Bayerns Innenminister verlieh ihm heute für seine Aufmerksamkeit und Zivilcourage die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit.
(ty) Sie haben Sexualstraftaten aufgedeckt oder verhindert, Räuber festgehalten, Einbrecher gestellt, Diebe verfolgt und Betrüger auffliegen lassen. Sie haben hingeschaut, sich eingemischt, sich bei verbalen und körperlichen Angriffen schützend zwischen Opfer und Täter gestellt und damit Schlimmeres verhindert. 37 engagierten Bürgern aus dem Freistaat hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dafür am heutigen Donnerstag die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit verliehen. Darunter auch Georg Köttner (51) aus Paunzhausen: Er hat einen Mann gefasst, der sich sexuell an einem Kind vergangen hat.
Am 19. Dezember 2017 war Georg Köttner gerade mit seinem Auto auf der Strecke zwischen Paunzhausen und Johanneck unterwegs, als er einen etwas verdeckt abgestellten Kleinbus entdeckte, in dem sich ein Mann und ein junges Mädchen befanden. Die Gesamtsituation erweckte damals sein Misstrauen. Er verständigte seinen Bekannten Martin Drexler, einen pensionierten Polizisten. Gemeinsam gingen die beiden dann zu dem Fahrzeug und überraschten einen 71-Jährigen bei einer Missbrauchs-Handlung an einem zehnjährigen Mädchen.
Köttner und Drexler hielten den Rentner schließlich fest. Sie informierten die Freisinger Polizeiinspektion und kümmerten sich außerdem bis zum Eintreffen der Beamten vor Ort um das völlig verstörte Kind. Mittlerweile ist der beschuldigte Rentner vom Landgericht Landshut zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren rechtskräftig verurteilt worden.
Durch Georg Köttners Aufmerksamkeit sowie seine vorbildliche Zivilcourage, so hieß es in der Laudatio, konnte diese Straftat aufgedeckt sowie das Mädchen vor mutmaßlich weiteren sexuellen Missbrauchs-Handlungen bewahrt werden. Ein Dank ging in diesem Zusammenhang auch an Martin Drexler, der sofort unterstützend zur Stelle gewesen war.
Wie damals berichtet, war der heute 51-jährige Georg Köttner aus Paunzhausen bereits im Januar dieses Jahres von Kriminaloberrat Thomas Weber von der Kriminalpolizei aus Erding für sein couragiertes Einschreiten in dem genannten Fall mit einer Dankes-Urkunde und einer finanziellen Anerkennung bedacht worden. Jetzt erhielt er die Courage-Medaille des Freistaats.
"Wir brauchen Menschen, die Zivilcourage zeigen", betonte Herrmann bei der heutigen Feierstunde im Odeon des Innenministeriums. "Denn es darf uns nicht gleichgültig sein, wenn Mitmenschen belästigt oder körperlich angegriffen werden." An die Adresse der ausgezeichneten Personen lobte er: "Mit Ihrem Handeln haben Sie sich für andere stark und Bayern dadurch ein Stück sicherer gemacht." Damit seien sie großartige Vorbilder. "Sie haben sich mutig und selbstlos für ihre Mitmenschen eingesetzt, als diese Hilfe benötigten – genau das brauchen wir auch im 21. Jahrhundert."
Ein leuchtendes Vorbild in Sachen Mut und Courage war für den bayerischen Innenminister auch Dominik Brunner. Sein Todestag jährt sich heuer zum zehnten Mal. Brunner starb am 12. September 2009 nach einem grausamen Angriff, weil er Jugendliche in der S‑Bahn und am S-Bahnhof München-Solln beschützen wollte. Um Brunner ein würdevolles Andenken zu bewahren, findet die Verleihung der so genannten Courage-Medaille seither in engem zeitlichem Kontext zu seinem Todestag statt.
"Das tragische Schicksal von Dominik Brunner führt unweigerlich zu der Frage, wie man sich in derartigen Situationen verhalten soll, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen", so der Minister. Manchmal reiche es schon, laut zu sprechen, um einen Täter einzuschüchtern oder von der Tat abzuhalten. Andere Täter seien zu jeder Form von Gewalt bereit. "Leider wurde auch mancher von Ihnen bei seinem mutigen und beherzten Einschreiten gegen Straftäter verletzt", sagte er an die Adresse der heute Geehrten. "Ich hoffe sehr, dass Ihre körperlichen und seelischen Wunden zwischenzeitlich vollständig verheilt sind."