Zwei-Personen-Haushalt muss mit Mehrkosten von 20 Euro im Monat rechnen. Hintergrund: Millionen-Investitionen in Kläranlage und Leitungen.
(ty) Der Verwaltungsrat der Stadtwerke hat gestern in öffentlicher Sitzung beschlossen, die Wasser-Abgabe-Satzung und die Entwässerungs-Satzung für Pfaffenhofen anzupassen. Vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrats am 10. Dezember werden demnach die Grund- und Verbrauchs-Gebühren zum 1. Januar 2021 deutlich erhöht. Dadurch steigt, vereinfacht ausgedrückt, der Bruttopreis für einen Liter Trinkwasser von derzeit 0,4 Cent auf 0,6 Cent. Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt müsse für Wasser und Abwasser mit Mehrkosten von insgesamt etwa 20 Euro pro Monat rechnen, so Stadtwerke-Sprecherin Anke Reuter-Zehelein gegenüber unserer Zeitung. Auch in Zukunft werde allerdings in der Kreisstadt – im Gegenzug zum Vorgehen in anderen Kommunen – auf die Erhebung von so genannten Verbesserungs-Beiträgen verzichtet.
Um etliche millionenschwere Investitions-Vorhaben in die Infrastruktur zu finanzieren, soll laut Beschluss des Verwaltungsrats der Bruttopreis für einen Kubikmeter Wasser von 1,99 Euro auf künftig 2,73 Euro steigen. Die Grundgebühr soll pro Standard-Wasserzähler ab 1. Januar des kommenden Jahres dann 4,81 Euro pro Monat statt bislang drei Euro betragen. Beim Abwasser beträgt der Grundpreis ab dem 1. Januar 2021 monatlich vier Euro, der Preis für einen Kubikmeter Schmutzwasser steigt deutlich von 1,70 Euro auf künftig 2,78 Euro.
Der Preis für so genanntes Niederschlagswasser soll sich von 0,25 Euro pro Quadratmeter auf dann 0,55 Euro pro Quadratmeter erhöhen. Hintergrund dieser deutlichen Erhöhungen: "Nur mit entsprechender finanzieller Ausstattung kann der Werterhalt der Trinkwasser- und Abwasser-Infrastruktur als wichtige Lebensader in Pfaffenhofen gesichert und nachhaltig ausgebaut werden", fassen die Pfaffenhofener Stadtwerke zusammen.
Der kommunale Wasserkreislauf vom Brunnen bis zur Kläranlage gliedert sich in die Trinkwasser-Versorgung und in die Wasser-Aufbereitung. Für die Trinkwasser-Versorgung gibt es die Wasser-Abgabe-Satzung und für die Wasser-Aufbereitung die Entwässerungs-Satzung. Beide Satzungen schließen jeweils eine Beitrags- und Gebühren-Satzung mit ein. Die jüngste Kalkulation für die Wasser-Gebühren hatte im Jahre 2016 stattgefunden. Die Abwasser-Gebühren waren mit der Einführung der so genannten gesplitteten Abwasser-Gebühr zum 1. Januar 2018 auf eine Schmutzwasser- und eine Niederschlagswasser-Gebühr aufgeteilt worden.
Die in den vergangenen Wochen beauftragten unabhängigen Experten haben laut Stadtwerke anhand der gesetzlichen vorgegebenen Berechnungs-Mechanismen die Gebühren im Zeitraum 2017 bis 2020 und die Investitionen für die Jahre 2021 bis 2024 für die Neuberechnung der Abgaben geprüft. Nach den Vorgaben des Kommunalen Abgabegesetzes müssten diese spätestens alle vier Jahre geprüft und angepasst werden. Dabei dürfe es dauerhaft keine Unter- oder Überdeckung geben. Auch eine Querfinanzierung mit anderen Sparten sei nicht erlaubt.
Bei der Überprüfung der vergangenen Berechnungs-Periode (2017 bis 2020) sei festgestellt worden, dass es bei den Beiträgen und Gebühren für Wasser und Abwasser eine so genannte Unterdeckung gegeben habe. Vereinfacht gesagt: Die Kosten waren höher als die Einnahmen. Diese muss laut dem kommunalen Abgaben-Gesetz (KAG) innerhalb des folgenden Bemessungs-Zeitraums berücksichtigt werden. Ähnlich verhält es sich zum Beispiel mit den Müllabfuhr- oder Friedhofs-Gebühren, die deshalb in den Gemeinden auch immer wieder neu kalkuliert und angepasst werden.
Im Pfaffenhofener Wasser- und Abwassernetz sind nach Angaben der hiesigen Stadtwerke auch weiterhin hohe Investitionen notwendig, um eine langfristig notwendige Sanierungsrate von zwei Prozent zu erfüllen. "Nur so wird langfristig vermieden, dass kein weiterer Sanierungsstau entsteht und keine Lasten auf spätere Generationen verschoben werden", erklärt das Kommunal-Unternehmen.
Für Pfaffenhofen bedeute dies allein im Bereich des Trinkwasser-Netzes eine Investition von mehr als 13 Millionen Euro bis zum Jahre 2024. Bereits in der vergangenen Berichts-Periode seien 10,5 Millionen Euro in das Netz investiert worden. Dazu kommen den Angaben zufolge weitere Investitionen in den Grundwasserschutz und ein neues Prozess-Leitsystem von einer Million Euro. "Im Rahmen der langfristigen Strategie sollen jährlich 4,4 Kilometer Wasserleitungsnetz saniert beziehungsweise neu gebaut werden", heißt es weiter.
Die größte Investition-Summe werde in die Sanierung des Klärwerks an der Joseph-Fraunhofer-Straße in Pfaffenhofen fließen. Um die Anlage nachhaltig zu modernisieren, würden über 13 Millionen Euro veranschlagt. Auch die Sanierung des Kanalnetzes, in das von 2017 zum Jahr 2020 insgesamt 13 Millionen investiert worden seien, würden bis zum Jahr 2024 weitere 22 Millionen Euro investiert. Langfristig sei geplant, jährlich 4,8 Kilometer Kanalnetz zu sanieren. Das entspreche einer Investition von mehr als sieben Millionen Euro jährlich.
Neue Regelung für Hausanschlüsse
Auch bei den Hausanschluss-Beiträgen wurden Neuerungen beschlossen: "Mit dem Inkraft-Treten der neuen Satzungen wird es auch bei Hausanschlüssen für Wasser und Abwasser Pauschalen – wie sie bereits beim Anschluss von Strom, Gas und anderen Sparten existieren – geben", fasst Stadtwerke-Sprecherin Anke Reuter-Zehelein zusammen.
Dabei würden für einen Standard-Hausanschluss-Kontrollschacht bis zu 2,50 Meter Tiefe und drei Meter Entfernung zur Grundstücks-Grenze pauschal 3500 Euro berechnet. Für einen Standard-Wasserhausanschluss mit einer Entfernung von bis zu zehn Metern zur Grundstücksgrenze fielen dann 1500 Euro inklusive Zählerbügel an.