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Event in der Berufsfachschule, Eintritt frei. Hier ein kleiner Musik-Vorgeschmack und ein Interview mit Dustin Struwe alias Dena.

(ty) Er gibt der Pflege eine Stimme: Dustin Struwe alias Rapper Dena ist begeisterter Altenpfleger. Er zeigt mit seiner Musik, wie wertvoll der Pflegeberuf ist. Am heutigen Freitag zwischen 18 und 21 Uhr tritt er in der Berufsfachschule an der Michael-Weingartner-Straße in Pfaffenhofen auf. Besucher können an diesem Abend zugleich die Schule, die auf dem Gelände der Stadtwerke untergebracht ist, kennenlernen und zugleich mehr über die Ausbildung Pflegefachhilfe (Altenpflege) erfahren. Für einen kleinen Imbiss ist gesorgt, der Eintritt ist frei. Hier sehen Sie einen kleinen Vorgeschmack auf Denas Musik und lesen ein Interview mit ihm.

Die Berufsfachschule für Altenpflegehilfe in Pfaffenhofen wurde 2015 gegründet und ist seit vergangenem Jahr staatlich anerkannt. Sie gehört zur "Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste" (GGSD) und damit zu einem bayernweiten Verbund von Bildungseinrichtungen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Soziales. Die GGSD betreibt an zwölf Standorten in Bayern staatlich anerkannte Fachschulen, Berufsfachschulen und Fachakademien und bietet ein umfangreiches Spektrum an Fort- und Weiterbildungen. Die Bandbreite reicht von der Helferausbildung bis hin zu akademischen Abschlüssen.

Die Ausbildung zum Pflegefachhelfer oder zur Pflegefachhelferin (Altenpflege) dauert ein Jahr und verteilt sich auf 800 Stunden Unterricht sowie 650 Stunden Praktikum in einer Einrichtung der Altenhilfe. Nach erfolgreichem Abschluss können Pflegefachhelfer als Begleiter und Helfer für Senioren zum Beispiel in Pflegeheimen, Senioren-Wohneinrichtungen oder Tagespflege-Einrichtungen arbeiten, um dort die pflegerische Grundversorgung zu sichern oder die examinierten Fachkräfte zu unterstützen. Außerdem legt der Abschluss einen Grundstein für die Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger und kann diese um ein Jahr verkürzen.

Alle Interessenten müssen neben der gesundheitlichen Eignung bis zum Ausbildungsbeginn das 17. Lebensjahr (auf Antrag ab 16) vollendet haben und über einen Hauptschul-Abschluss – oder einen vergleichbaren Schulabschluss – verfügen. Vor Ausbildungsbeginn empfiehlt sich für Bewerber, die noch keine Erfahrungen in der Altenpflege sammeln konnten, außerdem ein kurzes "Schnupperpraktikum". Nähere Informationen zur Ausbildung und zur Anmeldung gibt es unter der Telefonnummer (0 84 41) 45 28 97 -0 sowie unter www.ggsd.de

Anlässlich seines Auftritts heute in der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe in Pfaffenhofen haben wir mit Dustin Struwe aka Dena über seinen Beruf und seine Berufung gesprochen.

Dena, was bedeutet der Beruf des Altenpflegers für dich?
Dena: Der Beruf des Altenpflegers ist für mich einer der wichtigsten Berufe, die wir haben. Leider bekommt dieser Beruf nicht die gesellschaftliche Anerkennung, die er eigentlich verdient. Es gibt immer noch viele negative Klischees, aber wir sind auf einem guten Weg, dass der Beruf endlich in seinem Wert wahrgenommen wird. Ich selber bin mit der Pflege sehr, sehr gereift. Jetzt bin ich schon neun Jahre in dem Beruf und es gibt Bewohner, die ich schon so lange kenne und zu denen ich noch immer privaten Kontakt pflege. Das ist unfassbar schön, womit ich beim Vergleich Krankenpflege – Altenpflege wäre: Ein Krankenpfleger baut nie diese emotionale Bindung zu den Patienten auf, im Krankenhaus gibt es ein Kommen und Gehen wie am Fließband. Dagegen haben wir Altenpfleger eine Bindung zu den Menschen, die wir pflegen. Das ist für mich sehr wichtig, weshalb ich diesen Beruf auch als Berufung erlebe.
Klar gibt es Tage, an denen man mal nicht so gut drauf ist und an denen die Kommunikation mit den Bewohnern weniger gut gelingt. Aber im Großen und Ganzen geben mir die Bewohner sehr viel zurück, sei es Nähe, Dankbarkeit oder ein Lächeln. Ich gehe lieber mit dem Lächeln eines Bewohners in den Feierabend, als wenn ich meine Doku voll toll ausgefüllt habe.

Wie verlief dein bisheriger Berufsweg und wo arbeitest du aktuell?
Dena: Ich hatte vor zehn Jahren, da war ich 16, meinen Realschul-Abschluss in der Tasche. Schon damals wollte ich Altenpfleger werden, also hatte mich beworben, bekam aber nur Absagen, weil ich noch zu jung war. Solche Regeln finde ich sehr hinderlich – warum soll man sich nicht schon mit 16 Jahren für diesen Beruf entscheiden können? Die erforderliche Reife mag man in dem Alter zwar noch nicht haben, doch kommt das doch mit der Zeit. So gehen der Altenpflege viele junge Leute verloren – die sagen sich, wenn ich mit 16 nicht darf, dann will ich mit 20 auch nicht mehr und suche mir etwas anderes. Jedenfalls hatte ich mit 14 ein zweiwöchiges Praktikum in der Pflege gemacht und wusste schon damals, dass das mein Beruf ist. Nachdem ich wie gesagt mit 16 keine Ausbildungsstelle bekommen hatte, machte ich erst einmal ein freiwilliges soziales Jahr und sammelte auf diese Weise erste Erfahrungen in der Pflege. Im Alter von 17 Jahren begann ich dann eine Ausbildung zum Altenpfleger in der Seniorenresidenz Curanum in Rödental bei Coburg. Dort gefiel es mir sehr gut und ich blieb ganze sechs Jahre, bis ich merkte, dass ich noch mehr lernen und erfahren möchte. Also wendete ich mich der ambulanten Intensivpflege zu und erweiterte bei verschiedenen Trägern mein Spektrum in der häuslichen Pflege unterschiedlichster Pflege- und Altersstufen. So kam ich zur Intensivpflege und arbeite mittlerweile seit einem Jahr für die Fazmed-GmbH und betreue eine WG mit drei intensivpflegebedürftigen Patienten.

Wie kamst du zur Musik und speziell zum Rap?
Dena: Ursprünglich komme ich ja aus Berlin. Ich bin in der Berliner Rap-Szene groß geworden. Klar kommt man da auch mit prominenteren Musikern in Kontakt und trifft sich hin und wieder mit Leuten wie Bushido oder Sido. Ich bin schlicht ein Rap-Fanatiker. Für mich gibt es kein anderes Musik-Genre, es existiert nur das. Ich habe schon Beats für viele Künstler produziert, davon haben es auch einige auf Alben geschafft. Als ich mit Anfang 20 gerade ausgelernt hatte, wurde ich in der Arbeit mit zwei Sterbefällen konfrontiert, was mir sehr nahe ging und mich beruflich in eine Krise brachte. Ich fühlte mich zerrissen zwischen Trauer und dem Anspruch, funktionieren zu müssen. Das hat mich dazu gebracht, meinen Beruf in der Musik zum Thema zu machen, meine Erfahrungen zu verarbeiten und darüber zu rappen. Das mache ich nun seit vier Jahren, dabei sind vier Platten mit über 40 Songs entstanden.

Was möchtest du mit deiner Musik bewirken?
Dena: Es ist großartig, der Pflege durch Musik eine Stimme zu geben. Und es ist cool und funktioniert sehr gut. Ich hab das erst kürzlich auf der Altenpflege-Messe in Hannover erlebt: Es gibt da trockene Vorträge über alle möglichen Themen wie Generalistik, Pflegemanagement oder Pflegedokumentation. In der Regel sitzen da dann zehn Leute, die mehr oder weniger gespannt zuhören. Und dann kommt so ein 26-jähriger Typ, der 'ne Melodie laufen lässt und die Leute bleiben stehen. In wenigen Minuten hatten wir an die 100 Leute am Messestand. Krass, was Musik schafft. Das Thema Pflege mit Musik zu verbinden, das ist neu, das macht in Deutschland noch fast keiner. Rap ist dafür ideal, denn die Texte können unglaublich viel transportieren. Rap ist eben nicht nur der harte, gangstermäßige Sound, er kann durchaus auch sozial, schlau und witzig sein und zum Nachdenken anregen. Seit zweieinhalb, drei Jahren bekomme ich täglich Nachrichten wie "Hey, ich hör deine Musik vor meinen Diensten", "Ich fahr mit deinen Songs zur Arbeit", "Ich hab deine CDs bei mir im Auto und hör die auf dem Weg zur Arbeit und bin mega motiviert!". Sätze wie diese sind das Beste, was einem passieren kann. Es war schon immer mein Traum, Leute mit meiner Musik zu motivieren und zu sagen: "Hey, Pflege ist cool – hört mal genauer hin!"

Engagierst gierst du dich auch über die Musik hinaus für die Pflege?
Dena: Auf kleinere Weise bin ich auch politisch unterwegs. So habe ich mich vor knapp zweieinhalb Jahren einmal mit Jens Spahn getroffen, dazu gibt es auch ein Video auf Youtube (

). Das ist aus heutiger Sicht auch ganz witzig, da Jens Spahn ja nun Gesundheitsminister ist. Mal sehn, ob mein Crashkurs Pflege, den ich ihm damals gegeben habe, nachhaltig war. Nebenbei bin ich Juror bei "Pfleger des Jahres" über die Kampagne "Herz und Mut". Dieses Jahr bin ich das zweite Mal dabei. Ansonsten bin ich in meinem Job als Altenpfleger auch Praxisanleiter. Ich bilde sehr gerne aus – zumal ich selbst während der Ausbildung kein einfacher Schüler war. Wie das in der Jugend nun einmal so ist, da legt man Prioritäten oft außerhalb der Pflicht. Und dafür habe ich immer noch Verständnis, gerade weil ich während meiner Ausbildung selbst so manchen schmerzhaften Lernprozess durchmachen musste. Dank meines Praxisanleiters habe ich damals zum Glück schnell die Kurve gekriegt, wobei mir die Praxis mehr liegt als die Theorie. Was bringt mir der beste Theoretiker mit nur Einsen im Zeugnis, wenn er mit den Patienten nicht umgehen, nicht kommunizieren kann, nicht empathisch ist? Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie du aus großen Schwierigkeiten wieder herauskommst – wenn du nur willst.

Welchen Bezug hast du zur GGSD?
Dena: Das erste Jahr meiner Ausbildung pendelte ich über 100 Kilometer einfach zwischen meinem Arbeitgeber in Rödental bei Coburg und einer Schule in Ebermannstadt. Zum Glück änderte sich das im zweiten Ausbildungsjahr, als mein Arbeitgeber begann, mit der GGSD in Coburg zu kooperieren. Ich war mit der GGSD sehr zufrieden. Alicja Kulisch war eine meiner Lieblingslehrerinnen. Sie hat einfach Biss und hat als meine Praxislehrerin mein Berufsbild geprägt. Witzig ist natürlich, dass ich jetzt mit Frau Kulisch wieder Kontakt habe: Sie ist mittlerweile Schulleiterin in Pfaffenhofen, wo ich jetzt auftreten darf. Wenn die GGSD den Ruf hat, den sie hat – und der ist sehr gut – dann hat man mit Frau Kulisch eine Lehrerin, die den Ruf dahin gebracht hat und ihn bestimmt auch noch weiter bringt. Ansonsten gibt es in der Pflege wohl nichts, was größer ist als die GGSD, die hat einen Namen. Meine Ausbildung bei der GGSD war sehr fachlich, sie hat mir sehr viel Spaß gemacht – sicher haben auch die Ausflüge dazu beigetragen, dass ich gerne an diese Zeit zurückdenke. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Ausflug mit Frau Kulisch zum Thema "Sex im Alter". Das ist ein Tabuthema, mit dem man erst einmal lernen muss umzugehen. Frau Kulisch ging das Thema völlig unverkrampft an – sie besuchte mit uns ein Hospiz, in dem wir mit Bewohnern und Pflegern ganz offen über dieses Thema sprechen konnten.


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