"Die europäische Verteidigungs-Industrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze dürfen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden."
(ty) Angeblich mehr als zehn Milliarden Euro wird das deutsche Verteidigungs-Ministerium in den nächsten Jahren für den Ersatz von 90 Kampfflugzeugen des Typs "Tornado" ausgeben. Den Auftrag erhält wohl entweder das europäische Luft- und Raumfahrt-Unternehmen Airbus oder der amerikanische Konkurrent Boeing. "Wir erwarten eine klare Haltung des Verteidigungs-Ministeriums in der Frage der Tornado-Nachfolge", sagt Thomas Pretzl, der Vorsitzende des Gesamtbetriebs von "Airbus Defence and Space". Und er mahnt: "Die europäische Verteidigungs-Industrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze dürfen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden."
Ab dem Jahre 2025 müssten die von der Bundeswehr genutzten Kampfflugzeuge des Typs "Tornado" aus Altersgründen ersetzt werden, darauf weist der Betriebsrat von "Airbus Defence and Space" in einer Pressemitteilung unter der Übershrift "Zweifel an der europäischen Souveränität in der Verteidigungspolitik" hin. Die Entscheidung über die Ersatz-Beschaffung der insgesamt 90 Tornados habe Verteidigungs-Ministerin und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer für Anfang nächsten Jahres angekündigt. Der Airbus-Konzern unterhält bekanntlich in Manching einen bedeutenden Standort.
"Für die Nachfolge des Tornados stehen entweder der amerikanische Kampfjet F-18 von Boeing oder der Eurofighter von Airbus zur Auswahl", fasst man beim Betriebsrat von "Airbus Defense and Space" zusammen. Die Verteidigungs-Ministerin habe kürzlich betont, dass die Fähigkeit zum Einsatz von Nuklearwaffen ausschlaggebend sein werde. Da ein Teil der deutschen Flugzeuge, gemäß dem Nato-Konzept der "nuklearen Teilhabe", in der Lage sein müsse, US-Atombomben zu transportieren, müsse das neue Modell vom Nato-Partner USA zertifiziert werden.
Eine Zertifizierung des europäischen Eurofighters dauere allerdings nach amerikanischen Aussagen drei bis fünf Jahre länger als bei der F-18, heißt weiter. "Wir dürfen uns nicht von den Vereinigten Staaten unter Druck setzen lassen", sagt Bernhard Stiedl, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Geschäftsstelle Ingolstadt. Er warnt: "Durch den Kauf der F-18 würde man nicht nur deutsches Steuergeld in Milliardenhöhe in die amerikanische Wirtschaft stecken, sondern auch die Zukunft der Belegschaft von Airbus gefährden." Vor diesem Hintergrund werben IG-Metall und der Airbus-Betriebsrat freilich für den Eurofighter.
Der Eurofighter sei der Bundeswehr bereits vertraut. Das europäische Kampfflugzeug werde seit 15 Jahren von der Luftwaffe genutzt. "Trainings und Simulationsflüge finden in Kooperations-Zentren zwischen Airbus und der Bundeswehr statt, zu einem großen Teil am Airbus-Standort Manching", heißt es weiter. "Ohne eine Tornado-Ersatz-Beschaffung durch den neuesten Standard des Eurofighters, wäre zudem die Technologiebrücke zum nächsten Großprojekt der europäischen Verteidigungs-Industrie, dem Future-Combat-Air-System, nicht gewährleistet."
Ob die F-18 in Europa im Flugbetrieb zugelassen würde, sei außerdem fragwürdig. Im Jahre 2007 hatte die Bundesregierung – so heißt es vom Betriebsrat von "Airbus Defense and Space" mit der amerikanischen "Euro Hawk" das Problem, dass die 1,2 Milliarden Euro teure Drohne niemals fliegen konnte. "Die Euro-Hawk war nicht zulassungsfähig, da zum Beispiel ein wichtiges System zur Kollisions-Vermeidung fehlte und europäische Standards dadurch nicht erfüllt waren."