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Nach Graben-Räumungen war die Sorge aufgekommen, dass durch diesen Eingriff einer hier noch vorkommenden, extrem seltenen Wildbienen-Art das Überleben erschwert wird.

(ty) Wildbienen-Schützer hatten befürchtet, dass möglicherweise eine wichtige Nahrungs-Ressource der extrem seltenen Malven-Langhorn-Biene vernichtet ist, nachdem am Windsberg bei Freinhausen im Auftrag der Gemeinde Hohenwart von einem Dienstleister etliche Abwasser-Gräben und Weges-Ränder mechanisch gereinigt beziehungsweise geräumt worden waren. Es kursierte gar ein Horror-Szenario, wonach diese doch auf Malven spezialisierte Wildbienen-Art nun hier in ihrem Bestand gefährdet sein könnte. Jedenfalls gab es Bedenken und deshalb Gesprächs-Bedarf. Bürgermeister Jürgen Haindl (FW) traf sich deshalb kürzlich mit Fachleuten zum Ortstermin, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Überhaupt will man sich künftig – auch wegen der jüngsten Aufregung – noch intensiver austauschen, noch enger zusammenarbeiten.

Die Malven-Langhorn-Biene galt ab 1940 in Bayern als ausgestorben und wurde erst vor gut 20 Jahren wieder am Windsberg bei Freinhausen entdeckt. Seit dem Jahre 2010 werden die Tiere von Wildbienen-Freunden dort systematisch gezählt. Von anfangs etwa 20 Exemplaren stieg deren Anzahl auf rund 1160. Es handelt sich hier um eines der letzten in der Bundesrepublik bekannten Refugien dieser äußerst seltenen Tiere. In Deutschland kommt die Malven-Langhorn-Biene nach jüngstem Stand wohl nur noch in drei, vier anderen Regionen vor. Das unterstreicht freilich auch die Bedeutung des Vorkommens in der Gemeinde Hohenwart. Ihr Nest legt diese so seltene Biene in selbst gegrabenen Hohlräumen meist im sandigen Boden an; ihre Flugzeit reicht von Juli bis September. Laut der im vergangenen Jahr aktualisierten Roten Liste der Bienen gilt die Malven-Langhorn-Biene in Bayern als vom Aussterben bedroht.

Die Malven-Langhorn-Biene gibt es im Landkreis Pfaffenhofen, darüber hinaus aber nur mehr an wenigen anderen Orten in Deutschland.

Die besagten Graben-Räumungen im Gemeinde-Bereich von Hohenwart, die kürzlich für gewisse Aufregung gesorgt hatten, waren übrigens außerhalb des gleichnamigen Naturschutz-Gebiets Windsberg erfolgt. Allerdings: "Es wurde erschreckend viel Boden- beziehungsweise Pflanzen-Material abgetragen", bedauerte Peter Bernhart, der sich seit vielen Jahren für den Erhalt der Wildbienen am Windsberg und besonders der seltenen Malven-Langhorn-Biene einsetzt, im Gespräch mit unserer Zeitung. "Neben den Malven auch viele andere für die Natur bedeutsame Wildblumen-Arten."

Andreas Döhner, der für diese Graben-Räumung verantwortlich zeichnete, erklärte: "Das war mir von Anfang an bewusst, dass das hier eine besondere Lage ist, hier in Freinhausen, dass hier die Malven vorhanden sind." Er habe deshalb ja auch bereits im Vorfeld der Arbeiten für den Bezug von Malven-Samen gesorgt und diese sogar zuvor selbst mit seinen Buben gesammelt. "Dadurch konnte ich den notwendigen Eingriff kompensieren", befand er und ergänzte: Sobald es offene Flächen gebe, würden diese sofort wieder mit den Malven-Samen eingesät.

David Seifert, der Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe für Reichertshofen, Baar, Ebenhausen und Pörnbach, bestätigte: "Was die Graben-Räumung in Freinhausen anbelangt, wurde die Aktion vom ausführenden Landwirt auch sofort kompensiert, indem Malven und andere Wildpflanzen des Windsbergs nachgesät wurden." Jetzt heiße es erstmal: piano, wachsen lassen, der Natur Zeit geben, ehe es weitergehe. "Dass ein Teil der Malven heuer ausfallen könnte, wird den Bestand der Malven-Langhorn-Biene nicht existenziell gefährden", prophezeit Seifert.

"Wir vom Bund Naturschutz gehen davon aus, dass für die weiteren Arbeiten an den Wegrändern gemeinsam Kompromisse möglich sind und die nötige Zeit zum Nachwachsen der Pflanzen eingeräumt wird", so der BN-Funktionär weiter. "Und wir ziehen sicherlich auch die Lehre daraus, dass wir künftig noch genauer Absprachen treffen und im steten Dialog das gegenseitige Verständnis weiter ausbauen." Wobei er schon klarstellt: "Der Bund Naturschutz und die Landwirte arbeiten sehr gut zusammen."

Auch Dominik Meier vom Naturschutz- und Umweltplanungs-Büro "Natur Perspektiven GmbH" zeigte sich beim Ortstermin zuversichtlich, dass der Bestand der Malven-Langhorn-Biene nach der Graben-Räumung nicht gefährdet ist. "Die Gräben dienen als Biotop-Funktion für die Malven-Langhorn-Bienen, weil entlang der Gräben, zwischen den einzelnen Habitat-Flächen, diese Nahrungspflanze wächst." Einige der Malven seinen im Zuge der Ausräumung zwar verloren gegangen. "Aber dadurch, dass wir in Zukunft auch wieder Malven-Samen aussäen, ist sozusagen der Standort auch in Zukunft gesichert." Wenn künftig im Vorfeld derartiger Maßnahmen mit allen Beteiligten gesprochen werde, dann sei eine langfristige Bestands-Erhaltung ohne Weiteres möglich, so Meier.

"Es ist uns von vornherein schon immer sehr, sehr wichtig gewesen, dass hier Landwirtschaft, Naturschutz und Gemeinde Hand in Hand gehen", unterstreicht der Hohenwarter Bürgermeister Jürgen Haindl. Sein Fazit und Appell zugleich: "Wir müssen in Zukunft noch viel, viel mehr miteinander reden, dann läuft das auch." Die Naturschätze hier vor Ort, so der Gemeinde-Chef, müssten überdies in den kommenden Jahren noch mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung gebracht werden.

 


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