkreis umfasst den Landkreis Pfaffenhofen bis auf die Gemeinden Gerolsbach, Hohenwart und Scheyern. Deshalb konnte Reim zwar als Direkt-Kandidat gewählt werden, durfte aber selbst nicht mit abstimmen. 

Reim ist 37 Jahre alt, Diplom-Betriebswirt, Gebäudereiniger-Meister und Energieberater. Tätig ist er vor allem als Trainer und Consulter, leitet Schulungen im Handwerksbereich Gebäude-Management. Außerdem ist er staatlich geprüfter Desinfektor. Engagiert ist er bei der Gerolsbacher Feuerwehr und beim Pfaffenhofener THW. Zuletzt leitete er den Pfaffenhofener Ortsverband der Grünen, musste diesen Posten aber wegen seines Umzugs nach Gerolsbach aufgeben. Zur neuen Doppelspitze der Kreisstadt-Grünen wurden heute – wie berichtet – Barbara Wohlschläger und Theresa Stumpf gewählt.

 

In seiner Bewerbungsrede versicherte Reim, leidenschaftlich für Klima- und Umweltschutz zu kämpfen, um eine lebenswerte Zukunft für Mensch und Natur zu sichern. Einen dritten bayerischen Nationalpark begrüßt er, vermisst aber bislang noch die nötige Aufklärungsarbeit der Regierung. Er sprach sich klar für die Abschaffung der 10H-Regelung bei Windrädern aus, damit mehr Anlagen errichtet werden könnten und so die Energiewende befördert werde. Strom-Importe aus anderen Ländern schwächen seiner Meinung nach die bayerische Wirtschaft. 

Die Grünen, so Reim, müssten die Notbremse beim Flächenfraß und bei der Bodenversiegelung ziehen. Ein Bündnis aus den bayerischen Grünen und der ÖDP sowie der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat bekanntlich ein Volksbegehren gegen den ausufernden Flächenverbrauch gestartet. Das Motto: "Damit Bayern Heimat bleibt: Betonflut eindämmen." Im Freistaat verschwinden jeden Tag 13 Hektar Land unter Asphalt und Beton – das entspricht jährlich einer Fläche so groß wie der Ammersee, rechnen die Grünen vor. „Wir wollen eine verbindliche Höchstgrenze von durchschnittlich fünf Hektar pro Tag für den Flächenverbrauch einführen“, betonte Reim. Denn Flächen zu sparen, das bedeute auch Arten- und Hochwasserschutz.

 

Reim will eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt und selbstbestimmt zusammenleben können, und fordert Chancengleichheit unabhängig von der Nationalität – in der Schule, bei der Arbeit und in der Politik. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und der hiesige Landtags-Abgeordnete Karl Straub (CSU) machen sich nach Dafürhalten von Reim „zu Advokaten misslingender Integration“, wenn sie Menschen, die auf unbestimmte Zeit in Deutschland leben werden, eiskalt von ihren Familien trennten. Umso schändlicher sei das, wenn man sich gleichzeitig zum Hauptvertreter bayerischer Rüstungsschmieden aufschwinge, die weiterhin an Diktatoren und in Krisengebiete exportiere. 

Die Transit-Zentren für Flüchtlinge, wie etwa in Manching und Ingolstadt, kritisiert Reim nicht nur als bayerischen Alleingang, sondern sieht sie als gescheitert. Seine Forderung: „Schluss mit der Konzentration von Menschen in Lagern.“ 

Reim will den Öko-Landbau fördern, um die natürlichen Ressourcen zu schonen und die steigende Nachfrage an Bio-Lebensmitteln zu bedienen. Er setzt sich ein für bessere Bedingungen in der Tierhaltung und will die bäuerliche Landwirtschaft gegenüber den Betrieben mit Massentierhaltung gestärkt wissen. „Wir schützen Landwirtschaft und Natur vor Gentechnik und wir verbessern den Verbraucherschutz.“ Dass die EU, mit umstrittener Zustimmung Deutschlands, den Einsatz des Unkrautvernichtungs-Mittels Glyphosat für weitere fünf Jahre gestattet hat, ist für Reim eine „riesige Umwelt-Schweinerei“. 

Der 37-Jährige wirbt für den flächendeckenden Ausbau echter, gebundener Ganztagsschulen, bei denen sich Lern- und Erholungsphasen über den Tag verteilen. Beim Übertritt nach der Grundschule sollten die Eltern mitentscheiden, auf welche Schule ihr Kind künftig gehe. Gemeinden sollen seiner Ansicht nach das Recht bekommen, Gemeinschaftsschulen einzurichten, in denen Kinder länger gemeinsam lernen. Kinder mit Behinderungen würde Reim aus den Sondereinrichtungen herausholen und in die Regelschulen aufnehmen.

Ein unabhängiges Beschwerde-System, so Reim zur Innenpolitik, solle die Polizei nicht unter Generalverdacht bringen, sondern im Gegenteil Bürger und Polizei besser in Kontakt bringen. Der Verfassungsschutz wird seiner Meinung nach seiner Verantwortung nicht gerecht – Reim fordert, die parlamentarische Kontrolle auszuweiten. Er stehe für eine wirkungsvolle Innenpolitik, die dynamisch sei sowie auf neue Herausforderungen rechtsstaatlich und zielgerichtet reagiere. 

Der Einsatz von Antibiotika muss laut Reim sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin reduziert werden, darf nur gezielt und sachgerecht erfolgen. Multiresistente Keime seien eine ernste Bedrohung. Reim fordert ein Verbot von so genannten Reserve-Antibiotika in der Tierhaltung. „Wenn wir nicht endlich entschieden gegen die Resistenzbildung vorgehen, werden die Auswirkungen gravierend sein“, sagte Reim gegenüber unserer Zeitung. „Bis 2050 könnten weltweit zehn Millionen Menschen an Infektionen durch multiresistente Erreger sterben. Das muss verhindert werden.“ Bis zu 30 000 Patienten, so Reim, sterben jährlich an den Folgen multiresistenter Keime; 400 000 bis 600 000 Menschen erkrankten an solchen Infektionen in deutschen Kliniken. Nur 40 Prozent der Vollzeit-Stellen für Hygiene-Fachkräfte seien in bayerischen Kliniken besetzt.

 

Reim wurde mit 15 von 15 Stimmen zum Direkt-Kandidaten der Grünen für die Landtags-Wahl im kommenden Jahr gekürt. Nobert Ettenhuber wurde mit 14 von 15 Stimmen zum Bezirkstags-Kandidaten gewählt. Er ist 53 Jahre alt, wohnt in Baar-Ebenhausen, ist verheiratet und hat ein Kind. Ettenhuber leitet seit rund acht Jahren zusammen mit Kerstin Schnapp den Kreisverband der Grünen, verdient sein Geld als Fluggeräte-Mechaniker bei Airbus in Manching und frönt in seiner Freizeit der Jagd. 

Bei der Landrats-Wahl im Mai dieses Jahres hatte Ettenhuber 12,77 Prozent der Stimmen erhalten. Amtsinhaber Martin Wolf (CSU) wurde mit 74,6 Prozent wiedergewählt; FDP-Kandidat Franz Niedermayr holte 12,63 Prozent. Als wichtige Themen, die es auch auf Bezirks-Ebene anzupacken gilt, nannte Ettenhuber heute die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und den sozialen Wohnungsbau. Außerdem seien der demografische Wandel sowie die daraus resultierende, immer älter werdende Gesellschaft eine große Herausforderung.

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