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Die FDP nominierte ihn einhellig zum hiesigen Direkt-Kandidaten.

(zel) Es ist ein Paukenschlag: Josef Schäch (70), Ex-Bürgermeister von Wolnzach und früherer Landrat von Pfaffenhofen, tritt bei der Landtags-Wahl im nächsten Jahr für die FDP als Direkt-Kandidat an. Der inzwischen parteilose Kommunalpolitiker wurde am heutigen Mittwochabend bei der Nominierungs-Versammlung der Liberalen in Rohrbach einhellig aufs Schild gehoben. Zum Listen-Kandidaten wurde FDP-Kreischef Thomas Neudert (42) gewählt, der sich kürzlich um ein Mandat im Bundestag beworben hatte. Zum Direkt-Bewerber für den Bezirkstag wurde der Pfaffenhofener Allgemeinarzt und FDP-Kreisrat Wolfgang Moll (57) gekürt; Listen-Kandidat ist Franz-Josef Bachhuber (59) aus Freising, der in seinem Wahlkreis Direkt-Bewerber ist.

Die Nominierung von Schäch ist wohl für die meisten eine faustdicke Überraschung. Man habe sich "lange Gedanken gemacht" über den Bewerber für die Landtags-Wahl, räumte FDP-Kreischef Neudert vor elf stimmberechtigten Mitgliedern ein. Die CSU bezeichnete er als "angeschlagen" und deren örtlicher Kandidat, CSU-Kreischef Karl Straub, sei "schwach". Man wolle "jemanden dagegensetzen, der ein Kaliber ist", sagte Neudert und präsentierte keinen Geringeren als Josef Schäch – einst bei den Freien Wählern, heute parteilos. Der  Unternehmer Schäch sei jemand, der Visionen habe und für den Stillstand ein Fremdwort sei.

Schäch ist seit 1984 in der Kommunalpolitik, von 1990 bis 2008 war er Bürgermeister von Wolnzach. Im Jahr 2008 wurde er zum Pfaffenhofener Landrat gewählt, jagte damals den langjährigen Amtsinhaber Rudi Engelhard (CSU) vom Stuhl. Doch seine Amtszeit währte nur kurz. Schäch wurde 2010 suspendiert und später seines Amtes enthoben. Im "Fall Schäch" ging es um Vorgänge aus den Jahren 2007 und 2008 in der Gemeinde Wolnzach. Der Vorwurf lautete: Rathauschef Schäch habe illegale Kassenkredite aufgenommen – am Gemeinderat vorbei. Durch diese Kassenkredite, so war ihm vorgehalten worden, seien der Kommune Zinsbelastungen in Höhe von mehr als 180 000 Euro entstanden. Als im Sommer 2010 das Urteil des Landgerichts – zwei Jahre Haft auf Bewährung – gesprochen wurde, war Schäch bereits Landrat, aber wegen der im Raum stehenden Vorwürfe bereits vorläufig suspendiert.

Schäch gab indes nicht auf, stellte beim Bundesgerichtshof (BGH) Antrag auf Revision – und blitzte ab: Im Mai 2011 wurde sein Antrag zurückgewiesen. Er hatte damit seinen Landrats-Posten verloren, wurde amtsenthoben, und das Ganze hatte zudem gravierenden Folgen für seine Pensions-Ansprüche, die ihm daraufhin gestrichen wurden. Schäch schien ganz unten angelangt: "Es gab Zeiten, da habe ich überlegt, welchen Strick und welchen Baum ich nehmen soll“, sagte er einmal der Süddeutschen Zeitung über diese Zeit.

Von Schäch wollte nun keiner mehr etwas wissen. Er selbst mied die Öffentlichkeit, auch seinen Posten als Kreisvorsitzender der Freien Wähler hatte er längst aufgegeben. Politisch schien es das gewesen zu sein für den einstigen Macher. Doch dann, wie aus dem Nichts, meldete sich Schäch im November 2012 zurück: Das Bundesverfassungsgericht gab seiner Beschwerde statt. Denn die obersten Wächter über das deutsche Grundgesetz sahen Schächs Verurteilung wegen Untreue nicht ausreichend begründet – sie hoben das Urteil auf und verwiesen den Fall zurück ans Münchner Landgericht. Wo es dann zur Neuauflage des Prozesses kam. 

Damit ging es vor dem Landgericht erneut um die grundsätzliche Frage, ob durch das Verhalten des damaligen Bürgermeisters Schäch der Gemeinde Wolnzach ein finanzieller Schaden entstanden ist. Denn ist ein Schaden nicht klar nachzuweisen, ist es auch keine Untreue. Schäch selbst hatte für sich stets reklamiert, seinerzeit nach bestem Wissen und Gewissen für den Markt Wolnzach gehandelt zu haben. Er habe nichts in die eigene Tasche gesteckt und der Gemeinde sei kein Schaden entstanden, befand er. Im Gegenteil, das Geld sei für Bau-Projekte verwendet worden, die der Kommune genutzt hätten und die der Gemeinderat auch beschlossen habe. "Ich habe verwaltungsrechtlich einen Fehler gemacht", sagte Schäch damals, "aber ich bin kein Verbrecher." 

Letztlich wurde das Strafverfahren gegen Schäch eingestellt, der Fall kam zu den Akten. Strafrechtlich ist die Angelegenheit inzwischen erledigt, wie Schäch jetzt gegenüber unserer Zeitung bestätigte. Er hatte eine Geldauflage bezahlt, zu einer Verurteilung war es nicht gekommen. Das disziplinar-rechtliche Verfahren gegen ihn laufe allerdings immer noch, sagte er heute – seine Pensions-Ansprüche seien aktuell noch auf 70 Prozent gekürzt. Wichtige Mitglieder der FDP hätten sich damals – im Gegensatz zu Vertretern anderer Parteien – nicht an den Vorverurteilungen beteiligt und seien nicht auf Distanz zu ihm gegangen, sagte Schäch heute. Auch deshalb trete er jetzt für die Liberalen an.

Schäch sprach heute von einer "fast zehnjährigen politischen Zwangs-Abstinenz". Nun will er es offensichtlich noch einmal wissen und würde die Politik gerne wieder zu seinem Beruf machen. Im Wolnzacher Gemeinderat und im Pfaffenhofener Kreistag sitzt er bereits seit 2014 wieder. "Ich wollte so nicht aufhören", sagte er mit Blick auf das Aufsehen erregende und ungewollte Ende seiner Zeit als Landrat. Nach seiner einhelligen Nominierung zum Landtags-Kandidaten der FDP im hiesigen Wahlreis erklärte er: "Ich nehme die Wahl an und wünsche mir, dass ich niemanden enttäuschen muss." Was der ehemalige bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil, der heute zu Gast war, mit den optimistischen Worten kommentierte: "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in der Landtags-Fraktion."

FDP-Kreischef und Landtags-Listen-Kandidat Thomas Neudert (von links), Ehrengast und Ex-Wirtschaftsminister Martin Zeil, Landtags-Direkt-Kandidat Josef Schäch, Bezirkstags-Direkt-Kandidat Wolfgang Moll, Bezirkstags-Listen-Kandidat Franz-Josef Bachhuber.


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