Aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Zum Vergleich: Gelsenkirchen ist der negative Spitzenreiter mit 41,5 Prozent.
(ty) Die Kinderarmut ist im Landkreis Pfaffenhofen mit 1,8 Prozent deutschlandweit am niedrigsten. Das zeigt eine aktuelle Berechnung der Bertelsmann-Stiftung. Mehr als jedes fünfte Kind wächst laut der Studie hierzulande in Armut auf – das sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Für zwei Drittel der betroffenen Kinder und Jugendlichen sei dies ein Dauerzustand: Sie leben mindestens fünf Jahre durchgehend oder wiederkehrend in Armut. "Kinderarmut verharrt seit Jahren auf konstant hohem Niveau, obwohl es in dieser Zeit eine teils sehr gute wirtschaftliche Entwicklung sowie zahlreiche familienpolitische Reformen gab", so die Aussage der Studie. Zudem sei bereits jetzt abzusehen, dass durch die Corona-Krise die Familien- und Kinderarmut in Deutschland steigen wird.
Sehr deutlich sind die regionalen Unterschiede, was die Kinderarmut angeht – auch teilweise innerhalb der einzelnen Bundesländer. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 13,8 Prozent, dieser ist im Vergleich zum Jahr 2014 (14,5 Prozent) leicht gesunken. Gelsenkirchen ist der negative Spitzenreiter mit 41,5 Prozent. Im Landkreis Pfaffenhofen lag der Wert im Dezember 2014 noch bei 2,3 Prozent; er ist jetzt auf gerade noch 1,8 Prozent gesunken. Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler) zeigt sich erfreut über die Zahlen für den Kreis Pfaffenhofen, wenngleich die bundesweiten Zahlen aus seiner Sicht natürlich Anlass zur Sorge geben.
"Zurückzuführen ist das Ergebnis sicherlich darauf, dass der Landkreis Pfaffenhofen wirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist, quasi Vollbeschäftigung herrscht und das Gehaltsniveau relativ hoch ist", erklärt er. Gürtner gibt aber gleichzeitig auch zu bedenken, dass die nun vorliegenden Zahlen bereits Ende des vergangenen Jahres erhoben worden seien und dass zu diesem Zeitpunkt die Corona-Krise noch gar kein Thema gewesen sei. "Wie sich die Situation und die Zahlen bei uns in Zukunft entwickeln werden, können wir noch nicht sagen", erklärte Gürtner in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung aus dem Landratsamt.
Im Landkreis Pfaffenhofen befanden sich den Angaben der Behörde zufolge im Dezember vergangenen Jahres in den so genannten Bedarfsgemeinschaften, welche Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II beziehen, rund 390 junge Menschen bis 18 Jahre. Im Zuständigkeits-Bereich der Sozialhilfe-Verwaltung des Landkreises Pfaffenhofen habe es Ende des vergangenen Jahres nur noch zwei minderjährige Personen gegeben, die entweder mit den Eltern Hilfe zum Lebensunterhalt oder mit einem alleinerziehenden Elternteil Leistungen der Grundsicherung bezogen.
Was bedeutet Armut?
Laut Bertelsmann-Stiftung ist arm, wer über so wenig Einkommen beziehungsweise Besitz verfügt, dass es nicht möglich ist, den Lebensstandard zu haben, der in unserer Gesellschaft als selbstverständlich beziehungsweise normal gilt. Kinder- und Jugendarmut ist auch Familienarmut und muss daher immer im Zusammenhang mit der Situation der Familie betrachtet werden. Kinder und Jugendliche können nichts dafür, wenn sie in armen Verhältnissen aufwachsen. Sie haben auch keine Möglichkeiten, sich selbst aus ihrer Armut zu befreien. Und die Armut hat erhebliche Folgen für Aufwachsen, Wohlbefinden, Bildung und Zukunfts-Chancen.