Im Nordosten der Bundesrepublik unterstützt der hiesige MSC ein ehrgeiziges Projekt und will sogar beim Aufbau mit anpacken.
(ty) "Ein traditionsreicher Speedway-Standort soll wiederbelebt werden – das geeignete Grundstück ist gefunden und vom Stadtrat gibt es großen Rückhalt: Mit 7:1 wurde kürzlich für den Neubau einer sandigen Highspeed-Piste gestimmt." Mancher hiesige Motorsport-Fan würde sicher gerne solche Schlagzeilen lesen – jedoch ist hier nicht die Rede von Pfaffenhofen – sondern von: Neubrandenburg, mitten im "Speedway-Dreieck des Ostens". Das Ganze hat allerdings durchaus etwas mit Pfaffenhofen zu tun – denn von dort kommt nun handfeste Unterstützung.
In der Tat boomt die Speedway-Szene zwischen Berlin und der Ostsee: Die Rennen in Teterow, Güstrow und Wittstock sind seit Jahren stark besucht. Hier peitschen regelmäßig Weltklasse-Piloten um die Sandigen Ovale und nicht von ungefähr findet speziell in Teterow mittlerweile jährlich ein Grand-Prix – also ein WM-Lauf – statt. "60 Jahre Speedway-Tradition in Neubrandenburg werden wieder zum Leben erweckt – wir holen den Sport aus dem Dornröschenschlaf." Mit diesem Slogan wiederum ging der neu gegründete Verein "MSC Vier Tore Neubrandenburg" vor rund einem Jahr an die Öffentlichkeit, um sein ehrgeiziges Projekt vorzustellen.
Zu DDR-Zeiten war Neubrandenburg jedenfalls eine Speedway-Hochburg – die Rennen im Harderstadion verfolgten nicht selten Zigtausende Fans – bis zum Jahr 1995, dann wurde die legendäre Sportstätte geschlossen. Und jetzt sollen die spektakulären Kurven-Drifts in seiner Heimatstadt wieder zur Regel werden, wünscht sich auch Christian Engel, seines Zeichens Zweiter Vorsitzender des "MSC Vier Tore". Er sagt: "Es ist unsere letzte Chance – denn wir sind die letzte Generation, die noch Speedway in Neubrandenburg erlebt hat. Wenn wir es nicht schaffen, dann dürfte das Thema für immer durch sein – deshalb kämpfen wir so vehement dafür."
Der MSC Pfaffenhofen hingegen besitzt das, was in Neubrandenburg fehlt: Eine zuverlässig funktionierende Startmaschine, das Gerüst einer Bande, eine moderne Ampel-Anlage und vieles mehr an hochwertigen Ausstattungsteilen. Das alles lagert seit einigen Jahren ungenutzt in Rohrbach, denn im Jahre 2014 war das Speedway-Oval an der Ingolstädter Straße in Pfaffenhofen der Umgestaltung des städtischen Sportzentrums zum Opfer gefallen. "Hoffnung, doch noch eine neue Bahn bauen zu können, besteht allerdings längst nicht mehr", heißt es vom hiesigen MSC. So treffe es sich jetzt gut, dass das Material im Nordosten der Bundesrepublik eine Wiederverwendung finden könnte.
Um die Pläne zu realisieren, suchen beide Vereine nach Spenden und Sponsoren, die bereit sind, die entstehenden Aufwände mitzufinanzieren. "Wir freuen uns sehr, die Chance auf eine Erstausstattung unserer geplanten Speedway-Anlage zu bekommen", sagt Christian Engel und hofft: "Vielleicht findet sich ein Spediteur, der bereit wäre, das Material auf einer seiner Touren mitzubringen – wir nehmen jede Hilfe dankend an." Wer den "MSC Vier Tore Neubrandenburg" unterstützen wolle, der könne sich auf der Internet-Seite des Vereins informieren, so Engel. "Die Partnerschaft mit dem MSC Vier Tore Neubrandenburg gehen wir sehr gerne ein", erklärt Erhard Wallenäffer, Speedway-Leiter beim MSC Pfaffenhofen im ADAC.
"Die Verantwortlichen des neu gegründeten Vereins zeigen sich außerordentlich engagiert und ehrgeizig", lobt Wallenäffer. "Hier bei der Umsetzung dieses anspruchsvollen Vorhabens mitzuhelfen, ist Ehrensache – denn letztlich geht es auch uns darum, dass der Speedway-Sport hierzulande erhalten bleibt." Denkbar sei auch, dass der MSC Pfaffenhofen beim Aufbau der Teile vor Ort mithelfe. "Ich würde mich sogar sehr freuen, wenn das zustande käme – denn natürlich kennen wir unser Material selbst am besten", sagt er. "Außerdem werden wir darauf bestehen, dass unser Vereinsname im neuen Stadion präsent sein wird – ich denke da zunächst einmal an ein größeres Werbefeld auf der Bande."
Eine Renn-Szene aus dem August 1992, als in Pfaffenhofen das Finale der U21-Speedway-Weltmeisterschaft stattfand. Es war ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des hiesigen MSC. (Quelle: Archiv MSC Pfaffenhofen)