Die Sängerin Biba Bauch und ihr Leben für die Musik im beschaulichen Geisenfeld
Hörprobe aus der neuesten Single
(ty) „Ich war noch niemals in New York.“ Auch wenn sie Udo Jürgens durchaus schätzt, diesen Song, den könnte Biba Bauch nun wirklich nicht glaubhaft singen. Dazu hat sie einfach zu lang dort gelebt, in der Stadt, die niemals schläft und die für sie lange das Tor zu ihren musikalischen Träumen war. Es war ein weiter Weg vom weißrussischen Mogiljow, wo sie geboren wurde, ins Eldorado des Musicals. Und ein weiter Weg zurück in das beschauliche Geisenfeld, wo Biba Bauch heute lebt. Fernab der Metropolen, mit einer fünfköpfigen Band, ihrer sinnlich-rauchigen Stimme und ihrem unerschütterlichen Glauben an ihre Musik.
„Eigentlich war ich in Deutschland geplant“, lacht sie. Aber das habe mit dem Ausreisevisum, das man damals in Russland noch brauchte, nicht mehr rechtzeitig geklappt. Auch wenn ihr zweiter Vorname Natascha das vermuten lässt: Russische Wurzeln hat Biba Bauch nicht. Ihr Vater war ein waschechter Schanzer und für eine Tocherfirma von Höchst samt der Familie in Russland. Bis sie neun Jahre alt war, lebte die kleine Natascha in Mogiljow, ging dort zur Schule, lernte Klavier spielen, als sie gerade einmal drei Jahre alt war. „Mein Vater ist total auf Mahalia Jackson abgefahren. Das mussten wir uns zu Weihnachten immer anhören“, erinnert sich Biba Bauch, „irgendwie habe ich das dann am Klavier nachgespielt. Ohne dass ich großartig Englisch verstanden hätte.“
Nach Stationen in Bulgarien und Rumänien zog die Familie dann wieder nach Ingolstadt, in die Paul-Klee-Straße. „Als erstes musste ich mein Klavier gegen eine Hammondorgel tauschen, weil die Nachbarn Stress gemacht haben wegen meiner Klavierspielerei. Das war ganz schrecklich.“
Und die Schule war für die kleine Natascha, die natürlich das russische Schulsystem gewohnt war, auch nicht eben die Erfüllung. Irgendwann, als ihr das Gymnasium „too much“ geworden war und sie auch noch eine Fremdsprachenausbildung absolviert hatte, wies ihr ihre kreative Begabung den Weg. Zunächst nach Stuttgart auf die Schauspielschule, dann nach New York.
„Mir war klar, dass ich Musik und Musical machen wollte.“ Und so ging sie mit 24 Jahren auf gut Glück nach New York, mit ein paar Träumen im Gepäck und ihrem Mischlingshund „Tyson“. Und Glück hatte sie in der Tat. „Ich lernte Ravi Coltrane kennen, den Jazz-Saxophonisten und Sohn von John Coltrane“, erzählt sie, „ich war völlig grün hinter den Ohren und wusste gar nicht, wen ich vor mir habe.“ Coltrane jedenfalls hat sie stark gefördert, hat ihr viele Auftritte in Shows und auf den Bühnen von New York besorgt. „Man lebt mal schlechter, mal besser“, meint sie unbekümmert.
Nach vier Jahren zog es Biba dann aber doch wieder nach Deutschland, nach Berlin. „Da habe ich viel Jazz gesungen, in Bigbands. Aber nachdem ich zum 780. Mal ,Route 66’ gesungen hatte, wurde mir irgendwann klar: Das kann es auch nicht sein.“
Sie hatte in New York bereits damit angefangen, eigene Songs zu schreiben, hat sogar zusammen mit Ravi Coltrane ein Album produziert, das dann aber nie veröffentlicht wurde.
Songs zu schreiben hat sie dann auch als das erkannt, was ihr wirklich liegt, was sie glücklich werden lässt. Und weil sie aus familiären Gründen ohnehin zurück nach Bayern musste, landete die Musikerin, die die Welt im kleinen Finger trägt, schließlich in Geisenfeld. 2009 war das, als sie sich dort ihre erste eigene Band zusammenstellte, „Bibalicious“. Mit der tourt sie seitdem durch die Lande, hat zwei Alben eingespielt und zwei Singles. Mit vielen eigenen Songs, aber auch mit gecoverten Titeln. Mal bluesig, mal funkig oder auch balladenhaft. Und hofft natürlich auf den großen Durchbruch.
Die Stimme dafür, die hat sie allemal. Auch wenn Biba Bauch selbst meint: „Egal was ich mache, es klingt immer nach Blues“, ist ihre rauchige Stimme sehr extravagant, faszinierend sinnlich und immer gut für jenes Gänsehaut-Feeling. Vor allem, wenn sie Balladen singt. „Wenn ich schreibe, werden es immer Balladen“, sagt sie und weiß wohl sehr gut, dass ihr erotisches Timbre genau da zu Hause ist.
50 Auftritte hat sie mit ihrer Band, zu der Hans Finsterer an den Keyboards, Alexander Espinosa an der Gitarre, Peter Merl am Bass sowie Tobi Haunsperger oder Gerhard Spreng am Schlagzeug gehören, hinter sich gebracht, vom Königsplatz in München bis zum Cotton Club in Hamburg. Natürlich auch in der Region. Da aber will sie sich jetzt erst einmal etwas rar machen. „In diesem Jahr wollen wir mehr durch Deutschland touren“, meint sie. Und bei den Konzerten selbstredend auch ein paar Platten verkaufen. Obschon sie weiß: Reich wird man davon nicht. Auch nicht von der neuen Single „Stop Your Fussin“, die als Download über Apples i-Tunes-Store zu haben ist. Für die Vermarktung brauche man heute in Zeiten des Internets zwar keine Produktionsfirma mehr. Aber diese Downloads „bringen auch nicht so viel Geld, wenn man 1,29 Euro durch fünf teilen muss“.
Das große Geld, das hat Biba Bauch mit ihrer Musik bislang nicht gemacht. Sie gibt Klavierunterricht, bringt in ihrem kleinen Pferdehof, den sie nebenbei betreibt, Kindern das Reiten bei und hält den Stall in Schuss. „Ich muss auch im Dreck wühlen, das hält die Seele gesund“, sagt sie mit ihrem so ungemein ansteckenden Lachen. Auch wenn sie keine Ahnung hat, wohin sie ihr Künstlerleben noch führen wird. „Meine Mutter hätte mich gerne in einem Einfamilienhaus mit zwei Kindern und einem Mann gesehen. Aber ich kann mir kein anderes Leben vorstellen. Wenn ich meine Idole so anschaue, muss ich zwar sagen, denen ist es nicht gut ergangen, obwohl sie großartige Musiker waren. Aber ich bin eben nur so glücklich.“