Bayern erhöht Budget für Ausgleichs-Zahlungen auf jährlich 550.000 Euro. Überfällig, so der Bauernverband, aber kein Freibrief, um die Hände in den Schoß zu legen.
(ty) Ab 1. Januar 2021 wird das Budget für Ausgleichs-Zahlungen bei Biber-Schäden im Freistaat um 100 000 Euro erhöht. Das hat der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber in München mitgeteilt: "Das ist ein wichtiges Signal", findet er: "Statt bisher 450 000 stehen nun jährlich nun 550 000 Euro Verfügung, um Biber-Schäden in Bayern auszugleichen." Der Schadens-Ausgleich sei ein wichtiges Element im Biber-Management und werde vor allem den heimischen Erzeugern zugute kommen. "Die Erhöhung kommt direkt bei den Land-, Forst- und Teichwirten an", so der Minister. Die Koalitions-Fraktionen im Landtag haben sich auf die Erhöhung geeinigt. Das Umwelt-Ministerium hatte nach eigenem Bekunden eine Aufstockung befürwortet und vorsorglich die notwendigen Mittel eingeplant.
Parallel dazu treten, ebenfalls am 1. Januar, geänderte Richtlinien zum Biber-Management im Freistaat in Kraft. Die bisherigen Biber-Richtlinien laufen zum Ende dieses Jahres aus. Das bayerische Umwelt-Ministerium nutzte laut eigener Darstellung die Neufassung, um den Schadens-Ausgleich in einigen Punkten zu erweitern. So könnten die so genannten indirekten Kosten wie beispielsweise Tierarzt-Kosten vollständig in den Schaden-Ausgleich einfließen, nachdem die EU-Kommission dies ermöglicht habe. Zudem würden Fischerei-Vereinen jetzt auch Schäden an Satzfischen bestandsbedrohter heimischer Fischarten ersetzt. "Wir unterstützen die Bemühungen der Fischerei-Vereine, unsere heimischen Fischarten zu erhalten, und setzen einen weiteren Akzent zum Schutz der Biodiversität in Bayern", so Glauber.
Der Biber-Bestand im Freistaat wird nach aktuellen Angaben des Umwelt-Ministeriums derzeit auf rund 22 000 Tiere in etwa 6000 Revieren geschätzt – der bayerische Bauernverband geht von 25 000 Tieren aus (siehe unten). Bayern sei inzwischen fast flächendeckend mit den streng geschützten Tieren besiedelt, so die Behörde. Das Umwelt-Ministerium hatte vor mehr als zehn Jahren das bayerische Biber-Management etabliert. Ziel sei es, so wurde jetzt noch einmal zusammengefasst, schadensbedingte Konflikte so gering wie möglich zu halten sowie gleichzeitig einen günstigen Erhaltungs-Zustand der bayerischen Biber-Population sicherzustellen. Wesentliche Grundlage hierfür seien die Richtlinien zum Biber-Management. Im Zentrum stünden dabei vier Säulen: Beratung, Prävention, Zugriffs-Maßnahmen und Ausgleichs-Zahlungen.
Die Zuständigkeit für das Biber-Management liege bei den jeweiligen Kreisverwaltungs-Behörden, die Entscheidungen zeitnah und vor Ort treffen könnten. Unterstützt würden diese von je einem Biber-Manager für Nord- und Südbayern sowie von rund 400 lokalen ehrenamtlichen, fachlich geschulten Biber-Beratern. Ein Arbeitskreis des obersten Naturschutzbeirats gebe indes wichtige Hilfestellung bei der Lösung schwieriger Fallkonstellationen und der Weiterentwicklung des Managements. In diesem Rahmen seien auch die neuen Biber-Richtlinien erarbeitet worden. Sie sollen im Dezember im bayerischen Ministerialblatt veröffentlicht werden.
Was der Bauernverband dazu sagt
Die Aufstockung des Fonds zum Ausgleich von Biber-Schäden in Bayern sei ein wichtiger und längst überfälliger Schritt. Das machte Stefan Köhler, Umweltpräsident des bayerischen Bauernverbands (BBV) heute nach der Ankündigung von Staatsminister Glauber sowie den Regierungs-Rraktionen deutlich. Seit Jahren liegen laut BBV-Angaben die von Land-, Forst-, und Teichwirten gemeldeten Biber-Schäden im Bereich von 600 000 bis 700 000 Euro pro Jahr. Damit habe regelmäßig nur ein Anteil jedes gemeldeten Schadens ausgeglichen werden. "Die Biber-Schäden gehen in der Land-, Forst-, und Teichwirtschaft damit zu großen Teilen zu Lasten der Betroffenen", so der Bauernverband.
Eine Aufstockung sei aufgrund nach wie vor hoher und steigender Biber-Bestände dringend notwendig, wenngleich die derzeit gemeldeten Schäden auch mit einer Ausstattung von 550 000 Euro nicht vollständig bedient werden könnten, so der bayerische Bauernverband weiter. "Die Aufstockung des Biber-Fonds darf daher kein Freibrief sein, um in Sachen Bestandsregulierung die Hände in den Schoß zu legen", mahnt der BBV. Der Bestand werde seiner Ansicht nach auch mit 22 000 Bibern im Freistaat sicherlich unterschätzt. "Diese Zahl wurde von offizieller Stelle bereits für das Jahr 2017 genannt", heißt es zur Erklärung.
Der bayerische Bauernverband gehe mittlerweile von 25 000 Bibern im Freistaat aus. "Der nicht mehr vom Aussterben bedrohte Biber sollte daher in seinem Bestand künftig ebenso gemanagt und an die landes-kulturelle Verhältnisse angepasst werden, wie es auch mit anderen Wildarten, beispielsweise dem Rehwild, der Fall ist", erklärte Köhler. Hierzu müssten, so die Forderung des BBV-Experten, auch endlich der strenge Schutzstatus sowie das Vermarktungs-Verbot gelockert werden.