Die Wolnzacher Bürgergemeinschaft um Max Wallner junior setzt auf Querdenkerei, finanzielle Transparenz und Bürgerfreundlichkeit: "Die anderen sind noch nicht soweit"
Von Tobias Zell
Da will Max Wallner junior gar nicht lange drumrumreden. Natürlich hat man sich beim Logo der Bürgergemeinschaft Wolnzach (BGW) von der ÖDP im Freistaat inspirieren lassen. Die Ökopartei symbolisiert sich gern durch einen Reißnagel am Hintern des bayerischen Löwen. Und Wallners BGW will der Reißnagel im Hintern des Wolnzacher Rehkitzes sein. Klein vielleicht, nicht so bedeutend, aber unangenehm, unbequem. Immer signalisierend: Wir sind da. „Ich bin überzeugt davon, dass Wolnzach einen Querdenker braucht, zum Wohle der Gemeinde“, sagt der BGW-Chef im Gespräch mit unserer Zeitung.
Max Wallner junior, 45 Jahre alt, ist Mitbegründer und Frontmann der BGW. Er sitzt im Gemeinderat – und da will er auch nach der Kommunalwahl am Sonntag wieder hin. „Wir stehen für eine zielgerichtete, frische Politik aus der bürgerlichen Mitte“, sagt er. 4,8 Prozent der Stimmen bekam die BGW bei ihrer Wahl-Premiere 2008, das reichte für einen Sitz im Ratsgremium. Acht Prozent, rechnet Wallner vor, würden ein zweites Mandat bedeuten. Das wäre natürlich ein Traum für die Bürgergemeinschaft. Und Wallner wäre dann nicht mehr der Einzelkämpfer. „Ich brauche einen zweiten Mandatsträger zur Unterstützung“, lautet sein Appell an die Wähler.
Ob es für einen zweiten Sitz im Marktgemeinderat reicht, wird sich am Sonntag bei der Kommunalwahl zeigen. Immerhin würde das fast eine Verdopplung der Stimmenzahl für die BGW bedeuten – ein hehres Ziel, das, wie gesagt, vielleicht mehr ein Traum ist. Die Latte liegt jedenfalls hoch, zumal Wallner & Co. keinen aufwändigen Wahlkampf betrieben haben in den vergangenen Wochen und Monaten. Dazu fehlt schon das Geld.
Wie es um die Finanzen der BGW steht, kann jedermann im Internet nachlesen. Denn da wird, wie Wallner betont, haarklein aufgelistet, woher das Geld der Bürgergemeinschaft kommt und wofür es ausgegeben wird. „Jeder spricht von Transparenz, bei uns ist sie selbstverständlich“, sagt Max Wallner junior. „Und wer von der Gemeinde transparente Zahlen fordert, der sollte bei sich selbst anfangen“, findet er – und will das durchaus auch als Signal an die übrigen Parteien und Wählergruppen verstanden wissen.
Unter www.bürgergemeinschaft-wolnzach.de kann man zum Beispiel nachlesen, wie viel die Wahlkämpfe der BGW gekostet haben. Da erfährt man etwa, dass der von 2008 unterm Strich 3170 Euro gekostet hat, wovon Wallner junior aus eigener Tasche 3000 Euro bestritten hat. Der aktuelle Wahlkampf wird den Angaben zufolge am Ende mit gerade mal 400 bis 500 Euro zu Buche geschlagen haben. Die Plakatständer seien zum Beispiel eine kostenlose Leihgabe.
Screenshot von der Homepage der BGW.
Gegründet wurde die BGW im Jahr 2007 von Wallner junior, Josef Schmid und Dieter Kellermann. Slogan: „Ihre Stimme sticht!“ Die nötigen Unterstützer-Unterschriften kamen relativ locker zusammen und somit durfte die Wählergruppe bei der Wahl 2008 antreten. Die Kandidatenliste war damals schon voll. Auf Anhieb gelang der BGW Einzug in den Gemeinderat. Die erneut 24 Namen umfassende Kandidatenliste für die nun anstehende Wahl ist wieder voll – ohne Mehrfachnennungen, wie Wallner junior betont wissen will. „Wir haben viele Sympathisanten“, sagt er. Und Rupert Fuchs, Landwirtschaftsdirektor a. D. (64), der am Ende der Liste steht, bestätigt das: „Viele unterstützen Max Wallner, damit er wieder in den Gemeinderat kommt.“ Auch er selbst, der vom letzten Listenplatz aus „mit anschieben will“.
„Wir sind damals angetreten, um eine kritische Stimme zu allen vorgetragenen Themen zu sein“, erklärt Wallner. „Kritisch und konstruktiv“ wolle man sein, und bei Bedarf stelle man freilich auch Anträge. Dass es zur Kläranlage eine technische Prüfung gibt, sei auf seinen Antrag hin einstimmig abgesegnet worden, betont er. Und dass vor einigen Wochen ebenso einhellig beschlossen worden sei, dass die Nutzungsvergabe des Sportzentrums nicht mehr durch den zuständigen Referenten erfolge, sondern durch den Gemeinderat, führt Wallner als zweites Beispiel an.
Der Windkraft erteilt der BGW-Chef für Wolnzach eine klare Absage. Aber nicht, weil er etwas gegen Windkraft hat, wie er unterstreicht, sondern weil ein Windrad die weitere Entwicklung der Gemeinde „behindern und blockieren“ würde, sagt er mit Blick auf die Abstandsflächen.
Kritisch sieht Wallner inzwischen auch die für gut zwei Millionen Euro errichtete Kinderkrippe. „Das hätte man für 100 Kinder auch mit 20 Tagesmüttern, zuständig für je fünf Kinder, regeln können“, sagt er heute. Dass er damals dem Krippen-Bau im Gemeinderat selbst zugestimmt hat, sieht er indes nicht als Widerspruch. „Man muss sich auch selbst kritisch hinterfragen.“
Gerade, wenns ums Geld geht, will die BGW ganz genau hinschauen. „Die Wolnzacher Finanzaffäre ist ja überhaupt nicht aufgearbeitet“, sagt Rupert Fuchs. Der heutige Bürgermeister Jens Machold (CSU) sei doch zu Zeiten der Affäre – zeitlich unter Rathauschef Josef Schäch (damals FW) einzuordnen – der Vorsitzender des Rechnungsprüfungs-Ausschusses gewesen, „und jetzt duckt er sich immer weg“.
Keine Einbahnstraßen-Regelung in der Preysingstraße. So lautet die klare Position der BGW zu einem Thema, das zuletzt immer wieder diskutiert worden war. Wallner & Co. verweisen auf ein Gutachten. Eine Einbahnstraßen-Regelung sei schon aufgrund der Straßensituation nicht machbar, „dann gäbe es einen Verkehrs-Infarkt“. Und außerdem sagt Fuchs: „Die Preysingstraße zur Einbahnstraße zu machen, das entspricht auch nicht dem Willen der überwiegenden Zahl der Geschäftsinhaber.“
Eine Änderung fordert die BGW beim Abwasserberechnungsmodell. „Da geht es uns um Verwaltungsvereinfachungen und Bürgernähe“, sagt Wallner junior, der sich im Zuge der Transparenz auch für ein monatliches Gemeindeblatt stark macht. Einen entsprechenden Antrag hat er bereits gestellt, das Thema solle im Mai konkret behandelt werden.
Unterm Strich lautet die Botschaft von Wallner junior & Co.: „Die Politik, die wir vertreten, ist eine bürgerfreundliche, direkte und zielführende.“ Den politischen Mitbewerbern der BGW-Chef: „Die anderen sind auf der Spur, aber noch nicht soweit.“
Die Gemeinderatsliste der Bürgergemeinschaft Wolnzach:
1 Wallner, Max jun., 45, Selbstständinger Kaufmann
2 Kersten, Michael, 33, Dipl. Betriebswirt
3 Schnigs, Michael, 44, Dipl. Ing. Architekt
4 Kellermann, Dieter, 33, Metzger
5 Ippy, Stefanie, 27, Zahnmedizinische Fachangestellte
6 Bretz, Peter, 52, Versicherungsmakler
7 Ostler, Rainer, 54, Technischer Fernmeldeamtsrat
8 Hillerbrand, Anna, 29, Dipl. Ing. Architekt
9 Demmel, Tobias, 32, Kraftfahrer
10 Bogenrieder, Manfred, 59, Kaufmann
11 Fischer, Hans, 35, Außendienst Zahnmedizin
12 Künzel, Herbert, 56, Vertriebsingenieur Wassertechnik
13 Dollinger, Elke, 38, Werbekauffrau
14 Schlechta, Fabian, 32, Selbstständiger Versicherungsfachmann
15 Zuber, Yvonne, 44, Kaufmännische Angestellte
16 Hillerbrand, Franziskus, 25, Student
17 Kovac, Lajos, 51, Karosserieschlosser
18 Jozefkowski, Tadeusz, 58, Selbstständiger Trockenbauer
19 Czarachowicz, Thomas, 31, Schlosser
20 Wawrek, Johann, 59, Metzgermeister
21 Nocon, Kevin, 18, Abiturient
22 Jozefkowski, Mariusz, 27, Selbstständiger Trockenbauer
23 Kienmoser, Jörg, 38, Lagerleiter
24 Fuchs, Rupert, 64, Landwirtschaftsdirektor i.R.