In Neuburg feierte Bischof Meier heute den Pfingst-Sonntag und zog dabei einen Vergleich zu einem Märchen aus tausendundeiner Nacht.
(ty) Für Bischof Bertram Meier, das Oberhaupt der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, ist das diesjährige Pfingstfest ein "Dreiklang des Heiligen Geistes". Mit einem Festgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche in Neuburg an der Donau, einer "pfingstlichen Stunde" mit Jugendlichen in der Neuburger Hofkirche und der Pfingst-Vesper in "St. Peter" in Neuburg stand der heutige Pfingst-Sonntag jedenfalls ganz im Zeichen des Heiligen Geistes.
Pfingsten sei "das Fest ungeahnter Möglichkeiten", betonte der Bischof in seiner Predigt anlässlich des ersten Patroziniums nach der Kirchen-Renovierung. "Der Heilige Geist wird uns zeigen, worauf es wirklich ankommt. Er ist immer noch mitten unter uns", proklamierte Meier und rief die Gläubigen dazu auf, ihn wieder mehr ins Bewusstsein zu rufen, auf sein Wirken zu vertrauen und zu fragen: "Was belebt mich eigentlich? Was begeistert mich?" Die verändernde Kraft des Geistes inspiriere Frauen und Männer, Junge und Alte, Arme und Reiche. Dabei "wachsen diese über sich selbst hinaus zu einer neuen Gemeinschaft zusammen, die Kirche heißt", befand Meier. Bei der Pfingst-Predigt des Petrus gehe es auch um Träume und Visionen.
Aber nicht die Vision eines Einzelnen zähle, betonte der Augsburger Bischof dabei, sondern "nur miteinander sind wir katholisch, gemeinsam sind wir stark, als Schwestern und Brüder einer wahrhaft geschwisterlichen Kirche". Und, so der Bischof weiter: "Visionen sind wie der Durchblick in einer schwierigen Situation. Der Visionär ist schüchtern und nüchtern. Zugleich ist er begeistert und entschlossen. Denn er blickt über den Tag hinaus. Im Nebel der Zeit hat er eine Vorausschau auf den nächsten Schritt. Wer Visionen hat, ist weitsichtig." Zu diesem Thema fragte der Bischof die Gläubigen ganz konkret: "Gibt es heute Visionäre – Frauen und Männer – mit Perspektiven für die Zukunft der Kirche? Wir bräuchten sie dringend."
Er unterstrich dabei: "Synodale Kirche geht geistlich: Sie hört gut zu, wägt besonnen ab und unterscheidet die Geister, bis die Entscheidung reif ist." Wichtig sei es ihm dabei, Grenzen aufzubrechen, offen zu sein für Neues, eben wie es in der Pfingst-Sequenz wörtlich erbeten werde: "Löse, was in sich erstarrt." Meier stellte folgende Vermutung in den Raum: "Könnte es vielleicht sein, dass wir den Heiligen Geist in die Flasche gesperrt haben, wie einst Aladin den unheiligen im Märchen von tausendundeiner Nacht?" Der Bischof forderte in diesem Zusammenhang die Gläubigen auf: "Im Jahr 2021, heute, wenn wir uns über ein renoviertes Gotteshaus freuen, da müssen wir den Heiligen Geist aus der Flasche holen, damit es wieder Pfingsten wird in der Kirche."
Wie damals, erklärte er weiter, "als der Geist die eingeschüchterten Jünger aufrüttelte wie ein Hurrikan. Und sie wurden von einer heiligen Kraft erfasst, die keine harmlose Taube war, sondern ein gewaltiger Sturm der Liebe, der im Innern der Dreifaltigkeit lodert." Der Auftrag, den Gefirmte haben, laute: die Frohe Botschaft verkündigen, Zeugen für das Evangelium sein, Mut zeigen, sich für das Leben einsetzen – und auch mal Widerspruch einlegen, wenn Gott gelästert oder die Kirche unfair kritisiert werde. Zusammenfassend zeigte sich der Bischof überzeugt davon, dass der Heilige Geist auch heute noch unter uns sei. Meier schloss die Predigt mit dem Wunsch: "Doch wir haben den Heiligen Geist zu einem Flaschengeist gemacht. Herr, schenk uns einen Korkenzieher, um die Flasche zu öffnen."
Während der "pfingstlichen Stunde" in der Neuburger Hofkirche schenkte der Bischof sein Ohr der Jugend und den Ministranten. Ein ähnliches Format war auch am Vortag in der Stadtpfarrkirche "Maria Himmelfahrt" in Weilheim angeboten worden, wo er im Rahmen einer Pfingst-Vigil nach einer Katechese mit den jungen Menschen ins Gespräch kam und sich ihren Fragen stellte.
Den Abschluss bot heute die Pfingst-Vesper in der Kirche "St. Peter". Hier legte Bischof Meier den Neuburger Gläubigen einige Impulse für ein lebendiges Christsein und begeistertes Gemeindeleben ans Herz. In der Predigt sprach er von seinem Traum einer strahlenden Kirche, in der Christi Ausstrahlungskraft, sein Heiliger Geist die Menschen verwandeln könne, sie sozusagen zum Strahlen bringe.