Seit zehn Jahren gibt es die Notfall-Klinik im Klinikum Ingolstadt. "Leben retten ist Teamsache", sagt Florian Demetz, der Leiter.
(ty) Vor zehn Jahren ist die Notaufnahme im Klinikum von Ingolstadt zu einer Notfall-Klinik mit eigenen Betten ausgebaut worden. Seither werden hier täglich rund 200 Patienten versorgt. Gemeinsam mit den beiden Notfallpraxen für Erwachsene und Kinder des Praxis-Netzwerkes "Goin" betreut die Klinik nach eigenen Angaben pro Jahr etwa 75 000 Patienten. Dr. Florian Demetz (Foto unten) hatte die Leitung seit Gründung der Klinik inne. Nach zehn Jahren verlässt er das Klinikum zur Jahresmitte und blickt noch einmal zurück zu den Anfängen.
Demetz ist stolz auf das, was gemeinsam in Ingolstadt geschaffen worden sei − wenngleich die Herausforderungen nie ausgehen. "Wir waren eine der ersten eigenständigen Notaufnahmen in Deutschland überhaupt", weiß er. Der Schritt hin zur Klinik habe vor allem für die Bürger große Vorteile gebracht: Patienten, die vorübergehend im Klinikum bleiben müssen, könnten im Notfall-Zentrum bleiben und müssten dank separater Patienten-Zimmer und eigener Betten nicht − wie es vor 2010 der Fall war − für kurze Zeit in die stationären Bereiche verlegt werden. "Trotzdem erfahren sie die bestmögliche Behandlung durch die Spezialisten aller Fachabteilungen, die Zugang zur Notaufnahme- und Überwachungs-Station haben." Man spricht deshalb von einer so genannten Fast-Track-Station.
Allein im vergangenen Jahr seien hier über 5000 Notfall-Patienten betreut worden. Durch die interdisziplinäre Nutzung werde eine schnelle und patientenorientierte Weiterversorgung gewährleistet − die Patienten könnten die Notfall-Klinik oft schon nach wenigen Stunden wieder verlassen. Demetz' Fachbereich umfasst neben der Notaufnahme- und Überwachungs-Station außerdem das Rettungs-Zentrum sowie die gemeinsam mit der Kardiologie betriebene Chest-Pain-Unit (Brust-Schmerz-Einheit).
Bei Letzterer handelt es sich um eine Notaufnahme-Station, die speziell für Notfall-Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt sowie für andere kardiovaskuläre Notfälle wie Herzrhythmus-Störungen eingerichtet worden ist. Im Rettungs-Zentrum arbeiten zudem erfahrene Notärzte, die täglich auf den Straßen der Stadt im Einsatz sind, um im Notfall gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) schnelle Hilfe leisten zu können.
"Im Schnitt werden am Tag rund 30 Patienten in die Notfall-Klinik eingeliefert, die lebensbedrohlich erkrankt oder verletzt sind, etwa nach Autounfällen oder einem Herzinfarkt", heißt es aus dem Klinikum. Rund 50 Personen seien so gefährdet oder verletzt, dass sie dringend behandelt werden müssten. Doch die Hälfte derer, die vor der Corona-Krise in die Notaufnahme gekommen seien, durchschnittlich etwa 100 Personen täglich, hätten eigentlich zum Hausarzt oder − wenn der nicht geöffnet hat − in eine Notfall-Praxis gehört. "Tatsächlich merken wir seit dem Auftreten des Corona-Virus einen Rückgang von vor allem diesen Fällen", sagt Demetz.
Aber nicht nur, die Patientenzahlen insgesamt seien stark gesunken – aus Angst seien auch einige Notfall-Patienten nicht in die Klinik gekommen. "Das sollte natürlich nicht sein", betont Demetz. "Wer akut Hilfe braucht, gehört in die Notfall-Klinik, zögern Sie deshalb bitte nicht."
Mit ihrer Ausstattung und dem bestehenden Team sieht Demetz die Notfall-Klinik für die Zukunft bestens gerüstet. "Leben retten ist Teamsache", ist er überzeugt. Und auf sein Team sei Verlass. "Wenn etwas Lebensbedrohliches passiert ist, läuft hier alles wie am Schnürchen", sagt der 53-Jährige.
Insgesamt sind zirka 100 Mitarbeitende in der Notfall-Klinik beschäftigt, die an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für den reibungslosen Ablauf im Notfall sorgen sollen. Dazu kommen weitere Ärzte aus den Fachgebieten Anästhesie und Intensivmedizin, Unfallchirurgie, Innere Medizin – insbesondere Kardiologie, Gastroenterologie und Onkologie – sowie Neurologie und Psychiatrie. Der interdisziplinäre Ansatz bilde das Grundgerüst der Arbeit in der Notfall-Klinik − für jeden Fall gebe es den passenden Spezialisten.