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Richard L. Riedmaier, Vorstands-Chef der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte, über mobiles und flexibles Arbeiten – nicht erst seit Corona.

Die Bundesregierung verordnet der deutschen Wirtschaft während der Pandemie Home-Office, wo immer das geht. Bei der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte sieht man sich dafür bestens gerüstet. Denn von den Vorteilen des flexiblen Arbeitens sei man bei dem Geldinstitut schon lange vor der Corona-Krise überzeugt gewesen. Im Interview berichtet Richard L. Riedmaier, der Vorstands-Vorsitzende der VR Bayern-Mitte.

Herr Riedmaier, seit wann beschäftigt sich ihr Geldinstitut mit dem Thema Home-Office?

Riedmaier: Wir beschäftigen uns seit Anfang 2015 mit dem Thema, also seit rund sechs Jahren. Dazu haben wir zunächst ein Konzept für mobiles und flexibles Arbeiten formuliert und mit einer Handvoll Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen getestet. Auch ein Teil unserer Führungskräfte und der Betriebsrat haben sich an der damaligen Testphase beteiligt. Nachdem wir sehr positive Erfahrungen dazu gesammelt und auch bestehende Hemmnisse konstruktiv gemeistert haben, wurden im Juni des Jahres 2015 entsprechende Regeln aufgestellt und die erste Betriebs-Vereinbarung zum Thema Home-Office und mobiles Arbeiten geschlossen. Uns war damals schon klar, dass Home-Office und mobiles Arbeiten keine Mode-Erscheinung sind und es für die Bank und die Mitarbeiter Vorteile bringt.

Was waren die Gründe?

Riedmaier: Nun, zum einen waren es die Perspektiven, die das Thema Digitalisierung bot. Wir haben festgestellt, dass wir mit dem Thema Home-Office – oder besser gesagt: dem mobilen Arbeiten – unsere Flexibilität verbessern und in vielerlei Hinsicht produktiver werden können. Und dann ist Home-Office und mobiles Arbeiten ein Thema der Attraktivität des Arbeitsplatzes. Gut ausgebildetes und qualifiziertes Personal ist unsere beste Ressource. Und wir wollen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein attraktiver Arbeitgeber sein.

Was verstehen Sie unter mobiles Arbeiten?

Riedmaier: Wir haben das Thema Home-Office dahingehend erweitert, dass wir unseren Mitarbeitern neben einem Arbeitsplatz zu Hause auch anbieten, diverse Büros in unseren Geschäftsstellen im gesamten Geschäfts-Gebiet flexibel zu buchen. Dies ist vor allem bei unseren Vertriebs-Mitarbeitern, allen voran den Firmenkunden-Beratern sehr beliebt. Unsere Firmenkunden-Berater sind sehr viel bei den Kunden vor Ort im Einsatz. Mobiles Arbeiten ermöglicht es ihnen, nicht mehr zwingend zwischen Kunde und stationären Arbeitsplatz pendeln zu müssen, sondern nach einem Kundentermin die Arbeit auf dem Heimweg im gebuchten Büro einer x-beliebigen Geschäftsstelle zu erledigen. Oder natürlich auch zu Hause.

Welche Voraussetzungen waren dazu notwendig?

Riedmaier: Um mobiles Arbeiten anbieten zu können, haben wir zunächst ordentlich investieren müssen. Dabei haben wir aber nicht nur in die technische Ausstattung wie Laptops und Internet-Telefonie investiert, sondern auch in die Schulung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie vor allem auch in unsere Prozesse und Ablauf-Organisation. Das bedeutete unter anderem auch, um ein Beispiel zu nennen, dass wir unseren kompletten Kredit-Akten-Bestand schnellstmöglich digitalisiert haben. Dies ermöglicht es nun unserem Personal, jederzeit digital auf die Akten der Kunden zugreifen zu können. Dies ist eine sehr wichtige Voraussetzung für unsere Beraterinnen und Berater, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Stabsstellen, mobil arbeiten zu können. Es bringt nichts, wenn die Mitarbeiter zu Hause arbeiten und die Akten in der Bank stehen. Darüber hinaus haben wir auch Investitionen in innovative Software getätigt. So sind unsere Firmenkunden-Berater die ersten gewesen, die in Deutschland spezielle Software für mobile Beratung und flexibles Prozess- beziehungsweise Arbeits-Management erhalten haben.

Welche Rahmenbedingungen sind erforderlich, um mobil arbeiten zu können?

Riedmaier: Wir haben das Thema Home-Office beziehungsweise mobiles Arbeiten mit einer Betriebs-Vereinbarung geregelt. Zunächst entscheidet der Betrieb, ob die Anforderung an die Arbeitsstelle home-office-tauglich ist. Dann müssen die entsprechenden Voraussetzungen beim Mitarbeiter zu Hause gegeben sein beziehungsweise geschaffen werden. Darüber müssen auch sämtliche Datenschutz- und Sicherheits-Themen geregelt werden. Letztlich müssen die betroffenen Mitarbeiter Home-Office und mobiles Arbeiten aber auch wollen. Und man braucht natürlich auch aufgeschlossene Führungskräfte, um den Umstand, viele Mitarbeiter zu Hause arbeiten zu lassen, auch managen zu können. Das erfordert eine andere Führung als die herkömmliche. Auch unsere Führungskräfte haben wir dahingehend weiterentwickelt.

Wie ist die Akzeptanz bei den Mitarbeitern?

Riedmaier: Uns liegt die Zufriedenheit unseres Personals sehr am Herzen. Dazu führen wir regelmäßig Mitarbeiter-Befragungen durch. Als wir die Quote von Home-Office und mobiler Arbeit im Zuge der Corona-Pandemie im Frühjahr nochmal erhöht haben, haben wir danach unsere Mitarbeiter zum Home-Office befragt. Die Resonanz und die Akzeptanz waren sehr positiv. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzen diese Möglichkeiten sehr, auch wenn es so gut wie niemanden gibt, der ausschließlich nur im Home-Office arbeiten möchte. Die Home-Office-Quote bewegt sich bei uns zwischen 40 und 60 Prozent. Das heißt, dass die Mitarbeiter zwei bis drei Tage in der Woche im Home-Office arbeiten und die restlichen Tage an ihrem Arbeitsplatz in den Büros. Wir regeln das über spezielle Einsatz-Schichtpläne, was auch dazu beigetragen hat, die Kontakte am Arbeitsplatz auf ein Minimum zu reduzieren.

Was tun Sie für Mitarbeiter, die nicht im Home-Office arbeiten können?

Riedmaier: Das sind vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Service und in der Beratung in unseren Zweigstellen eingesetzt sind. Dies betrifft vor allem auch unsere Kundenberater in den Geschäftsstellen, die nicht von zu Hause aus arbeiten dürfen. Sie beraten ihre Kunden in Einzelbüros vor Ort in der jeweiligen Geschäftsstelle, aber auch digital per Video oder Telefon vom Arbeitsplatz aus. Wir haben sowohl in der ersten Corona-Welle wie auch in der zweiten – im Gegensatz zu den Wettbewerbern – unsere Filialen stets offen gehalten und waren für unsere Kunden immer erreichbar. Dazu beigetragen hat vor allem auch unser von Anfang an sehr konsequent umgesetztes Hygiene-Schutz-Konzept für Mitarbeiter und Kunden, für das wir im vergangenen Jahr rund 100 000 Euro ausgegeben haben.


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