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Es geht um einen historischen Brauch, heilende Kräfte, den Volksglauben, das Abwenden von Unwettern – und um die Frage: Was gehört überhaupt zu einem richtigen Kräuterbüschel?

(ty) Zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August werden nach altem Brauch Kräuter gesammelt, als Büschel gebunden und von den Gläubigen zur Weihe in die Kirche getragen. Dieser Tradition nehmen sich auch viele Gartenbauvereine im Landkreis Pfaffenhofen an. In verschiedenen Vorführungen zeigen Fachkundige, worauf es beim Kräuterbüschel-Binden ankommt und aus welchen Pflanzenarten er sich zusammensetzt. Wir fassen zusammen, worum es bei diesem uralten Brauch überhaupt geht, was man mit ihm verbindet, und wo vermutlich seine Wurzeln liegen.

 

"Traditionsgemäß sollen die Kräuterbüschel lebensnotwendige und heilkräftige Pflanzen wie Brotgetreide, Heil- und Gewürzpflanzen enthalten“, erläutert Andreas Kastner. Er ist Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege am Pfaffenhofener Landratsamt. Den Mittelpunkt bildet seinen Worten zufolge in der Regel die Königskerze, auch Wetterkerze oder Muttergotteskerze genannt. In einigen Gegenden werden anstatt der Königskerze oder zur Ergänzung auch Rosen oder Lilien verwendet.

Hinzugeordnet werden der Rohrkolben, der Rainfarn oder das Muttergotteskraut sowie auch das Johanniskraut. Als Heil- oder Gewürzpflanzen finden weiter Verwendung: Alant, Arnika, Frauenmantel, Baldrian, Dost, Ringelblume, Melisse, Wegwarte, Holunder, Schafgarbe, Kamille, Salbei, Lavendel, Thymian, Minze, Liebstöckel, Bibernelle und viele mehr. Nicht fehlen sollten die Hauptgetreidearten Hafer, Gerste, Weizen und Roggen. Einen farbigen Akzent setzen beim Kräuterbuschen zudem Gartenblumen wie die Malve oder die Glockenblume.

 

Kastner weiß: "Nach altem Volksglauben steht der geweihte Kräuterbuschen in hohem Ansehen." Man messe ihm außerordentliche Heil- und Wirkkräfte bei. "In bäuerlichen Anwesen werden die geweihten Kräuter nach dem Trocknen gut aufbewahrt. Sie kommen in den Herrgottswinkel, aber auch über Türen, unters Dach und in den Stall." Früher habe man bei heranziehenden Gewittern oder drohendem Unwetter einige der geweihten Kräuter in das offene Feuer geworfen, um die Wetter-Kapriolen abzuwenden. Zum Schutz vor Krankheiten im Stall habe man einige Kräuter dem Viehfutter beigemischt. Und wenn ein Familienmitglied erkrankt war, zupfte man vom entsprechenden Heilkraut und fügte es einem Tee bei.

"Die Kräuterweihe hat eine lange Tradition", erklärt Kastner. "Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass sie sich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen lässt", so der Kreisfachberater. "Der Brauch einer Kräuterweihe zu Mariä Himmelfahrt dürfte entstanden sein, um heidnische Bräuche abzuwehren beziehungsweise zu verchristlichen." Aus dieser Zeit finde  sich in einem römisch-deutschen Pontifikalbuch bereits ein Segensgebet über die Kraft der Heilkräuter. 

 

Auch wenn nicht jeder ein Kräuterbüschel binden könne oder sich der Tradition verbunden fühle, "haben die Pflanzen einen hohen Stellenwert in Küche und Medizin", so Kastner. In fast jedem Garten gebe es Platz für die eigenen Kräuter und Heilpflanzen. Auch wenn nur ein Balkon vorhanden sei, lassen sich viele Pflanzen im Topf kultivieren.

"Vor allem frische Kräuter haben einen fantastischen Geschmack und bereichern jedes Gericht", so der Experte. Liebstöckel, auch als Maggikraut bekannt, könne für Suppen oder deftige Speisen verwendet werden. Aus Minze könne ganz einfach ein wohlschmeckender Tee aufgegossen werden. Thymian, Salbei, Oregano oder Basilikum als neueres Kraut, seien allseits sehr beliebte Gewürze, die saisonal, teilweise sogar mehrjährig zu kultivieren seien.


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