Er wurde nach Übergriffen in einem Zug von München nach Ingolstadt am Bahnhof in Dachau festgenommen. Ihm werden mehrere Straftaten vorgeworfen.
(ty) Am Bahnhof in Dachau ist am gestrigen Nachmittag ein 55-Jähriger festgenommen worden, der beleidigt, bedroht und zugeschlagen haben soll. Außerdem soll er eine 62 Jahre alte Frau sexuell belästigt sowie ihr mit einer Vergewaltigung gedroht und auch zu der Tat angesetzt haben. Dem Mann aus Nordrhein-Westfalen wird laut Bundespolizei neben Leistungs-Erschleichung, Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung auch ein sexueller Übergriff unter Gewalt-Anwendung vorgeworfen. Die zusätzlich Anzeige an die zuständige Behörden wegen eines Verstoßes gegen das Infektions-Schutz-Gesetz dürfte wohl sein geringstes Problem sein. Gegen den Beschuldigten aus dem Kreis Gütersloh, der im Raum Bielefeld polizeilich gesucht wurde, ist mittlerweile wegen der gestrigen Vorfälle in dem Zug ein Haftbefehl erlassen worden.
Wie heute erklärt wurde, waren der Bundespolizei gegen 15 Uhr mehrere randalierende Personen gemeldet worden, die sich am Bahnhof von Dachau in einem stehenden Zug befanden. Streifenbeamte von der Landes- und Bundespolizei konnten den Angaben zufolge schließlich vor Ort drei Beteiligte ermitteln. Aber der Reihe nach. Nach dem bisherigem Stand habe die 62 Jahre alte Frau in einer Vierer-Reihe gesessen und der 55-Jährige eine Reihe vor ihr. Abgespielt habe sich dann alles in der ersten Klasse im Obergeschoss eines Doppelstock-Wagens, der von München nach Ingolstadt unterwegs gewesen sei (RB16). Der 55-Jährige aus dem Landkreis Gütersloh habe zunächst auf dem Sitz gelegen. Er habe sich dann zum Telefonieren aufgesetzt und die hinter ihm sitzende 62-Jährige aus Petershausen gesehen.
Laut Bundespolizei trug der 55-Jährige keine Mund-Nase-Bedeckung, kam der 62-jährigen Frau im Verlauf der Fahrt immer näher und hustete sie über die Kopfstützen hinweg an. Als die Petershausenerin sich darüber echauffiert habe, sei ein Zugbegleiter (57) hinzugekommen. Der 55-Jährige bedrängte nach Angaben der Polizei nun den Zugbegleiter. Der Passagier habe nicht einsehen wollen, dass er ohne Ticket nicht mit dem Zug fahren könne. Die 62-Jährige habe den Zugbegleiter auch darüber in Kenntnis gesetzt, dass der 55-Jährige sie bereits belästigt habe. Daraufhin verließ der DB-Mitarbeiter nach Erkenntnissen der Bundespolizei den Waggon, um Unterstützung zu holen.
Der 55-Jährige bedrängte laut Polizei nun erneut die Frau und hielt sie fest, als sie die erste Klasse verlassen wollte. "Er folgte ihr, drückte sie in einen Sitz", heißt es im Polizei-Bericht. Zunächst habe er sie verbal beleidigt und bedroht. Zudem habe er sie an der Brust und am Oberschenkel berührt, außerdem seine Backe an ihrer Wange gerieben. Was dann geschah, beschreibt die Bundespolizei wie folgt: "Dann drohte er ihr verbal eine Vergewaltigung an, während er sie zurück in den Sitz drückte. Anschließend öffnete er mit einer Hand den Reißverschluss seiner Hose und versuchte die Hose herunter zu ziehen." Die Bundespolizei spricht von einem Vergewaltigungs-Versuch. Weißer heißt es: "Die 62-Jährige wehrte sich, stieß ihn wuchtig weg, worauf es zu einem Gerangel kam und ihr der 55-Jährige gegen die Wange schlug."
Der 62-jährigen Frau sei dann aber die Flucht gelungen. Zwei Mitreisende, die im Unterschoss des Waggons ihre Hilfe-Rufe hörten, seien ihr außerdem entgegengekommen. Eine 46-Jährige und eine 15-Jährige, beide ebenfalls aus dem Gemeinde-Bereich von Petershausen, sowie der nun wieder hinzukommende Zugbegleiter seien der 62-Jährigen zu Hilfe gekommen. Der 55-Jährige näherte sich nach Angaben der Bundespolizei nun dem DB-Mitarbeiter bedrohlich, schlug ihm unvermittelt mit dem Ellenbogen ins Gesicht und schüttete ihm zudem den Inhalt eines Kaffee-Bechers ins Gesicht. Die beiden genannten Frauen kümmerten sich laut Polizei um die 62-Jährige.
Der 57-jährige Zugbegleiter habe Prellungen davongetragen und sei nicht mehr dienstfähig gewesen. "Die 62-Jährige war stark geschockt, sehr aufgelöst, verstört und zitterte stark", so die Bundespolizei. "Sie wurde dem informierten Ehemann übergeben." Eine Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft habe ergeben, dass der 55-Jährige heute dem Haftrichter vorgeführt wurde. Wie ein Sprecher der Münchener Bundespolizei-Inspektion am Nachmittag auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, sei gegen den nun Beschuldigten mittlerweile ein Haftbefehl erlassen worden. Er komme deshalb in U-Haft. Mittlerweile sei außerdem bekannt, dass der 55-Jährige im Raum Bielefeld polizeilich gesucht worden war.