Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt. Was sich für die Bürger ändern würde und welche Vorteile sie hätten.

(zel) Kommt im Landkreis Pfaffenhofen die gelbe Tonne, die alle zwei Wochen vor dem Haus geleert wird, oder bleibt es beim bisherigen System, wonach die Bürger ihre gelben Säcke zum Wertstoffhof bringen müssen? Die Antwort gibt es möglicherweise in der morgigen Sitzung des Kreistags. Dem Vernehmen nach will die bunte Koalition von Freien Wählern, SPD, Grünen, Bürgerliste und ÖDP die Einführung der gelben Tonne beschließen. Die CSU als größte Oppositions-Fraktion sperrt sich zwar nicht gegen die gelbe Tonne, wüsste aber gerne alle Landkreis-Bürger befragt. Bei objektiver Betrachtung dürfte indes wenig für die Beibehaltung des gelben Sacks sprechen. Unter anderem, weil in die gelbe Tonne, anders als beim gelben Sack, auch Dosen sowie Styropor geworfen werden dürften, und weil sich die Bürger wohl viele Fahrten zum Wertstoffhof sparen könnten. Wir fassen die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.

Wie ist die Ausgangs-Situation?

"Oberste Priorität im bayerischem Abfall-Wirtschafts-Gesetz hat die Abfall-Vermeidung", erklärt der Abfall-Wirtschafts-Betrieb des Landkreises Pfaffenhofen (AWP) um deren Chefin Elke Müller. "Denn Abfall, der nicht anfällt, muss nicht entsorgt werden." Die Statistiken zeigten jedoch, dass Kunststoff-Abfälle aus Verpackungen zunehmen. Der Kreis Pfaffenhofen bilde da keine Ausnahme. "Derzeit wird nur etwa die Hälfte des bundesweiten Durchschnitts von Verkaufs-Verpackungen von 30 Kilogramm pro Einwohner und Jahr im Landkreis gesammelt", berichtet der AWP und führt aus: "Die fehlende Menge ist nicht auf die Vermeidung von Kunststoff-Abfällen zurückzuführen, sondern befindet sich nachweislich im Restmüll." Im Kreis Pfaffenhofen werde somit jährlich eine Menge von zirka 1800 Tonnen an Kunststoff-Verpackungen, Glas und Dosen der energetischen Verwertung zugeführt, also verbrannt, obwohl diese Menge recycelt werden könnte. 

Worum geht künftig?

Hintergrund ist laut Erläuterung des AWP, dass der Landkreis Pfaffenhofen als entsorgungs-pflichtige Körperschaft dazu verpflichtet sei, eine möglichst effektive und umwelt-verträgliche Erfassung der Abfälle sicherzustellen. Nur, wenn alle Verpackungen korrekt gesammelt und dem so genannten dualen System zugeführt würden, seien die hoch gesteckten Recycling-Ziele realisierbar. Die geforderte Recycling-Quote liege laut Verpackungs-Gesetz seit dem vergangenen Jahr bei 58,5 Prozent sowie ab dem Jahre 2022 Jahr sogar bei 63 Prozent.

Wie ist die derzeitige Lage im Kreis Pfaffenhofen?

Laut AWP werden hier pro Einwohner jährlich 17,35 Kilogramm an so genannten Leichtverpackungen gesammelt. Diese Menge liegt den Angaben zufolge um satte 12,65 Kilogramm unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 30 Kilogramm pro Einwohner pro Jahr. Eine Restmüll-Analyse für den Kreis Pfaffenhofen hatte laut AWP im Jahr 2012 ergeben, dass sich hier noch jedes Jahr zirka 13,6 Kilogramm pro Einwohner an Kunststoffen sowie 0,5 Kilogramm pro Einwohner an Dosen im Restmüll befanden. Dieses Ergebnis decke sich auch mit einer erst kürzlich veröffentlichten Studie des Umweltministeriums und Umwelt-Bundesamts, die auf jährlich zwölf Kilogramm pro Einwohner gekommen sei.

Warum steht die Frage "Gelbe Tonne oder gelber Sack?" jetzt auf der Tagesordnung?

Gemäß Beschluss des Werk-Ausschusses des Pfaffenhofener Kreistags im Sommer dieses Jahres soll der AWP bezüglich einer Rahmenvorgabe für die Sammlung von Leichtverpackungen (LVP) Verhandlungen mit dem Verhandlungsführer der dualen Systeme führen. Das duale System "zentek" wäre laut AWP bereit, ab 1. Januar 2022 die Sammlung von restentleerten Kunststoff-Verpackungen, Dosen und Styropor mittels einer gelben Tonne im Hol-System unter folgenden Rahmenbedingungen durchzuführen: kostenlose Gestellung der Abfall-Behälter (240-Liter- und 1100-Liter-Behälter); kostenlose und flächendeckende Abfuhr alle 14 Tage; keine Annahme von Leichtverpackungen und Dosen mehr an den Wertstoffhöfen.

Und die gelbe Tonne soll dafür sorgen, dass weniger Leichtverpackungen im Restmüll landen?

Der AWP verweist zumindest darauf, dass sich in anderen Gebietskörperschaften die Sammel-Menge bei Leichtverpackungen nach der Einführungen der gelben Tonne verdoppelt oder sogar verdreifacht habe. Zugleich habe sich in diesen Landkreisen die Restmüll-Menge um acht bis 20 Prozent verringert.

Was würde das für den Kreis Pfaffenhofen bedeuten?

Wie bereits dargelegt, landen hier jährlich pro Einwohner 13,6 Kilo an Kunststoffen sowie 0,5 Kilogramm an Dosen im Restmüll, die dort eigentlich nicht hingehören. Würden diese rund 14 Kilogramm korrekt entsorgt, dann könnte man rechnerisch betrachtet also jedes Jahr pro Person 14 Kilogramm an Restmüll sparen. Das würde laut AWP wiederum umgerechnet insgesamt eine Ersparnis von zirka 170 000 Euro im Jahr bedeuten. 

Hätte die Einführung der gelben Tonne Auswirkungen auf die Müll-Gebühren?

"Bei einer Umstellung vom Bring- auf das Hol-System bewegt sich die Gebühren-Erhöhung gegen null", fasst der AWP zusammen. Für die Bürger entstünden demnach praktisch keine weiteren Kosten. Die Kosten für die Erfassung und das Recycling von Verkaufs-Verpackungen werden laut AWP ja bereits über den Einkaufspreis der verpackten Produkte vom Verbraucher bezahlt. Eine Umgliederung im Gebühren-Haushalt des AWP würde im Falle einer Einführung der gelben Tonne zwar eine rechnerische Gebühren-Erhöhung für eine 80-Liter-Tonne – sie gilt als ausreichend für fünf Personen – in Höhe von jährlich 3,36 Euro bedeuten. Berücksichtige man jedoch zugleich die Kosten-Einsparung beim Restmüll, bewege sich die Gebühren-Erhöhung gegen null – nämlich bei jährlich 72 Cent pro 80-Liter-Restmüll-Tonne.

Wie kommt man auf diese Zahl? 

Die angenommene Reduzierung der Restmüll-Menge durch die Einführung der gelben Tonne würde, wie erwähnt, laut AWP eine jährliche Ersparnis von 170 000 Euro bedeuten. Zugleich würde die Einführung der gelben Tonne bedeuten, dass keine gelben Säcke mehr auf den Wertstoffhöfen abgegeben werden könnten. Buchhalterisch könnten damit laut APW nur noch etwa 15 Prozent (jetzt 35 Prozent) der Sachkosten für die Wertstoffhöfe sowie nur mehr zirka zehn Prozent (jetzt: 25 Prozent) der Personalkosten für die Wertstoffhof-Mitarbeiter auf den gewerblichen Teil des AWP-Haushalts ausgegliedert werden. Dies würde, so heißt es weiter, bedeuten, dass der hoheitliche Bereich mit zirka 190 000 Euro pro Jahr mehr belastet würde. Umgerechnet auf die Müll-Gebühren würde das für eine 80-Liter-Restmüll-Tonne eine Erhöhung von monatlich 28 Cent oder eben jährlich 3,36 Euro bedeuten. Berücksichtigte man jedoch im Gegenzug die genannte Einsparung von jährlich 170 000 Euro bei den Verwertungs-Kosten für den Restmüll, dann würde sich die Restmüll-Gebühr für eine 80-Liter-Tonne nur mehr um sechs Cent im Monat oder eben um 72 Cent pro Jahr erhöhen. 

Was ist der größte Unterschied zwischen gelber Tonne und gelbem Sack?

Die gelben Säcke müssen, wie bekannt und derzeit praktiziert, an einem der Wertstoffhöfe im Landkreis Pfaffenhofen abgeben werden – man nennt das ein Bring-System. Für den Transport der gelben Säcke zum Wertstoffhof sind die Bürger selbst zuständig. Die gelbe Tonne dagegen würde regelmäßig am Grundstück der Bürger entleert – man spricht hier von einem Hol-System. 

Was dürfte in der gelben Tonne entsorgt werden?

In die gelbe Tonne gehören laut Erklärung des AWP sämtliche Verpackungen aus Aluminium, Verbunden und Schaumstoffen, Kunststoff-Folien, Kunststoff-Flaschen und Kunststoff-Becher, Tetra-Paks, farbiges und verschmutztes Verpackungs-Styropor und zusätzlich Weißblech-Dosen. In die gelbe Tonne dürfte also deutlich mehr als in den gelben Sack gegeben werden – konkret: Styropor und Weißblech-Dosen.

Ab wann könnte die gelbe Tonne gegebenenfalls überhaupt kommen?

Dazu teilt der AWP mit: "Die gelbe Tonne kann nach derzeitigem Stand frühestens zum 1. Januar 2022 eingeführt werden."

Wie oft würde die gelbe Tonne geleert?

Die gelben Tonnen würden laut AWP im Landkreis Pfaffenhofen 14-tägig entleert. Die jeweiligen Termine würden, wie von anderen Abfuhr-Terminen gewohnt, bekanntgemacht. 

Kann man Verpackungs-Kunststoffe nach der Einführung der gelben Tonne noch am Wertstoffhof abgeben?

Klare Antwort vom AWP: Nein, die Erfassung der Verpackungs-Kunststoffe würde dann ausschließlich über die gelbe Tonne erfolgen. Die bisherigen Sammel-Container für die gelben Säcke auf den Wertstoffhöfen würden mit der Einführung der gelben Tonne verschwinden. Außerdem würden die Dosen-Container auf den Wertstoffhöfen und an anderen Standorten verschwinden.

Was hätten die Bürger von der Einführung der gelben Tonne?

Sie sparen sich wohl einiges an Fahrerei sowie damit Zeit, aber auch Geld. Eine vom AWP angestoßene Untersuchung im Sommer dieses Jahres an den Wertstoffhöfen in Pfaffenhofen, Rohrbach, Wolnzach und Gerolsbach hat nach Angaben des Abfall-Wirtschafts-Betriebs ergeben, dass 20 Prozent der Anlieferungen nur wegen der Entsorgung von Verpackungsmüll erfolgten. Diese Fahrten würden nach der Einführung der gelben Tonne wegfallen. Außerdem verweist der AWP auf eine Studie des Umwelt-Bundesamts aus dem Jahr 2018, wonach bei einem Bring-System über Wertstoffhöfe (wie es mit den gelben Säcken derzeit im Kreis Pfaffenhofen gilt) rund 80 Prozent der Logistik-Kosten auf den Individualverkehr entfallen. "Diese Kosten finden sich nicht in den Kosten der System-Betreiber oder der Abfall-Wirtschafts-Betriebe, sondern werden zusätzlich auf die Endverbraucher übertragen", so der AWP. Pro Kilogramm, das der Bürger zum Wertstoffhof bringt, seien das Kosten von 65 Cent – oder laut Statistik umgerechnet von zirka elf Euro pro Bürger im Jahr. 

Was ist, wenn die gelbe Tonne, die alle zwei Wochen geleert wird, nicht ausreicht? Kann man zusätzliche Verpackungen in einem Sack neben die gelbe Tonne stellen?

Dazu erklärt der AWP auf seiner Internet-Seite: "Wenn nur einmalig mehr Verpackungsmüll (zum Beispiel nach einem Möbelkauf) anfällt, können diese Abfälle, möglichst in einem transparenten Sack (übliche Abfäll-Säcke, erhältlich im Handel) verpackt neben der Tonne zur Abholung bereitgestellt werden. Fallen regelmäßig so viele Verpackungs-Abfälle an, die nicht über die gelbe Tonne entsorgt werden können, so sind weitere beziehungsweise größere Sammel-Behälter bei der Entsorgungs-Firma zu beantragen."  

Angenommen, die gelbe Tonne wird eingeführt. Muss man sie benutzen?

"Grundsätzlich hat die Erfassung von Verpackungen aus Kunststoff sowie Dosen über die gelbe Tonne zu erfolgen", erklärt der AWP und betont: "Eine Entsorgung über die Restabfall-Tonne ist nicht zulässig." Die Nutzung der gelben Tonne werde empfohlen, "ein Anschluss- und Benutzungszwang besteht jedoch nicht".

Wie sieht die gelbe Tonne aus?

Sie hat ein Volumen von 240 Litern und ist damit so groß wie die Papiertonne. Sie ist entweder schwarz und hat einen gelben Deckel oder sie ist komplett gelb. Für Gewerbe-Betriebe und Hausgemeinschaften gibt es auch Großbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1100 Litern.

Woher bekäme man die gelbe Tonne?

Für die Verteilung und Entleerung sowie für die Verwertung der in der gelben Tonne gesammelten Verpackungen wäre laut AWP ein privates Entsorgungs-Unternehmen zuständig. Welche Firma dies konkret übernimmt, das ergäbe sich erst nach einer Ausschreibung durch die "dualen Systeme".

Worum geht es morgen in der Sitzung des Kreistags?

Das Gremium wird am morgigen Nachmittag wohl auf jeden Fall einen Beschluss zum Thema fällen. Entweder die Mehrheit votiert direkt dafür, dass die gelbe Tonne – dann wohl zum Jahr 2022 – eingeführt wird. Oder der AWP wird beauftragt, eine Erhebung zum Thema durchzuführen – was zum Beispiel über eine repräsentative Telefon-Befragung bei einer bestimmten Anzahl an entsprechend ausgewählten Personen (wie bei politischen Umfragen) sowie eine zusätzlich angebotene, optionale Online-Befragung erfolgen könnte. Oder es wird – so fordert es, wie berichtet, die CSU-Fraktion ausdrücklich – beschlossen, dass über die Frage "Beibehaltung des gelben Sacks oder Einführung der gelben Tonne?" sämtliche wahlberechtigten Landkreis-Bürger abstimmen dürfen; das könnte nach Ansicht der Christsozialen in Verbindung mit der im kommenden Jahr stattfindenden Bundestags-Wahl erfolgen. Für Vertreter anderer Fraktionen liegen indes die Vorteile der gelben Tonne derart auf der Hand, dass sie gleich für eine Einführung wären. 

Gab es schon einmal eine Bürger-Befragung?

Ja, die gab es. In dem momentanen Verfahren, dem so genannten Bring-System, sammeln die Bürger bekanntlich ihren Verpackungsmüll aus Kunst- und Verbundstoffen in gelben Säcken, die sie dann selbst zu einem der Wertstoffhöfe im Landkreis schaffen müssen. Bestätigt worden war dieses Bring-System nach einer Entscheidung der Landkreis-Bürger bei einer Befragung, die am 25. Mai 2014 über die Bühne gegangen war. Damals entfielen von rund 39 000 gültigen Stimmen knapp 71 Prozent auf das bisherige Bring-System mit gelben Säcken. Lediglich rund 29 Prozent votierten für die Einführung der gelben Tonne im Hol-System. 43,5 Prozent der abstimmungs-berechtigten Menschen im Landkreis hatten an dieser Befragung teilgenommen. Die Politik respektierte damals dieses klare Ergebnis. Man zeigte der gelben Tonne die rote Karte und blieb bei den gelben Säcken. Nun steht das Thema erneut auf der Agenda.

Was würde passieren, wenn man beim bisherigen System bliebe?

Bis zum Ende des kommenden Jahres bliebe alles wie gehabt, wurde auf Anfrage unserer Zeitung vom AWP erklärt. Im Falle einer weiteren Beibehaltung des gelben Sacks im Bring-System und bei weiterhin vergleichsweise niedrigen Recycling-Quoten im Landkreis Pfaffenhofen könnte allerdings darüber hinaus die Gefahr bestehen, dass der AWP von den dualen Systemen ab dem Jahre 2022 weniger Geld bekommt. Denn, wie erwähnt: Laut AWP ist der Landkreis Pfaffenhofen als entsorgungs-pflichtige Körperschaft dazu verpflichtet, eine möglichst effektive und umwelt-verträgliche Erfassung der Abfälle sicherzustellen.