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Erik Wunderlich aus Freiburg wurde von der Jury ausgewählt: Er erhält das diesjährige Lutz-Stipendium in Pfaffenhofen.

(ty) Die Entscheidung der Jury ist gefallen: Erik Wunderlich, Jahrgang 1983, ist der diesjährige Joseph-Maria-Lutz-Stipendiat in Pfaffenhofen. Das wurde heute aus dem Rathaus mitgeteilt. Der Literat aus Freiburg werde voraussichtlich Anfang Mai im historischen Flaschlturm einziehen und die Sommermonate hier verbringen. Er residiert dort kostenlos, erhält zudem ein Taschengeld. Im Gegenzug hat er einen "Zwischenfall"-Text über Pfaffenhofen zu verfassen, der im Rahmen des Kultursommers präsentiert wird. Für das diesjährige Stipendium hatte es 76 Bewerber gegeben.

Ende November hatte die Bewerbungsphase für das diesjährige Literatur-Stipendium geendet. Seitdem war die Jury – bestehend aus dem SPD-Stadtrat, Kultur-Referenten und Schriftsteller Steffen Kopetzky sowie dem Buchhändler Simeon Stadler und der Galeristin Lea Heib – damit beschäftigt, die Bewerbungen zu sichten.

Ziel war es, aus den rund 80 Einsendungen aus ganz Deutschland einen geeigneten Kandidaten auszuwählen. "Jeder Bewerber hatte hierfür bis zehn Normseiten Textprobe eingereicht, die der Sichtung und Prüfung bedurften", wird dazu erklärt. "Die Entscheidung in der finalen Sitzung fiel auf Erik Wunderlich."

In der letzten Sitzung diskutierte die Jury laut heutiger Mitteilung "über einige wenige Finalkandidaten, die Ergebnis eines spezifischen Auswahl-Prozesses waren". Die Diskussion des Gremiums bewege sich bei diesem Arbeitstreffen immer eng am Text: Es sei vor allem das eingereichte Manuskript, das letztendlich den Ausschlag für die Wahl gebe.

"Die Qualität des Textes wie auch die Prüfung, ob der Stil und die persönliche Perspektive des Schriftstellers mit seiner potenziellen Aufgabe als Stadtschreiber zusammenpassen, sind die wichtigen Überlegungen." Geprägt sei die Diskussion dabei immer auch von den extrem unterschiedlichen Positionen der Jury-Mitglieder. "Auch in diesem Jahr war es kein einfacher Entscheidungsprozess, der zur dennoch eindeutigen Wahl des Stipendiaten führte: Erik Wunderlich aus Freiburg."

Der Text von Wunderlich überzeugte die Jury laut heutiger Mitteilung der Stadtverwaltung "mit seiner klaren, konzentrierten und dichten Prosa, der sie großes Potenzial für eine klassische Romansprache bescheinigte". Sein Text, der auch als Kurzgeschichte funktionieren könnte, beschreibe die Folgen eines Unfalls in einem Atom-Reaktor und dessen Folgen aus einer sehr persönlichen Perspektive. "Eine Geschichte also, die durchaus aktuell sein könnte und eine kritische Haltung, die ebenfalls den Zeitgeist widerspiegelt", heißt es dazu.

Blick in den Flaschlturm.

Der Erzähler schildere seine Erlebnisse und die seiner Freunde nach einem nicht näher geschilderten Unglück, das jedoch massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Protagonisten habe. Dem Text gelingt es laut Jury "mit der detailreichen Schilderung aus der Sicht des Betroffenen in Verbindung mit seiner dichten Sprache, einen persönlichen Eindruck von dieser dunklen Seite der Industrie-Gesellschaft zu vermitteln und einen Katastrophenfall auch in Kurzprosa mit einem persönlichen Schicksal zu verbinden".

Weiter heißt es: "Die Hilflosigkeit des Einzelnen angesichts eines solchen Unfalls und das Herausgeschleudert-Sein aus der schaffenden Rolle" seien im Text von Wunderlich "intensiv spürbar".  Die sprachliche Dichte und das Vermögen, kurze Texte zu schreiben, in Verbindung mit seiner thematischen Setzung habe die Jury überzeugt, Erik Wunderlich als Lutz-Stipendiatin für dieses Jahr zu wählen. Diese Eigenschaften seien hervorragend dazu geeignet, einen "Zwischenfall" – den vom Stipendiaten verlangten Text über Pfaffenhofen – zu schreiben.

Erik Wunderlich wurde 1983 im nördlichen Schwarzwald geboren. Er lebte lange Zeit in Berlin, wo er Physik und Psychologie an der Freien Universität Berlin studierte. Seit dem Jahr 2018 lebt er in Freiburg im Breisgau. Er veröffentlichte zahlreiche Lieder als Singer-Songwriter Kap Alamé. Seine Kurzprosa ist in mehreren Zeitschriften und Anthologien erschienen; zurzeit arbeitet er an seinem ersten Roman. Im Rahmen des diesjährigen Kultursommers wird er seinen Text über Pfaffenhofen dem hiesigen Publikum vorstellen.

Der historische Flaschlturm.


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