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Gewerkschaft sieht Risiko für großen Teil der 17 300 Teilzeit- und Minijobber. "Auch, weil immer weniger Firmen in der Region nach Tarif zahlen."

(ty) Arm trotz Arbeit? Ein großer Teil der 17 300 Menschen, die im Landkreis Pfaffenhofen nur einen Teilzeit- oder Minijob haben, ist nach Einschätzung der "Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten" (NGG) von Erwerbs-Armut bedroht. "Auch, weil immer weniger Firmen in der Region nach Tarif zahlen", wie es heißt. "Insbesondere Frauen, die halbtags oder nur einzelne Tage in der Woche arbeiten, fehlt am Monatsende das nötige Geld. Für viele Familien im Kreis ist ein Kinobesuch oder ein neuer Schulranzen längst zum Luxus geworden", sagt Rainer Reißfelder von der NGG Oberpfalz mit Blick auf aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamts.

Demnach sei jeder elfte Haushalt – 9,1 Prozent – im Regierungsbezirk Oberbayern armuts-gefährdet. Als armutsgefährdet gelte, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung habe.
Gewerkschafter Reißfelder warnt vor einer "Schieflage in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt". Es könne nicht sein, dass sich Tausende Menschen nötige Dinge des Alltags nicht mehr leisten könnten. "Dafür haben aber auch die Arbeitgeber eine Mitverantwortung", kritisiert er.

"Wer sich um Tarifverträge drückt und auf prekäre Jobs statt Vollzeit-Stellen setzt, der sorgt für magere Lohnzettel", so der NGG-Geschäftsführer. Nach Angaben der Gewerkschaft kommt eine Teilzeitkraft, die 25 Wochenstunden in einer Bäckerei oder Fleischerei arbeitet, die nicht nach Tarif zahlt, auf einen Verdienst von durchschnittlich rund 1000 Euro brutto im Monat. "Die Armuts-Grenze für eine Familie mit zwei Kindern liegt nach amtlicher Definition hingegen bei aktuell 2174 Euro pro Monat – netto", erklärt die NGG.

"Längst nicht nur Alleinerziehende, sondern zunehmend auch Doppelverdiener haben Schwierigkeiten, über diese Grenze zu kommen. Die Leidtragenden sind oft die Kinder", so Reißfelder. Nach einer Studie des "Paritätischen Wohlfahrts-Verbands" stünden den ärmsten zehn Prozent der Paarhaushalte lediglich 44 Euro monatlich pro Kind für Freizeit, Sport und Kultur zur Verfügung. Bei einer durchschnittlichen Familie seien es 123 Euro, bei den reichsten zehn Prozent 257 Euro. Die NGG ruft Betriebe in der Region dazu auf, sich zu tariflichen Standards und vollwertigen Arbeitsplätzen zu bekennen. Nur so könne Armut "an der Wurzel gepackt" werden. 

Aber auch die Politik ist aus Sicht der Gewerkschaft NGG viel stärker gefordert. "Das neue Bildungs- und Teilhabe-Gesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht", betont Reißfelder. "Nach dem Gesetz gibt es für Kinder in Hartz-IV-Familien und Geringverdiener-Haushalten seit August einen Zuschuss von 150 Euro pro Schuljahr – etwa für Bücher oder Lernsoftware. Bisher waren es 100 Euro. Wer Wohngeld oder Kinderzuschlag bezieht, ist von Kita-Gebühren befreit."

 


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