Logo
Anzeige
Anzeige

Sie koordinieren das Geschehen in den vom BRK betriebenen Einrichtungen: Silvia Duckstein, Iris Morgenstern und Tatjana Lang lang im Interview.

(ty) Silvia Duckstein, Iris Morgenstern und Tatjana Lang sitzen im "Stüberl" des Pfaffenhofener BRK-Kreisverbands, maskiert und im Durchzug. Sie sind sozusagen die Chefinnen der aktuell sieben und ab Dienstag acht vom hiesigen Roten Kreuz betriebenen Corona-Schnelltest-Zentren im Landkreis, in denen sich die Bürger kostenlos auf den neuartigen Erreger testen lassen können. Angeboten werden Öffnungszeiten an allen sieben Tagen, insgesamt mehr als 100 Stunden pro Woche. Allerdings: Den Begriff "Chefinnen" hören die drei Frauen eigentlich nicht so gern, sie sind nach eigenen Worten eher Teamplayer und sehen sich als Koordinatorinnen oder Kümmerer. Nachfolgend lesen Sie ein Interview mit ihnen. 

Warum gibt es so viele Corona-Schnelltest-Zentren über den Landkreis verteilt?

Morgenstern: "Wir wollen in erster Linie allen Landkreis-Bürgern eine wohnortnahe Testmöglichkeit bieten. Niemand soll mehr als eine Viertelstunde fahren müssen, um sich testen lassen zu können. Zu uns kommen nicht nur die Fitten und Jungen, sondern auch die Älteren, für die eine weitere Anreise zu beschwerlich wäre. Für sie sind kurze Wege zum Testen wichtig, etwa für Besuche von Angehörigen in Alten- und Pflegeheimen. Wichtig auch: Niemand wird abgewiesen, wenn er oder sie keine E-Mail-Adresse hat oder sich nicht vorab angemeldet hat. Zur Not können wir alles manuell abwickeln und die Leute können dann das Ergebnis in Papierform mitnehmen. Das sind immerhin zirka 20 Prozent unserer Besucher."

Wer arbeitet in den Test-Zentren?

Lang: "Zum einen haben wir natürlich unsere ehrenamtlichen BRK-Helfer aus den Bereitschaften, der Rettungshunde-Staffel, des Krisen-Interventions-Dienstes und der Wasserwacht, die ohne Bezahlung einen großen Teil ihrer Freizeit im Test-Zentrum verbringen. Sie besitzen alle zumindest eine Sanitäts-Ausbildung und sind natürlich in der Abnahme von Schnelltests in Theorie und Praxis geschult. Bevor sie selbst Proben entnehmen dürfen, müssen sie mindestens eine Schicht unter Aufsicht einer erfahrenen Kraft hospitieren." Zum anderen sind da die vielen Helferinnen und Helfer aus den Gemeinden, die in den ersten Monaten zunächst rein ehrenamtlich tätig waren. Inzwischen erfolgt die Organisation komplett durch uns, und die allermeisten Helfer aus den Gemeinden sind dabeigeblieben, sei es ohne Bezahlung oder auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung. Ein solches Projekt lässt sich über mehrere Monate nicht nur mit Ehrenamtlichen stemmen – zumal ja fast alle mitten im Berufsleben, in Schule oder Studium stehen und Familie haben."

 

Was treibt die Helferinnen und Helfer an?

Lang: "Es lassen sich zwei Hauptmotive ausmachen: Alle wollen etwas Sinnvolles tun, um die aktuelle Situation so schnell wie möglich zu beenden. Das gelingt neben den geltenden Kontakt-Beschränkungen, dem Impfen und der eigenen Vorsicht und Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen halt auch mit gezielten Tests, um Kontakte in der Familie, im Beruf, beim Einkaufen und in der Freizeit nicht zu Superspreader-Events werden zu lassen. Vielen fällt aber schlicht und einfach auch die Decke auf den Kopf. Nach monatelanger sozialer Isolation, Home-Office und vielleicht auch Kurzarbeit freuen sich die Menschen, mal jemand anderen als die eigene Familie und den Nachbarn über den Zaun zu sehen. Und sei es auch nur in Schutzkleidung, durch Plexiglas und auf Abstand."

Wie finanzieren sich die Schnelltest-Zentren und wohin fließt das Geld?

Duckstein: "Wie die privaten Test-Zentren rechnen auch wir über die kassenärztliche Vereinigung ab. Pro Test gibt es einen Betrag für Material und  Abwicklung. Es wäre natürlich nicht ehrlich, zu verschweigen, dass nach Abzug der Kosten wie Mieten, Personal, Material, Software etc. voraussichtlich Geld übrig bleibt. Wie viel, können wir noch nicht abschätzen. Die verbleibenden Mittel verwenden wir für unsere ehrenamtlichen Gemeinschaften, das heißt für die Bereitschaften, die Rettungshunde-Staffel, den Krisen-Interventions-Dienst und für die Wasserwacht. Diese Einheiten sind zum Beispiel im Katastrophenschutz tätig und werden bei größeren Schadens-Ereignissen eingesetzt. Was kaum jemand weiß: Die ehrenamtlichen Einheiten im BRK müssen für den Großteil ihrer Aufwendungen für Ausbildung, Fahrzeuge, Einsatzkleidung etc. selbst aufkommen. Eine Quersubventionierung durch hauptamtliche Bereiche wäre nicht zulässig."

 

Wie kommt denn in Nicht-Corona-Zeiten das nötige Geld rein?

Duckstein: "Normalerweise erwirtschaften wir unsere Gelder durch Sanitätsdienste, zum Beispiel auf Volksfesten, Sport-Veranstaltungen und Konzerten. Diese Einnahmequellen fallen durch die Pandemie schon die zweite Saison weg, sodass wir ohne den Betrieb der Test-Zentren bald unsere Helferinnen und Helfer zum Beispiel nicht mehr zu Ausbildungen schicken könnten und wir unsere Fahrzeuge nicht mehr einsatzbereit halten könnten. Bund und Land stellen zwar Fahrzeuge für den Katastrophenschutz zur Verfügung, der Unterhalt muss jedoch von den Hilfsorganisationen bestritten werden. Da kommen zum Beispiel für unseren Gerätewagen Sanität zur Versorgung von Verletzten bei Großschadens-Ereignissen schon ein paar zehntausend Euro pro Jahr zusammen."

Sie sind berufstätig und haben Familie. Wie viel Zeit wenden Sie pro Woche für die Organisation der Test-Zentren auf?

Lang: "Ich kümmere mich unter anderem um die Personal-Planung, da reichen 20 Stunden nicht. Unsere Helferinnen und Helfer machen einen tollen Job und sind durch ihre BRK-Tätigkeiten Flexibilität und Eigeninitiative gewohnt. Dennoch müssen bestimmte Bereiche zentral koordiniert werden, um die Testzentren am Laufen zu halten."

Morgenstern: "Zum Glück sind unsere Familien größtenteils ebenfalls im BRK aktiv, von daher stoßen wir auf Verständnis. Zur Arbeitszeit möchte ich nur anmerken, dass ich mittlerweile mehr Kaffee als Wasser trinke und manchmal nicht weiß, welchen Wochentag wir haben. Glücklicherweise können wir uns anhand der Lichtverhältnisse im Freien einen Überblick über die ungefähre Tages- oder Nachtzeit verschaffen." Ohne die vielen anderen Helfer und Organisatoren vor Ort und im Hintergrund wären wir aber aufgeschmissen. Auch seitens des Kreisverbands erhalten wir unbürokratische Unterstützung. Was wir manchmal nicht bedenken, wird in regelmäßigen Besprechungen dann von irgendwem aufgebracht und einer Lösung zugeführt. Wir haben bislang noch jede Herausforderung gemeistert und werden so lange durchhalten, bis die Test-Zentren nicht mehr benötigt werden.

Zum Hintergrund:

Das Netz von Einrichtungen, in denen man einen kostenlosen Corona-Schnelltest durchführen lassen kann, wird im Landkreis Pfaffenhofen immer dichter. Allein der hiesige BRK-Kreisverband bietet aktuell sieben Anlaufstellen an: in Pfaffenhofen, Reichertshausen, Reichertshofen, Wolnzach, Geisenfeld, Vohburg und Manching. Und wie Herbert Werner, der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands, am gestrigen Freitag mitteilte, kommt ab Dienstag ein weiteres Corona-Schnelltest-Zentrum hinzu – nämlich in der Gemeinde Gerolsbach. Infos zu den Standorten und Öffnungszeiten sämtlicher BRK-Schnelltest-Zentren im Landkreis zeigt die nachfolgende Grafik. Zur Online-Anmeldung gelangen Sie hier.

Die vom BRK betriebenen Schnelltest-Zentren im Kreis Pfaffenhofen im Überblick:

Hier finden Sie alle wichtigen bisher veröffentlichten Beiträge über die Corona-Virus-Krise in der Region im Überblick 


Anzeige
RSS feed