Münzen aus dem Mittelalter und ihre spannende Geschichte: Vor 14 Jahren entdeckte Daniel Speier als Bub in einer Baugrube einen Schwarzpfennig, damit fing alles an.
(ty) 31 mittelalterliche Silbermünzen liegen funkelnd auf dem Tisch des kleinen Sitzungssaals im Rathaus von Hohenwart und werden von Bürgermeister Manfred Russer (CSU) bestaunt. Neben ihm steht Daniel Speier, der den bisher nur in Teilen ausgestellten Fund in diesen Tagen komplettiert hat. Schon im Jahre 2004 war er mit seinen beiden Freunden André und René Carrié im Rathaus erschienen und hatte – als damals zwölfjähriger Bub – stolz den Fund einiger dieser uralten Münzen präsentiert.
„Ein guter Teil des Schatzes bestand allerdings aus einem Klumpen mehrerer zusammengebackener Geldstücke, die sich nicht so ohne Weiteres trennen ließen“, heißt es aus der Gemeindeverwaltung. Dieses Problem habe unlängst ein Doktorand im Fachbereich Archäologie aus Tübingen hervorragend gelöst, den Speier im Laufe seines Studiums kennengelernt hatte: Der Wissenschaftler trennte den Klumpen fachmännisch und säuberte die kleinen Silbermünzen.
Daniel Speier zeigte sich selbst überrascht, als er nun erstmals den kompletten Fund vor sich liegen sah. Er zeigte auf eine Münze von knapp zwei Zentimetern Durchmesser und erklärte, es handle sich hier um einen Etschkreuzer aus Tirol. Aus dieser im Mittelalter wirtschaftlich mit Bayern stark verbundenen Region stamme fast ein Drittel der Münzen. Die restlichen Geldstücke seien in bayerischen Städten geprägt worden. So prangt auf manchen der Landshuter Helm, ein Augsburger Bischof oder der Mönchskopf von München, den man heutzutage eher als „Münchner Kindl“ kennt.
Speier deutet auf eine Münze aus Ingolstadt. „Mit ihr fing eigentlich alles an“, erzählt er. Damals sei er in einer Baugrube in Hohenwart unterwegs gewesen auf der Suche nach antiken Gegenständen. Meist waren es nur alte Tonscherben, die er fand. Dann aber – so berichtet er – fiel ihm bei seiner Expedition ein kleines dunkles Metallstück auf, das offen dalag. Bei genauerem Betrachten entdeckte er, wie er damals meinte, das Abbild eines Drachen auf einer Seite des flachen Metallteilchens. Ein befreundeter Archäologe klärte dann aber auf, dass der Fund ein Schwarzpfennig aus Ingolstadt sei und die Abbildung einen heraldischen Panther darstelle.
Motiviert von zwei Freunden und mit einem Metalldetektor ausgerüstet, ging es daraufhin auf große Schatzsuche – und die drei Kinder wurden auch tatsächlich fündig. Neben den Münzen, die allesamt in einem kleinen Umkreis verstreut lagen, gruben sie auch silberne Bruchstücke aus. Es könnte sich hier um Verschlussteile einer Schatulle handeln, meint Speier.
„Alle gefundenen Münzen lassen sich ins auslaufende 14. beziehungsweise 15. Jahrhundert datieren“, heißt es aus dem Rathaus. Für Ernst Petz, ehemaliger Geschäftsleiter der Gemeinde Hohenwart und Hobby-Historiker, ist dies ein weiterer Beweis für seine These, der Markt sei im späten 14. Jahrhundert unten im Tal entstanden. Funde aus dieser Zeit, so Petz, gebe es leider nur spärlich. Über Umwege erhielt die Gemeinde erst vor Jahren auch Tonwaren aus einer mittelalterlichen Werkstatt an der Häcklstraße, die beim Bau des Kindergartens zu Tage gekommen waren.
Daniel Speier ließen die Silbermünzen nicht mehr los. Aus seiner kindlichen Leidenschaft für die Vergangenheit wurde eine Berufung. Speier lebt heute in Frankfurt und studiert an der Justus-Liebig-Universität in Gießen unter anderem Geschichte auf Lehramt.