Landratsamt informiert über tierischen Einsatz im Naturschutz-Gebiet "Nöttinger Viehweide und Badertaferl".
(ty) Für die jungen Lämmer und Zicklein gibt es hier vermutlich allerlei zu entdecken. Denn laut Pfaffenhofener Landratsamt haben zahlreiche und seltene Insekten – wie Schmetterlings-, Heuschrecken- oder Wildbienenarten – im Naturschutz-Gebiet "Nöttinger Viehweide und Badertaferl" ihren Lebensraum. "Im Sommer, wenn die Besenheide blüht und das Borst- und Pfeifengras hochgewachsen ist, können wir am lauten Insekten-Gewusel mitlauschen", heißt es aus der Behörde. "Selten gewordene Pflanzenarten wie die Sibirische Schwertlilie oder das Brand-Knabenkraut finden auf der Heide einen kaum mehr vorhandenen Lebensraum." Und in den tiefen Höhlungen uralter Hute-Eichen entstehe neues Leben: "Fledermäuse, Bilche und viele Vogelarten ziehen ihre Jungen darin groß."
Auf der Nöttinger Viehweide weideten – so wissen die Experten – schon im Mittelalter die Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. "Sie gestalteten die Offenlandbereiche im Feilenforst und bewahrten sie vor der Bewaldung." Einzeln stehende Alteichen, deren Früchte einst schmackhafte Schweinenahrung waren, sowie der Wacholder und das Heidekraut prägen das Landschaftsbild bis heute. "Früher musste diese Kulturlandschaft, auf der nur magere Pflanzen wachsen, für Menschen eher öde gewirkt haben", heißt es aus dem Landratsamt.
Doch jetzt, in Zeiten von intensiver Landwirtschaft und starkem Rückgang an Insektenarten "hüten Heidelandschaften einen Schatz an Lebensräumen und Biodiversität". Die extensive Pflege von Heidelandschaften durch die Beweidung sei "existentiell für den Erhalt und die Wiederherstellung" dieser speziellen Lebensräume.
Heidelibelle.
Der Einsatz von Weidetieren in der Landschaftspflege sei nicht nur kulturell etwas Besonderes, er bringe auch viele Vorteile mit sich. "Durch den Verbiss und Vertritt der Tiere entsteht ein Mosaik aus verschiedensten Kleinst-Lebensräumen", erklären die Fachleute aus dem Landratsamt. "Während durch eine Mahd viele Tiere wie Amphibien, Wiesenbrüter, Rehkitze und Insekten sterben, lässt die Gemütlichkeit der Weidetiere den Tieren zwischen Gras, Blumen und Kräutern mehr Zeit und Raum zur Flucht."
Damit die wertvollen Wiesen nicht wieder zu Wald werden, seien Entbuschungs-Maßnahmen notwendig. Allerdings seien diese Arbeiten per Hand sehr zeit- und kostenintensiv. Deshalb kommen hier Tiere zum Einsatz. Ziegen helfen nach Angaben des Landratsamts gegen die jährlich aufkommende Verbuschung, "da spezielle Enzyme in ihrem Speichel Rohfasern zersetzen und sie damit auch Blätter, junge Gehölze und Rinden abknabbern können".
Es gibt aber noch einen willkommenen Neben-Effekt: "Das Fell und die Hufe der Weidetiere nehmen Samen von Blühpflanzen und anderen wertvollen Arten auf, transportieren diese weiter und sorgen damit für mehr Artenvielfalt", heißt es in einer Mitteilung aus der Landkreis-Behörde.
Die Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen und Wacholderheiden der Nöttinger Heide seien nur drei von zahlreichen weiteren schützenswerten Offenland-Lebensräumen, die durch die menschliche Nutzung geschaffen worden seien und nach wie vor nur durch menschliche Pflegemaßnahmen – wie zum Beispiel die extensive Beweidung – erhalten bleiben könnten. "Zum Schutz der Wildtiere, aber eben auch der Weidetiere, gilt daher im Naturschutz-Gebiet die Leinenpflicht für Hunde", so das Landratsamt in einer aktuellen Pressemitteilung.
Trotzdem kommt es nach Angaben der Behörde immer wieder vor, "dass freilaufende Hunde die Schafe und Ziegen so sehr aufschrecken, dass diese über den Zaun hinweg fliehen". Die untere Naturschutz-Behörde am Pfaffenhofener Landratsamt appelliert ausdrücklich daher an die Bevölkerung, sich an die Regeln im Naturschutz-Gebiet zu halten – "damit dieser besondere Ort für Mensch, Tier und Natur weiterhin ein wundervoller Erholungs- und Heimatort bleibt".
Brand-Knabenkraut.