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Seit er 1996 den Bürgermeister-Stuhl von Hohenwart erklommen hat, gab es für Manfred Russer keinen Gegenkandidaten mehr – wie auch diesmal

Audio-Podcast: Interview mit Manfred Russer

Von Tobias Zell 

Während derzeit die Bürgermeister-Wahlkämpfe in die heiße Phase gehen, manche Amtsinhaber um ihren Stuhl bangen und die Herausforderer auf die Überraschung – oder zumindest die Stichwahl – hoffen, kann sich einer ganz entspannt zurücklehnen: Manfred Russer, der Rathauschef von Hohenwart, muss sich um seinen berufliche Zukunft keine Sorgen machen. Der 58-Jährige kann gelassen seiner Wiederwahl entgegenblicken, denn es gibt keinen Gegenkandidaten. Übrigens nicht zum ersten Mal. Seit sich Russer 1996 gegen den Kontrahenten der Freien Wähler durchgesetzt und das höchste Amt der Gemeinde erlangt hat, gab es keinen Herausforderer mehr. Solo für Russer hieß es 2002 und 2008 – und heißt es auch jetzt wieder.

Hat er also alles richtig gemacht? So richtig, dass sich schon gar keiner mehr anzutreten traut gegen ihn? Nein, dass er alles richtig gemacht habe, das will er gar nicht sagen, räumt Manfred Russer im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Aber dass es zum dritten Mal in Folge keinen Gegenkandidaten gibt, das sei „schon auch Ausfluss meiner Arbeit und meines Einsatzes“, glaubt er. „Ich will wir für Leute da sein. Egal, ob politischer Freund oder nicht; meine Aufgabe ist es, für alle da zu sein.“ Er sei sehr nah dran an den Bürgern, das sei ihm wichtig.

Auch, wenn Russer nach eigenen Worten „relaxed“ in die Wahl geht und sich schon auf weitere sechs Jahre im Dienstzimmer einrichten kann, gibt es dennoch ein zweites Ziel, das sich auch in Zahlen festmachen lässt. Denn es wird ja nicht nur der Bürgermeister, sondern auch ein Gemeinderat gewählt. Und in dem Gremium soll, wenn es nach Russer geht, die CSU ihre Mehrheit verteidigen. Neun Sitze (plus den Bürgermeisterstuhl) haben die Christsozialen in Hohenwart derzeit inne, die Freien Wähler bekleiden sieben Mandate – es gibt nur zwei Fraktionen. Vielleicht sogar einen Sitz dazugewinnen, mit diesem Gedanken hat Russer die Richtung für seine Partei im Wahlkampf vorgegeben. Auf jeden Fall aber gelte es, die Mehrheit zu behalten.

Eines kündigt Russer aber schon jetzt an: Sollte die CSU ihre Mehrheit im Gemeinderat verteidigen und damit weiterhin neben dem ersten auch den zweiten Bürgermeister stellen können – den Posten des dritten Bürgermeisters überlasse man den Freien Wählern. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn mit Hilfe der eigenen Stimmen könnten die Christsozialen jeden aus den eigenen Reihen aufs Schild heben. Für Russer aber ist das eine Frage des Vertrauens und des Miteinanders, hier nicht Macht zu demonstrieren, sondern die gedeihliche und konstruktive Zusammenarbeit in den nächsten sechs Jahren im Blick zu haben.

„Alle Probleme, die anstehen, besprechen wir gemeinsam“, sagt Russer. „Denn es ist wichtig, dass was Vernünftiges rauskommt.“ Den beiden Fraktionen im Gemeinderat attestiert er ein „außergewöhnlich gutes“ Verhältnis. „Eitelkeiten spielen da keine Rolle. Das macht die Arbeit angenehm – für die Gemeinderäte und für den Bürgermeister.“

Zusammenarbeit ist freilich gefragt, wenn es darum geht, die 4500-Einwohner-Gemeinde in die Zukunft zu führen. Zum Beispiel steht laut Russer die Ausweisung eines neuen Baugebiets an. „Kerschberg II“ soll es heißen und sich an „Kerschberg I“ anschließen. Der Grunderwerb – insgesamt geht es um 3,5 Hektar – sei in Vorbereitung; und die Interessenten stehen schon Schlange. 25 bis 30 Parzellen soll das neue Gebiet umfassen, aktuell gibt es nach Worten von Russer schon 24 Anfragen. Junge Familien sollen dabei besonders gefördert werden; 15 bis 20 Euro unter Marktwert sollen sie pro Quadratmeter bezahlen. „Wir wollen ein dynamisches Wachstum sicherstellen.“

Auch weitere Gewerbeansiedlungen hat Russer auf dem Zettel. „Ein zusätzliches Gewerbegebiet steht im Raum“, sagt er klipp und klar. „Das wird kommen müssen.“ Es gehe schließlich darum, die Gemeinde für die Zukunft aufzustellen und nachhaltig zu sichern.

Ein großes Thema in Hohenwart ist die „Vitalisierung“ und Stärkung des Ortskerns. Allerdings gilt es hier, mehreren Herausforderungen zu meistern, wie Russer ausführt: die Zahl der Leerstände verringern, dem Denkmalschutz gerecht werden sowie zentrumsnahe Wohnungen und öffentliche Parkplätze schaffen, das Zentrum beleben. Die Hoffnungen ruhen dabei nicht zuletzt auf Zuschüssen aus der Städtebauförderung. Denn Geld fällt auch in Hohenwart nicht vom Himmel. Zumal mit der Generalsanierung – eventuell sogar dem Neubau – der Grund- und Mittelschule ein Groß-Projekt ansteht. In diesem Zusammenhang soll aus den beiden Einzelsporthallen auch eine Dreifachhalle werden. Nicht zu vergessen die Renovierung des Rathauses.

Weitere Schwerpunkte sieht Russer in der weiteren Förderung der Inklusion – nicht nur wegen der Regens-Wagner-Einrichtung vor der Haustür, wie er betont. Zugleich betont er das enge Verhältnis, „den Einheitsgedanken“, zwischen der Gemeinde und Regens Wagner. Der schlägt sich unter anderem darin nieder, dass Russer Vorsitzender des Fördervereins ist. 

Bei der Ferienbetreuung von Kindern gibt es in Hohenwart auch noch etwas zu tun; hier sieht der Rathauschef eine mögliche Lösung in der Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden.

Privat gibt sich Russer gerne der Lektüre hin. Dabei sind es allerdings weniger spannende Romane, sondern vor allem der Spiegel sowie politische Fach- und Sachartikel, die seine Aufmerksamkeit genießen. Sein schauspielerisches Talent lebt er beim Theaterspielen aus, oder wenn er bei privaten Feiern Sketche aufführt. Außerdem hat er heuer zwei Auftritte als Fastenprediger. Und daheim wartet dieser Tage auch jede Menge Arbeit: Das Haus wird saniert, einer seiner beiden Söhne zieht mit ein. Da kommt es natürlich gerade recht, dass man sich im Wahlkampf nicht mühsam den Attacken eines Gegenkandidaten erwehren muss.

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