Kosten von 27,2 Millionen Euro bedeuten das teuerste Vorhaben in der Geschichte der Stadt. Mit großer Aula für Veranstaltungen und Probenraum für die Stadtkapelle.
(ty) Der erste Schultag nach den anstehenden Sommerferien wird für die Buben und Mädchen in der Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen ein ganz besonderer: Sie gehen dann in ihr neues Schulhaus, und das ist mit dem alten kaum zu vergleichen. Auch für die Stadt ist dieser Tag ein Meilenstein. Sie hat das hier bisher teuerste Projekt der Stadtgeschichte realisiert. Kosten: rund 27,2 Millionen Euro. Sowohl für den Schulalltag und den Unterricht als auch für öffentliche Veranstaltungen biete der neue Gebäude-Komplex samt der großen Aula nach Einschätzung der Verantwortlichen ganz neue Möglichkeiten.
„Wir bekommen hier fast eine kleine Stadthalle – quasi durch die Hintertür. Denn als top-ausgestattete Veranstaltungshalle ist die neue Schul-Aula vielfältig nutzbar für Konzerte, Theater und vieles mehr“, erklärte Bürgermeister Thomas Herker (SPD). Er freue sich aber vor allem auch mit den Schülern und Lehrern, dass die Bauzeit mit ihren Beeinträchtigungen und Lärmbelästigungen nun vorbei sei und alle Beteiligten mit einem hervorragend ausgestatteten, modernen Schulhaus mit viel Wohlfühlatmosphäre entschädigt würden.
Immerhin verbringen die Kinder und Jugendlichen einen Großteil des Tages in dem Gebäude, denn die Grundschule ist komplett auf Ganztags-Betreuung ausgelegt – fünf Ganztagesklassen gibt es inzwischen an der Mittelschule. Einen früheren Unterrichtsschluss, etwa wegen „Hitzefrei“, gibt es nun nicht mehr, da viele Eltern berufstätig sind und alle davon ausgehen, dass die Kinder bis zur festgelegten Zeit in der Schule beaufsichtigt werden.
Völlig neu ist an der Grund- und Mittelschule die Einteilung der Klassenzimmer in eigene „Cluster“. Keine langen Flure mehr, dafür haben sich jeweils fünf oder sechs Klassen in einen in sich abgeschlossenen Bereich mit Klassenzimmern, gemeinsamem Gruppenraum oder „Marktplatz“ sowie einer Lehrerstation und eigenen Toiletten zusammengeschlossen. Nach der Devise „Tageslicht statt Neonröhren“ sind die Klassenräume hell und offen, die Türen aus Glas mit leichtem Sichtschutz, die Fenster groß und deckenhoch und mit Vorhängen sowie Außenbeschattung versehen. Die Klassenräume sind rund 65 Quadratmeter groß und auf maximal 28 Schüler ausgelegt. Die Grundschüler haben in ihren Klassenzimmern eigene Fächer für ihre persönlichen Sachen oder für schwere Bücher. In den Mittelschul-Bereichen hat jedes Kind seinen abschließbaren Spind.
Grund- und Mittelschüler bekommen in der neuen Kantine zu jeweils festgelegten Zeiten warme Mahlzeiten.
Alle Klassen- und Fachräume sind mit digitaler Technik ausgestattet. Robuste Whiteboards sind digital nutzbar, man kann aber auch mit Stiften darauf schreiben. Von der guten alten Kreide allerdings müssen die Lehrkräfte sich verabschieden. Im ganzen Haus sorgt eine Lüftungsanlage für Frischluft-Zufuhr und angenehme Temperaturen. Zur regenerativen Stromerzeugung gibt es eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach – mit einer Leistung von rund 230 kWp.
Während Grund- und Mittelschule bisher auf zwei getrennte Gebäude aufgeteilt waren – die Theresia-Gerhardinger-Schule an der Niederscheyerer Straße und die Mittelschule am Kapellenweg – gibt es jetzt ein gemeinsames Schulhaus. Innerhalb des Gebäudes allerdings gibt es klare Trennungen, sowohl räumlich als auch zum Beispiel bei den Essenszeiten in der Kantine. Und es gibt auch zwei Innenhöfe sowie zwei Pausenhöfe. Vor allem für die Schulanfänger, die ja aus einem überschaubaren Kindergarten in ein großes Schulgebäude kommen, dürfte das sehr angenehm sein, vermutet die Stadtverwaltung. Durch die Einteilung in die geschlossenen Cluster ergebe sich für sie trotz der Größe der Schule noch eine gewisse „Heimeligkeit“, heißt es aus dem Rathaus.
Mit rund 650 Mädchen und Buben in 32 Klassen ist die neue Grund- und Mittelschule von Anfang an nahezu voll belegt. Die zweizügige Grundschule wird ausschließlich von Ganztags-Schülern besucht. Weitere fünf Ganztagsklassen gibt es an der Mittelschule. Das Lehrerkollegium besteht aus 70 Pädagogen, darunter viele Teilzeitkräfte. Der Neubau ist ein kompaktes, dreigeschossiges Gebäude mit einem zentralen Bereich sowie zwei Seitenflügeln samt Innenhöfen.
Vier lichtdurchflutete Treppenhäuser erschließen die oberen Stockwerke. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei zugänglich; zentral im Gebäude befindet sich der Aufzug. Und der ist so dimensioniert, dass auch die große Trommel der Stadtkapelle hier Platz findet. Immerhin: In der oberen Etage verfügt die Stadtkapelle endlich über den lange ersehnten eigenen Probenraum, der mit Akustik-Deckensegeln ausgestattet ist und sich samt vier kleinen Nebenräumen über 235 Quadratmeter erstreckt.
Das Gebäude ist laut Stadtverwaltung sehr strukturiert aufgeteilt. Der Haupteingang in der Gebäudemitte, gleich gegenüber der Sporthalle an der Brücke über den Gerolsbach, führt direkt in die große Pausenhalle, die auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden soll. Und auch das Sekretariat, die Verwaltung und die Elternsprechzimmer liegen am Eingang. Durch ein „Empfangsfenster“ haben die Sekretärinnen sogar die eintretenden Besucher im Blick und können auch sofort Auskünfte geben.
Eine hochwertige Ausstattung, unter anderem mit Holzfußböden, Holztreppen und Sichtbeton, zeichne den Neubau ebenso aus wie eine sehr helle und freundliche Atmosphäre. Hochwertig und modern ausgestattet sind auch sämtliche Fachräume und die beiden Lernwerkstätten. Und davon sollen nicht nur die „Großen“ profitieren, sondern auch die Grundschüler: Während es in einer reinen Grundschule kaum Fachräume gibt, stehen ihnen hier alle Musik-, Werk-, Hauswirtschafts- und Technikräume mit zur Verfügung, und im naturwissenschaftlichen Bereich wurden auch schon eigene Experimentierkästen für die Kleinen angeschafft. Die Möblierung der Schule setzt sich aus „gebraucht“ und „neu“ zusammen: Was erst in den vergangenen Jahren angeschafft wurde, war ohnehin schon mit Blick auf das neue Schulhaus ausgelegt. Ansonsten wurden die meisten Klassenmöbel neu gekauft.
Mit dem neuen gemeinsamen Schulhaus ist die vorher schon organisatorisch umgesetzte Zusammenführung von Grund- und Mittelschule nun auch räumlich vollzogen. Schulleitung und Lehrkräfte sparen sich dadurch viele lange Wege, und damit auch Zeit. Im Neubau gibt es neben den Lehrerstationen in den jeweiligen Klassen-Clustern auch ein gemeinsames Lehrerzimmer mit Aufenthaltsraum und Bibliothek. Für gemeinsame Konferenzen aller 70 Lehrkräfte, was laut Verwaltung selten vorkommt, ist das Lehrerzimmer zwar nicht groß genug, aber dafür gäbe es ja noch die große Pausenhalle.
Mit der neuen Aula verfügt die Stadt nun auch über eine neue Veranstaltungshalle mit offener Galerie, die sowohl für schulische als auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. So wurde die Halle mit aufwändiger Licht- und Tontechnik, einer Akustikdecke sowie einer Bühne samt Vorhang ausgestattet, um auch für Theateraufführungen oder Konzerte den richtigen Rahmen bieten zu können. Eine mobile Trennwand macht zudem eine flexible Nutzung und Teilung des großen Raumes möglich. Da auch die Schulkantine direkt neben der Halle situiert wurde, kann sie bei Veranstaltungen fürs Catering verwendet werden. Und der Zugang zum Innenhof sowie den Außenanlagen werde vom Publikum in den Pausen sicher gern genutzt – nicht nur von den Rauchern.
Die neue helle Aula ist mit aufwändiger Licht- und Tontechnik, Akustik-Decke und Bühne samt Theatervorhang ausgestattet und für bis zu 500 Besucher ausgelegt.
Die eigenen Bereiche für Grund- und Mittelschule finden auch draußen ihre Fortsetzung. Es gibt zwei getrennte Pausenhöfe, die durch unterschiedliche Gestaltung auch den verschiedenen Altersgruppen gerecht werden. So findet sich auf dem Pausenhof der Grundschüler neben Sitzgelegenheiten, Rückzugsorten und einem beschatteten Spielbereich mit Sonnensegel auch ein Spielplatz mit Holzkletterelementen. Offiziell eingeweiht wird die Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen am Samstag, 20. Oktober. Am selben Tag sind alle Interessierten zum Tag der offenen Tür eingeladen, um sich selbst ein Bild zu machen. Dass der Neubau so gelungen ist, führt Rektor Reinhard Bachmaier auch auf die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt, den Planern, allen Beteiligten und die Einbeziehung der Schulleitung in wichtige Entscheidungen zurück: „Das war mit ein Schlüssel zum Erfolg.“
Schon 2007 war die Notwendigkeit baulicher Maßnahmen an der Hauptschule ein dringendes Thema. Im Jahr 2008 sollte die Sanierung beginnen. Aber dann legte Planer Wolfgang Eichenseher ein überzeugendes Konzept für das Schulzentrum vor, das ungeahnte Synergie-Effekte in Aussicht stellte. Das damalige kleine Hallenbad in der Hauptschule war nicht nur marode, sondern auch unwirtschaftlich. Auch das Hallenbad an der Realschule war längst nicht mehr zeitgemäß, die Realschul-Sporthalle über dem Bad zu klein. Die Theresia-Gerhardinger-Grundschule und die Hauptschule hatten getrennte, kleine Sporthallen und jeweils eine eigene Verwaltung.
Eichenseher zeigte eine Lösung auf, die überzeugte. Mittlerweile ist diese Neuordnung des Schulzentrums bereits mit drei von vier Bauabschnitten realisiert. Anstelle einer Sanierung der verschiedenen kleinen, unwirtschaftlichen Sportstätten, Bäder und Schulen wird eine große Lösung mit klaren Strukturen und modernen Neubauten geschaffen: die gemeinsame Grund- und Mittelschule auf der Nordseite des Gerolsbachs – Dreifach-Sporthalle, Hallenbad und Parkplätze auf der Südseite.
Nachdem die große Sporthalle bereits im Jahr 2014 fertiggestellt wurde, geht jetzt dann die Grund- und Mittelschule in Betrieb. Noch in den Sommerferien beginnen die Abbruch-Arbeiten an den beiden alten Schulhäusern. Wo jetzt noch die bisherige Mittelschule steht, erhält die neue Schule ihren zweiten Pausenhof und die Außensportanlagen, und auf der anderen Bachseite macht die ehemalige Gerhardinger-Schule Platz für das neue Hallenbad samt Parkplätzen.
Wie die Staffelung der vier Bauabschnitte zeigte sich die Situierung des Schulneubaus als durchdacht. Das kleine Lehrschwimmbad der Hauptschule samt Sporthalle, Hausmeister-Wohnung, Verwaltungstrakt und Aula wurde vorab abgerissen und auch die Außensportanlagen verschwanden, um Platz für den Neubau zu machen. Der konnte damit direkt neben den Altbau gesetzt werden. Schulverwaltung und Lehrkräfte mussten sich über längere Zeit mit einem Provisorium begnügen, die Kinder hatten keine Pausenhalle mehr – aber jede Klasse hatte ihren Raum, und niemand musste in einem Container unterrichtet werden.