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Er lief am Münchner Südbahnhof über die Gleise, um abzukürzen. Die Polizei hatte einige Mühe, den Verletzten zu finden.

(ty) Ein offener Schnürsenkel hatte offenbar einen 19-Jährigen am frühen Samstagmorgen am Münchner Südbahnhof beim illegalen Überqueren eines Gleises ins Stolpern gebracht. Mit fatalen Folgen: Nachdem der junge Mann ins Gleis gestürzt war, wurde er von einem im Gegengleis passierenden ICE schlimm verletzt und verlor viel Blut. Bevor der Verunglückte von der Bundespolizei nach umfangreichen Bemühungen gefunden werden konnte, hatte er sich in ein Gebäude geflüchtet. 

Gegen 1.20 Uhr hatte ein Fahrdienstleiter am Südbahnhof – kurz, nachdem der ICE 78855 vorbeigefahren war – lautstarke Schreie gehört, heißt es im heutigen Bericht der Bundespolizei. Wenig später habe der Mann eine im Gleis liegende Person wahrgenommen und daraufhin sofort den Zugverkehr gestoppt.  Als die alarmierten Bundespolizisten nach der Person suchten, fanden sie im Bereich der Gleise zunächst nur einen Schuh, ein Halstuch, eine Bauchtasche und zwei Smartphones, eines davon stark beschädigt. Während der Suche nahmen die Beamten Geräusche von einem Supermarkt-Dach wahr. Kurz darauf erkannten sie dann frische Blutspuren, die ins das Haus nahe des Bahnhofs führten. 

"Die Menge des Blutes legte den Schluss nahe, dass sich eine Person erheblich verletzt hatte", berichtet ein Polizei-Sprecher. Die weiteren Suchmaßnahmen, auch unter Einsatz eines Helikopters der Bundespolizei-Fliegerstaffel Oberschleißheim, erbrachten zunächst allerdings keine Anhaltspunkte darauf, wo sich die verletzte Person befindet. Erst, nachdem versucht worden war, den Weg der – teils über Kreuz führenden – Blutspuren zu rekonstruieren, sei der 19-jährige Vietnamese, der sich unter einer Klima-Überdachung im Bereich des Notaufstiegs zum Dach versteckt hatte, ausfindig gemacht worden.

Der in Sendling wohnende junge Mann wies laut heutiger Mitteilung eine etwa 20 Zentimeter lange und stark blutende Schnitt- beziehungsweise Risswunde am Rücken auf. Zudem hatte er laut Polizei augenscheinlich eine Sprunggelenk-Fraktur erlitten. Zur Erstversorgung und Rettung des in Fürstenfeldbruck geborenen Vietnamesen seien unter anderem der Notarzt und der Rettungsdienst sowie die Münchner Berufsfeuerwehr mit der Drehleiter im Einsatz gewesen.

"Weitere Ermittlungen ergaben", so wurde erklärt, "dass der 19-Jährige nach dem Sturz nah am Nebengleis zum Liegen kam und dort vermutlich von einer Achse des vorbeifahrenden ICE gestreift worden war". Eine weitere Person, die der Bahn-Mitarbeiter hatte flüchten sehen und die anscheinend dem Verunglückten Erste Hilfe leisten wollte, sei nicht mehr auffindbar gewesen. Der Vietnamese habe später im Krankenhaus erklärt, dass er über die Gleise abkürzen wollte und wegen eines offenen Schnürsenkels ins Straucheln geraten sei. Zuvor sei er mit Bekannten in einem nahen Techno-Club gewesen.

Das Verletzungsbild sei mit den Angaben des 19-Jährigen in Einklang zu bringen gewesen, so ein Polizei-Sprecher. Es werde deshalb von einem selbstverschuldeten Sturz ausgegangen und von weiteren polizeilichen Maßnahmen abgesehen. Der 19-Jährige befindet sich laut Bundespolizei in stationärer Behandlung in einer Münchner Klinik, wo auch noch die genaueren Verletzungen diagnostiziert werden. Wegen der inzwischen bestätigten Fraktur am Bein werde der Vietnamese aber um eine Operation wohl nicht herumkommen. "Insgesamt hatte der junge Mann großes Glück", fasst ein Polizei-Sprecher zusammen.

Die Bundespolizei warnt in diesem Zusammenhang – wieder einmal – vor dem Betreten der Bahnanlagen und vor dem Abkürzen des Wegs durch unerlaubtes Gleis-Überschreiten. Der Vorfall zeige augenscheinlich, dass unter Umständen auch Unzulänglichkeiten wie ein offener Schnürsenkel katastrophale Folgen für die Gesundheit oder gar das Leben haben könnten –  selbst wenn man glaube, man habe die Gefahren im Griff.


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