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Als infiziert gemeldete Personen werden mitunter erst mehrere Tage später kontaktiert. Daten zur hiesigen Lage "müssen derzeit als ungenau angesehen werden". Wir sprachen mit Behörden-Leiter Werner Scheidl.

Von Tobias Zell

Die jüngste Corona-Entwicklung im Kreis Kelheim hat dazu geführt, dass das Gesundheitsamt momentan mit der Arbeit nicht mehr hinterherkommt. Die 80 Mitarbeiter seien "am Limit", sagte Landrat Martin Neumeyer (CSU) heute. Wie aus einer aktuellen Mitteilung des Landratsamts hervorgeht, werden neu als corona-positiv gemeldete Bürger mitunter erst mehrere Tage später vom Gesundheitsamt kontaktiert. Das könne bei Betroffenen zu "Verunsicherung" führen, räumt Behörden-Leiter Werner Scheidl gegenüber unserer Redaktion ein. Obendrein gibt es technische Probleme, die dazu führen, dass die Corona-Daten, die das Gesundheitsamt ans Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel-Sicherheit (LGL) übermittelt, derzeit "als ungenau angesehen werden müssen". Das betreffe in der Folge auch die vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Kennzahlen zur Lage im Kreis Kelheim.

Wörtlich heißt es in einer Presse-Mitteilung, die das Landratsamt am heutigen Nachmittag herausgegeben hat: "Angesichts des aktuellen Infektions-Geschehens ist das Gesundheitsamt in Kelheim trotz Unterstützung durch andere Behörden und der Bundeswehr gegenwärtig nicht in der Lage, die neu gemeldeten, mit dem Sars-CoV2-Virus infizierten Personen, noch am selben Tag zu kontaktieren. Derzeit gelingt dies erst mit Verzögerung von bis zu mehreren Tagen. Derzeit warten etwa 150 bis 200 Personen noch auf eine Rückmeldung, Tendenz steigend. Das Gesundheitsamt arbeitet entsprechend weit über seiner Kapazitäts-Grenze."

Bedeutet das, dass Landkreis-Bürgerinnen und Landkreis-Bürger die dieser Tage als corona-positiv getestet wurden oder werden, erst mit Verzögerung überhaupt davon erfahren, dass sie Corona haben? Eigentlich nicht, erläuterte Werner Scheidl, der Leiter des Kelheimer Gesundheitsamts, auf Anfrage unserer Redaktion. Denn die Betroffenen würden ja bereits zum Beispiel von ihrem Arzt, von einer Test-Einrichtung oder auch via App davon in Kenntnis gesetzt, dass sie positiv auf Corona getestet worden seien. Und den meisten Infizierten sei ohnehin klar, was es für sie bedeute, positiv auf Corona getestet zu sein – nämlich vor allem, sich in Isolation zu begeben.

 

Scheidl räumt aber ein, dass es bei Betroffenen trotzdem mitunter zu "Verunsicherung" führen könne, dass sie erst mit Verzögerung von ihrem Gesundheitsamt kontaktiert werden. "Denn die Leute wollen ja in der Regel kontaktiert werden und warten darauf", sagt Scheidl. Außerdem bräuchten Betroffene nicht selten auch offizielle Informationen für ihren Arbeitgeber, der Bescheid wissen wolle über die Quarantäne-Dauer. Außerdem nehme man beim Gesundheitsamt jeden Corona-Fall genauer unter die Lupe. Man schaue sich dabei zum Beispiel an, ob es sich bei der infizierten Person um einen Schüler handelt oder um jemanden, der in einer Gemeinschafts-Einrichtung lebt. Solche Erkenntnisse gewinne man aber oft eben erst, indem man die jeweilige Person kontaktiere.

Beruhigen kann Scheidl, was die Dauer der Quarantäne angeht: Die berechne sich ja nicht nach dem Zeitpunkt, zu dem man vom Gesundheitsamt kontaktiert worden sei, sondern nach dem Datum des Abstrichs beziehungsweise nach dem Auftritt von Symptomen. Allerdings kämpfen Scheidl und seine Leute auch immer wieder mit geänderten Rechtslagen und Regelungen. Aktuell etwa mit der Verkürzung der Quarantäne-Dauer, die rückwirkend gelte. Es sei nur fair, sagt Scheidl, dass man die davon Betroffenen von Seiten des Gesundheitsamts darüber informiere, dass sie sich früher freitesten könnten. Für die ohnehin überlastete Behörde allerdings bedeutet das zusätzliche Arbeit.

Zu allem Überfluss bremsen mitunter auch technische Probleme, etwa mit der Software, das Kelheimer Gesundheitsamt etwas aus. Das Landratsamt teilte heute Nachmittag mit: "Die Daten, die das Gesundheitsamt an das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel-Sicherheit übersendet, müssen derzeit als ungenau angesehen werden. Dies betrifft schlussfolgernd auch die Darstellung der Kennzahlen auf dem Dashboard des Robert Koch-Instituts." Hintergrund sind nach den Worten von Gesundheitsamts-Chef Scheidl Schwierigkeiten mit der Software für die Meldung der Daten an das LGL.

"Es wird jedoch mit Hochdruck daran gearbeitet, diese Situation zu verbessern", versicherte das Landratsamt zusammenfassend in seiner Presse-Mitteilung. Bis dahin werde um Verständnis gebeten. Landrat Neumeyer erklärte: "Wir geben diese Nachricht ganz bewusst an die Öffentlichkeit, um betroffene Personen zu informieren. Wir möchten aber auch Transparenz schaffen und ehrlich mit den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises umgehen. Die Situation stellt sich so dar, dass sich die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aufgrund des Infektions-Geschehens am Limit befinden. Ihnen gilt mein Dank – die Frauen und Männer leisten, was möglich ist."

In diesem Zusammenhang wird erneut auf die Corona-Hotline des Kelheimer Landratsamts hingewiesen, an die sich alle Bürgerinnen und Bürger mit Beratungs-Bedarf bezüglich Fragen mit Corona-Bezug wenden könnten. Die Hotline sei telefonisch unter der  Rufnummer (0 94 41) 2 07 - 31 12 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu erreichen und zu folgenden Zeiten besetzt: montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie außerdem montags bis donnerstags von 13 bis 16 Uhr.

Zur aktuellen Situation vor Ort:

Corona-Lage im Kreis Kelheim: Aktuellste Zahlen aus allen Gemeinden

Hier finden Sie alle wichtigen bisher veröffentlichten Beiträge über die Corona-Virus-Krise in der Region im Überblick 


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