Wie will man den motorisierten Verkehr im Wohngebiet "Radlhöfe" ausbremsen? Einjährige Testphase soll Erkenntnisse bringen.
(ty) Auf lange Sicht könnte diesem Projekt sogar Vorbild-Funktion zukommen, meint Bürgermeister Thomas Herker (SPD): "Das kann durchaus ein Pilotprojekt für weitere Wohngebiete werden." Es geht um die Verkehrs-Beruhigung im Pfaffenhofener Wohngebiet "Radlhöfe" beziehungsweise auch um den Weg zur Umsetzung dieses Vorhabens. Am vergangenen Donnerstag hatte es einen Info-Abend für die Bürger gegeben, im Oktober soll eine Anwohner-Befragung folgen, danach könnte die Verkehrs-Beruhigung eventuell für ein Jahr getestet werden.
Anträge auf Maßnahmen zur Verkehrs-Beruhigung auf einzelnen Straßen im Bereich "Radlhöfe" hat es nach Angaben der Stadtverwaltung bereits mehrere gegeben. Um statt eines "Flickerlteppichs" aber eine einheitliche Lösung zu bekommen, favorisiert man im Rathaus ein Gesamtkonzept für das ganze Wohngebiet. Dieses wurde bei der Info-Veranstaltung am Donnerstag in der Aula der Grund- und Mittelschule vorgestellt und diskutiert. Im kommenden Monat will die Stadtverwaltung nun die Betroffenen anschreiben und – als Grundlage für eine spätere Entscheidung im Stadtrat – über die Erprobung einer Verkehrs-Veruhigung abstimmen lassen. Denn, so Bürgermeister Herker: "Es macht nur Sinn, wenn die Anwohner es auch wollen."
Roland Weichenrieder, der zuständige Sachgebiets-Leiter in der städtischen Bauverwaltung, erläuterte die rechtlichen Voraussetzungen für einen verkehrsberuhigten Bereich sowie bezüglich der baulichen Gestaltung und Beschilderung. Außerdem zeigte er Regeln für die Verkehrsteilnehmer auf. Weichenrieder erklärte, wie durch Einengungen, Änderungen des Straßenbelags oder Unterbrechung geradliniger Straßenverläufe eine Verlangsamung des Verkehrs erreicht werden könnte. "Auch nach einer Umgestaltung der Straßen werden im Wohngebiet genauso viele Parkplätze zur Verfügung stehen wie jetzt", heißt es aus dem Rathaus.
Dieses Video zum Thema hat die Stadtverwaltung heute veröffentlicht.
Johannes Bucher, der Leiter des städtischen Tiefbauamts, ging detailliert auf die geplanten Maßnahmen ein, die während der einjährigen Probe-Phase ergriffen werden könnten. Demnach würde man testweise Betonringe als Barrieren an zahlreichen Stellen auf den Straßen der Siedlung einbauen. Diese Ringe können auch nach Wunsch der Bewohner bepflanzt oder gestaltet werden. Die Umwandlung der Goetheallee, des Schillerrings und der Lessingstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich ist laut Stadtverwaltung indes nicht möglich, da diese Straßen baulich getrennte Gehwege haben. Allerdings könnte man, so hieß es, auch hier mit baulichen Maßnahmen den Verkehr kanalisieren und damit verlangsamen.
Im Vorfeld hatte die Stadtverwaltung an verschiedenen Stellen in dem Wohngebiet bereits Geschwindigkeits-Messungen durchgeführt. Herker erläuterte, dass sich dabei der Großteil der Autofahrer an das derzeit geltende Tempolimit von 30 km/h gehalten habe. In einem verkehrsberuhigten Bereich würde allerdings Schrittgeschwindigkeit gelten.
"In der Diskussion zeigte sich, dass die Anwohner durchaus unterschiedliche Meinungen zu möglichen Verkehrs-Beruhigungs-Maßnahmen haben", fasst ein Sprecher der Stadtverwaltung heute zusammen. Daher werde jetzt eine Haushalts-Befragung durchgeführt. Nach deren Auswertung könne der Stadtrat bereits im Dezember eine Entscheidung treffen.
Die einjährige Probephase könnte dann laut Stadtverwaltung im Sommer nächsten Jahres beginnen, sodass schließlich im Herbst des Jahres 2021 darüber entschieden werden könnte, ob die Verkehrs-Beruhigung dauerhaft umgesetzt wird oder aber wieder zurückgenommen wird. Rathauschef Herker stellt schon mal in Aussicht: "Wenn es im Wohngebiet Radlhöfe funktioniert, dann könnte das auch für andere Wohngebiete übernommen werden."
Der Info-Abend, der am vergangenen Donnerstag stattfand, ist nur ein Schritt auf dem Weg zur anvisierten Verkehrs-Beruhigung.