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Autos aus dem Fuhrpark sollen von den Bürgern ausgeliehen werden können – auch in den Umland-Gemeinden. 

(ty) Die Pfaffenhofener Stadtwerke sind bei einem bundesweiten Wettbewerb für ein betriebliches Mobilitäts-Konzept ausgezeichnet worden. Das Kommunalunternehmen will aktiv werden und Anreize schaffen, auf das Fahrrad oder einen Elektro-Roller umzusteigen, und präsentiert zudem die Idee eines "Corporate-Car-Sharing"-Angebots. Umweltfreundliche Autos aus dem Stadtwerke-Fuhrpark sollen während der Zeiten, in denen sie dienstlich nicht gebraucht werden, von den Bürgern ausgeliehen werden können. Behörden und Unternehmen können sich bereits vorstellen, diesem Beispiel zu folgen, heißt es.

 

Wie heute bekanntgegeben wurde, fand die Preisverleihung bereits am 13. Dezember auf der Fachtagung "mobil gewinnt" im Berliner Umweltforum statt. Überzeugt hat das Pfaffenhofener Konzept nach eigener Darstellung die Jury, weil es umweltfreundliche Mobilität vor Ort fördern und zugleich ein dichtes Mobilitätsnetz für die Umland-Gemeinden schaffen will. Von der Kreisstadt in die Kommunen soll das Konzept getragen werden, indem Stadtwerke-Mitarbeiter zum Beispiel mit einem Auto aus dem Fuhrpark nach Hause fahren – und es dort dann eben Interessierten zur Verfügung steht. 

Bei "mobil gewinnt" – einer gemeinsamen Initiative des Bundesverkehrs- und des Bundesumweltministeriums – werden besonders innovative und kluge Ideen für umweltschonende Mobilität prämiert. Preise werden in verschiedenen Kategorien vergeben: "kleine und mittlere Betriebe", "Großbetriebe", "überbetriebliche Verbund-Projekte" und "öffentlich-private Kooperationen". In letztgenannter Kategorie haben die Pfaffenhofener Stadtwerke mit ihrem Mobilitätskonzept überzeugt.

Stefan Eisenmann, der Chef des Kommunalunternehmens, nahm den mit 2000 Euro dotierten Preis entgegen. Doch diese Summe ist wohl eher symbolisch zu sehen im Vergleich zu den Vorteilen, die sich aus der Auszeichnung ergeben könnten: Als Gewinner können die Stadtwerke nämlich nach den Worten von Eisenmann nun Fördermittel beim Bundesverkehrsministerium beantragen. Das seien "gute Aussichten für einen erfolgreichen Start des ambitionierten Corporate-Car-Sharing-Angebots". 

 

Das sähen auch einige Ämter und Unternehmen so, ließ die Stadtwerke heute wissen: Wenn die Testphase erfolgreich abgeschlossen sei, hätten bereits die Stadt Pfaffenhofen, das Landratsamt und die Bäckerei Wiesender ihr Interesse an einer Kooperation bekundet. Will sagen: Sie könnten sich vorstellen, das Konzept zu übernehmen beziehungsweise zu erweitern und Autos aus ihrem Fuhrpark ebenfalls für Car-Sharing zur Verfügung zu stellen. So würde das Netz freilich noch dichter gewoben und das Angebot erweitert. 

Das ausgezeichnete Konzept, das unter dem Stichwort "betriebliche Mobilität" nun zunächst einmal von den Stadtwerken als Vorreiter auf die Straße gebracht werden soll, sieht mehrere Schritte vor. Die Stadtwerke bauen zunächst einmal vor allem in Elektro- oder Erdgas-Fahrzeuge entsprechende Car-Sharing-Module ein – also die nötige Hard- und Software, die dann das zeitweise "Ausleihen" von Fahrzeugen ermöglicht. Außerhalb der Arbeitszeiten, wenn die Fuhrpark-Autos also dienstlich nicht genutzt und nicht gebraucht werden, sollen dann Unternehmens-Mitarbeiter ebenso wie Bürger und Vereine sich diese ausleihen können. 

Flankiert werde dieses Angebot von weiteren Bausteinen, die weg vom Individualverkehr mit Verbrennungsmotor und hin zu günstigeren, umweltfreundlicheren Fortbewegungsmitteln führen sollen – zum Beispiel zu Fahrrad oder Elektro-Roller. Die Stadtwerke wollen deshalb Drahtesel und E-Roller anschaffen, die nach demselben Prinzip ausgeliehen werden können. Die Ziele, welche die Stadtwerke damit verfolgen: "Weniger Benzin- und Diesel-Fahrzeuge auf den Straßen und mehr Parkraum in Lebensraum umwandeln."

 

Das Konzept habe "überzeugt und beeindruckt", sagt Stadtwerke-Chef Eisenmann, "weil wir uns damit für einen umfassenden Ansatz entschieden haben, der den Menschen eine ganze Reihe an neuen Mobilitäts-Varianten eröffnet". Und: "Dabei verringern wir mit einer großen und attraktiven Palette an umweltfreundlichen Fortbewegungs-Alternativen im Sharing-Prinzip Feinstaub, Stau & Co." 

Das Konzept biete aber noch weitere Vorteile: Wer das Car-Sharing-Angebot annehme, brauchte keinen Zweitwagen oder vielleicht gar kein eigenes Auto mehr. Er könne dann zum Beispiel seine Garage anderweitig nutzen. Außerdem fielen die Fixkosten weg, die ein eigener Pkw mit sich bringe – von der Steuer über den TÜV bis hin zu lästigen Reparaturen. "Wenn der Car-Sharing-Nutzer ein Auto braucht, wählt er einfach das passende Modell aus – vom Kleinwagen bis zum Kombi", erklären die Stadtwerke. "Für kurze Wege und kleine Besorgungen stehen Fahrräder oder Elektro-Roller zur Ausleihe bereit." 

"Interessant ist das natürlich auch und besonders für die Bürger in den umliegenden Gemeinden", so Eisenmann. "Gerade hier schaffen wir für die, die sich vom eigenen Auto trennen wollen oder keines besitzen, ein dichtes Mobilitätsnetz und damit ein attraktives Angebot, jederzeit den passenden fahrbaren und umweltfreundlichen Untersatz zu haben."

 

Unternehmen oder Privatleute, die ihr Auto für das Corporate-Car-Sharing zur Verfügung stellen, profitieren nach Mitteilung der Stadtwerke ebenfalls: Sie sollen demnach im ersten Jahr eine Monatspauschale erhalten. Wie hoch diese ausfalle, das hänge von der Verfügbarkeit ihres Fahrzeugs ab. Außerdem seien sie an den Einnahmen beteiligt, die ihr Auto über die "Ausleihe" einbringe. 

Bei den Stadtwerken spricht man von einer "Win-Win-Situation für alle" und erklärt: "Bürger ohne eigenes Auto werden mobil, die Autobesitzer verdienen dann, wenn sie mal nicht fahren, und die Luft wird sauberer, weil durch das Corporate-Car-Sharing-Angebot Anreize für das schadstofffreie Fahren mit Elektro- und Erdgas-Fahrzeuge geschaffen werden."

Wenn die ersten Autos um- und aufgerüstet seien sowie das Sharing-Projekt angelaufen sei, dann wollen die Stadtwerke einen weiteren Baustein für die Angebotspalette aus der Schublade holen. Auch Pedelecs und Elektro-Lastenräder sollen letztlich über das "Teil- und Leihmodell" an den Start gehen.

 

Stolze Preisträger bei "mobil gewinnt": Stadtwerke-Chef Stefan Eisenmann (2. v. l.) und Fuhrpark-Leiter Peter Krause; hier mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (rechts). Foto: Rainer Kant 


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