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Bayerischen Ermittlern ist ein enormer Schlag gegen die internationale Rauschgift-Kriminalität gelungen. Hier lesen Sie, wie es dazu kam.

(ty) Spektakulärer Fall, großer Erfolg der Ermittler. Rückblende: Im September vergangenen Jahres finden Angestellte zeitgleich in zehn bayerischen Supermärkten knapp 200 Kilogramm Kokain – in unverdächtigen Bananenkisten versteckt. Sie rufen die Polizei. Wo kommen die Drogen her? Wo sollte der Stoff hin? Die Beamten der „Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift“ des bayerischen Landeskriminalamts und des Zollfahndungsamts München (GER Südbayern) beginnen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Landshut, die Spur der Bananenkisten zu verfolgen. Sie führt sie nach Südamerika – nach Ecuador.

Dort verstecken Drogendealer das Kokain – Ein-Kilogramm-Pakete – in unverdächtigen Bananenkisten. Mit dem Obst transportieren dann Schiffe das illegale Pulver von Ecuador zum Hamburger Hafen. Von dort aus werden die Bananen per Lkw in Reifereien in ganz Deutschland gebracht, wo sie bedampft werden, damit sie nachreifen. In diese Hallen brechen die bewaffneten Täter ein, um an „ihre“ Drogen zu gelangen.

 

So dringen sie von Juli vergangenen Jahres bis April dieses Jahres immer wieder in die Reifehallen einer großen Import-Firma ein. Die Tatorte: Im Juli vergangenen Jahres in Hessen, im Oktober im Saarland, im November in Nordrhein-Westfalen, diesen Februar 2018 dann in Hessen, Ende März auch in Bayern. Nach den Einbrüchen bleiben nur die Bananen zurück – und die Kisten sind um viele Kilogramm leichter. Heute gehen die Ermittler anhand des fehlenden Gewichts davon aus, dass bei den Einbrüchen insgesamt rund 950 Kilogramm Kokain gestohlen worden sind. 

Dem Weg des Kokains zu folgen, ist nicht leicht. Monatlich importiert der Großlieferant mehrere hunderttausend Bananenkisten nach Deutschland. Bei dieser Menge ist es unmöglich, alle Kisten zu durchsuchen. Und doch sind die Ermittler seit September vergangenen Jahres den Tatverdächtigen auf der Spur – nachdem der Einbruch in eine bayerische Reifehalle gescheitert und das Kokain mit den Bananen in bayerische Supermärkte gelangt war. So schilderte heute das LKA die unglaubliche Geschichte hinter diesem Rekord-Fund.



Durch akribische Ermittlungsarbeit und mit der Unterstützung des Bananen-Importeurs sei es gelungen, insgesamt mehr als 800 Kilogramm Kokain sicherzustellen, noch bevor die Tatverdächtigen an die Drogen kommen konnten. Chemische Untersuchungen des in ganz Deutschland sichergestellten Kokains zeigten den Angaben zufolge einen sehr hohen Reinheitsgrad von rund 90 Prozent. „Solches Kokain wird normalerweise mehrfach gestreckt, bevor es auf den Markt kommt“, erklärt das LKA. „Allein zehn Kilogramm des gefundenen, nahezu reinen Kokains haben so im Endeffekt einen Straßenverkaufswert, der in die Millionen geht.“

Aber die Ermittler stellen nicht nur den Stoff sicher, sie beobachten auch die Tätergruppe – um sie auf frischer Tat mit dem Kokain zu stellen. Und das gelingt ihnen am 25. April dieses Jahres. Kurz nach Mitternacht schlagen die Einbrecher erneut zu. Eine Hamburger Reifehalle ist diesmal ihr Ziel. Die Männer verschaffen sich das Kokain und – so schildert das LKA – fahren mit ihren Autos Richtung Holland. Das ist der Moment, in dem das SEK zugreift und die überraschten Tatverdächtigen mit etwa 180 Kilogramm Kokain festnimmt.

 

Zeitgleich durchsuchen weitere Kräfte von Spezialeinheiten Wohnungen in Hamburg und Hannover. Das stolze Ergebnis allein dieses Tages: Neun festgenommene Tatverdächtige. Auch zwei Revolver mit Munition sowie mehr als 30 000 Euro Bargeld stellen die Ermittler sicher. Für drei weitere Beschuldigte klickten am 3. Mai die Handschellen. Insgesamt befinden sich laut heutiger Mitteilung zwölf Personen in Untersuchungshaft. Alles in allem geht es laut LKA bei den Ermittlungen nun um annähernd 1,8 Tonnen Kokain, das für bis zu 400 Millionen Euro verkauft worden wäre.  

Diese Gruppe an Tatverdächtigen aufgespürt zu haben, ist für die Ermittler freilich ein enormer Erfolg. Und doch geht es weiter: Jetzt machen sie sich auf die Suche nach den Hintermännern, um dieses Millionen-Geschäft dauerhaft zu stoppen. Auch dabei werden deutschlandweit viele Spezialeinheiten, Dienststellen der Kriminalpolizei und des Zolls sowie die Staatsanwaltschaft wieder eng und behörden-übergreifend zusammenarbeiten. Denn allen Beteiligten sei klar, heißt es aus dem bayerischen Landeskriminalamt. „Nur so und mit dem herausragenden Engagement aller beteiligten Stellen sind solch große Erfolge gegen die internationale Rauschgiftkriminalität möglich.“

 

"Damit ist uns im Bereich der Rauschgift-Kriminalität ein großartiger Ermittlungserfolg gelungen, der bundesweit seinesgleichen sucht", sagte heute der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei einer Pressekonferenz im bayerischen LKA. Er lobte die hervorragende Zusammenarbeit von Polizei, Zoll und Staatsanwaltschaft, auch über Ländergrenzen hinweg: "Der hoch engagierten und äußerst professionellen Ermittlungsarbeit haben wir diesen empfindlichen Schlag gegen eine internationale Drogenbande zu verdanken", so Herrmann. "Diese große Menge hochgefährliches Kokain hätte in Europa großen Schaden anrichten können." 

Der Minister machte zugleich deutlich, dass die Bekämpfung der Rauschgift-Kriminalität auch künftig ein Arbeitsschwerpunkt der bayerischen Polizei bleibe – "in allen Bereichen, vom Straßenverkehr über die Schleierfahndung bis hin zur organisierten Kriminalität", wie er betonte. "Wir setzen auf intensive Kontrollen und Ermittlungen sowie gezielte Einsätze an Brennpunkten", sagte Herrmann und unterstrich: "Unsere klare und unmissverständliche Haltung in Bayern lautet: Null Toleranz bei Drogen!"


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