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Während der mittlere Vollzeit-Verdienst von Männern bei 3615 Euro pro Monat liegt, kommen Frauen lediglich auf 3098 Euro.

(ty) Anlässlich des internationalen Frauentag am morgigen Dienstag weist die Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten" (NGG) auf große Einkommens-Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch im Kreis Pfaffenhofen hin. "Frauen, die eine Vollzeit-Stelle haben, verdienen im Landkreis aktuell 14 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen", so die NGG. Während der mittlere Vollzeit-Verdienst von Männern bei 3615 Euro pro Monat liege, kämen Frauen lediglich auf 3098 Euro, heißt es unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. "Es kann nicht sein, dass Frauen in puncto Bezahlung trotz gleicher Arbeitszeit systematisch den Kürzeren ziehen", kritisiert Gewerkschafter Rainer Reißfelder, der als NGG-Geschäftsführer für die Region Oberpfalz auch das nördliche Oberbayern mitbetreut.

Die Corona-Pandemie habe die Situation teils verschärft – und alte Rollenbilder verfestigt. "In Zeiten von Lock-Downs und Schul-Schließungen waren es in vielen Familien gerade die Frauen, die beruflich zurückstecken und sich um Kinder und Haushalt kümmern mussten", betont Reißfelder. In Branchen wie dem Gastgewerbe habe die Krise zudem Frauen besonders stark getroffen – etwa weil sie überdurchschnittlich oft in Mini-Jobs arbeiteten. Diese Stellen seien nach zwei Jahren Pandemie in großem Stil abgebaut worden. Die Betroffenen stünden nach dem Job-Verlust ohne Arbeitslosen-Versicherung da und hätten auch keinen Anspruch auf das Kurzarbeiter-Geld.

Neben prekären Arbeits-Verhältnissen gebe es aber in vielen Betrieben nach wie vor einen großen "Gender Pay Gap", also eine erhebliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. "So verdienen Bäckerei-Fachverkäuferinnen in Bayern bei Vollzeit gut 300 Euro weniger als Bäcker. Dabei haben beide eine dreijährige Ausbildung hinter sich und es im Arbeits-Alltag mit genauso hohen Anforderungen zu tun", so Reißfelder. Der NGG-Funktionär ruft die Unternehmen in der Region dazu auf, die Ungleichbehandlung zu beenden und "gleichen Lohn für gleiche Arbeit" zu zahlen. Gerade mit Blick auf den Fachkräfte-Mangel im Lebensmittel- und Gastgewerbe sollten die Firmen "alles daransetzen, durch attraktive Arbeitsbedingungen Frauen zu gewinnen", so die Gewerkschaft.

"Hier schlummert ein enormes Potenzial für den heimischen Arbeitsmarkt", ergänzt Reißfelder in einer heute veröffentlichten Presse-Mitteilung der Gewerkschaft. Allerdings stehe auch die Politik in der Pflicht, mehr für die Gleichberechtigung zu tun. Die NGG kritisiert dabei insbesondere das so genannte Ehegatten-Splitting. "Das Steuer-System bietet Frauen, deren Partner ein gutes Einkommen haben, kaum Anreize, selbst beruflich durchzustarten. Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse V bleiben viele von ihnen doch zuhause oder machen nur einen Mini-Job", erläutert Reißfelder. Er postuliert: "Hier muss die Bundesregierung eine Reform anpacken."

Die Gewerkschaft verweist aber zugleich auf Fortschritte. "Nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung haben Frauen Männer bei den Bildungs-Abschlüssen in den letzten Jahren überholt", so die NGG. Hatten demnach im Jahr 2005 bundesweit lediglich 26 Prozent aller Frauen die Hochschulreife, waren es im Jahr 2019 gut 40 Prozent (Männer: 29 beziehungsweise 39 Prozent). Auch die Zahl der Haushalte, in denen Frauen das Haupteinkommen beisteuerten, sei zuletzt deutlich – auf ein Achtel aller Haushalte – gestiegen. Allerdings seien Führungs-Positionen nach Angaben des WSI weiterhin überwiegend in männlicher Hand. "Einer der Gründe", so die NGG: "Frauen haben weitaus häufiger eine Teilzeitstelle als Männer."

Nach Einschätzung der Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten" könnte die Pandemie jedoch langfristig zu einem Umdenken beitragen: "Corona kann auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein", proklamiert Reißfelder. "Viele Männer haben in den letzten zwei Jahren erstmals richtig erfahren, welche Arbeit Kinderbetreuung und Haushalt machen – aber auch, wie wichtig ihre Unterstützung zuhause ist."

Wie das bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, verdienten Frauen im Jahr 2021 im Freistaat im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Gegenüber dem Vorjahr sank der "unbereinigte Gender Pay Gap" um einen Prozentpunkt. Die geschlechts-spezifische Lohnlücke sei im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von 18 Prozent in Bayern um drei Prozentpunkte größer. 


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