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Die vom Aussterben bedrohten Vögel sind aus ihren Winter-Quartieren zurück. Ihr Bruterfolg hängt zunehmend vom Menschen ab. Landratsamt appelliert, die Vorgaben zu beachten.

(ty) Im Frühling kehren Zugvögel von weit her aus ihren Winter-Quartieren auch in den Kreis Pfaffenhofen zurück, um an ihren heimischen Brutplätzen die nächste Generation aufzuziehen. "Ob sie Bruterfolg haben oder nicht, hängt dabei mehr und mehr vom Menschen ab", heißt es aus dem Landratsamt. "Neben der Art und Intensität der Bewirtschaftung hat sich der stetig wachsende Freizeit-Druck zum entscheidenden Faktor entwickelt, von dem es abhängt, ob bestimmte Artengruppen in unserer Landschaft überleben oder nicht." Besonders die Bestände der Wiesen- und Feldvögel seien in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen, viele frühere Brutgebiete inzwischen verwaist. "Praktisch alle typischen Vertreter der Offenlandschaft, die am Boden brüten, finden sich in der Roten Liste der bedrohten Arten", so die ernüchternde Bilanz. Die Bürger werden um Rücksichtnahme und die Einhaltung der Vorgaben gebeten. Um die vom Aussterben bedrohten Wiesenbrüter besonders zu schützen, hatte das Landratsamt bekanntlich im vergangenen Jahr eine Verordnung erlassen. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 25 000 Euro. 

An geeigneten Standorten im Landkreis Pfaffenhofen seien aktuell bereits die Feldlerche und der Kiebitz zu beobachten. Lediglich noch in kleinen Restbeständen oder Einzelpaaren seien der Brachvogel, die Bekassine, der Wachtelkönig und das Braunkehlchen vertreten. Die bekannteste Bodenbrüter-Art ist vermutlich der Kiebitz, der mit lauten "Ku-witt"-Rufen, einem markanten Federkleid und langer Federholle auch eine der auffälligsten Vogelarten in der Gegend ist.

"Vor allem durch ihre melodiösen Lautäußerungen wird man auf die in Tarnfarben auftretenden Feldlerchen und Brachvögel aufmerksam, deren Gesang typisch für die weite Offenlandschaft ist", wissen die Experten aus dem Landratsamt. Kiebitz oder Brachvogel seien sehr langlebig und könnten ein Alter zwischen 20 und 30 Jahren erreichen. "Sie kehren jedes Jahr wieder zu ihren angestammten Brutplätzen zurück. Dabei bevorzugen sie offene und vernässte Gebiete mit niedriger Vegetation. Hier suchen sie nach Regenwürmern, Insekten und allerlei Boden-Organismen."

Drei junge Kiebitze an einem Brutplatz bei Geisenfeld-Ilmendorf.

"Da die am Boden brütenden Arten stets auf der Hut vor Luft- oder Bodenfeinden sein müssen, legen sie ihre Nester in großem Abstand zu Gehölzen an, da sich dort die bevorzugten Aufenthaltsplätze ihrer Fressfeinde befinden", erklärt das Landratsamt. Außerdem würden große Sicherheits-Abstände zu Wegen eingehalten, die von Fußgängern genutzt werden. "In unserer intensiv genutzten und von einem dichten Wegenetz durchzogenen Landschaft stehen den Bodenbrütern somit nur noch schmale Streifen in großen Wiesen und Feldern zur Verfügung, die sie ungestört nutzen können", wird dazu erklärt.

"Diese erfüllen jedoch nur in seltensten Fällen alle Anforderungen, die die Vögel benötigen, um erfolgreich zu brüten und Jungvögel groß zu ziehen." Die Brutbereiche, Nahrungsflächen und Wasserstellen seien meistens voneinander getrennt und die Vögel pendeln zwischen diesen hin und her. Während die Altvögel diese Strecken und dazwischen gelegene Hindernisse im Flug überwinden könnten, seien die Küken darauf angewiesen, Nahrung, Wasser und Deckung in unmittelbarer Umgebung des Nistplatzes vorzufinden. "Ansonsten verhungern oder verdursten sie im Umfeld der Brutplätze."

Deshalb sei es für diese Arten überlebenswichtig, dass die Brut- und Nahrungsflächen beruhigt seien und die Vögel ungestört im Gebiet umherziehen können. "Häufige Störungen durch Freizeit-Nutzung zwingen die sehr scheuen Vögel aufzufliegen, ihre Energie-Reserven zu verbrauchen und sich von den Gelegen oder Küken zu entfernen", wissen die Experten von der Landkreis-Behörde. "Auf solche Gelegenheiten warten die verschiedenen Beutegreifer und holen sich die ungeschützten Eier oder den Nachwuchs." Ohne Nachwuchs sei es schließlich nur eine Frage der Zeit, bis die Brutgebiete verwaisten.

Wegen des verstärkten Nährstoff-Eintrags – auch aus der Luft – und des dadurch verursachten raschen und dichten Aufwuchses der Wiesen-Vegetation seien Kiebitz und Feldlerche in den vergangenen Jahrzehnten dazu übergegangen, auf Feldern zu brüten. "Hier geraten sie allerdings in die Falle", berichten die Fachleute, "da sie nun auf die Unterstützung der Menschen angewiesen sind, um erfolgreich brüten zu können."

Eine am Boden singende Feldlerche im Irschinger Moos.

Die Brutplätze werden von Mitarbeitern der Unteren Naturschutz-Behörde, von Naturschutz-Wächtern und ehrenamtlichen Helfern lokalisiert. In Absprache mit den jeweiligen Landwirten würden Schutz-Maßnahmen getroffen, damit die sehr gut getarnten Gelege bei der Bewirtschaftung ausgespart werden könnten. "Die Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern der Flächen ist deshalb von entscheidender Bedeutung für den Bruterfolg dieser Arten und wird seit Jahren erfolgreich praktiziert", so die Untere Naturschutz-Behörde.

Im vergangenen Winter wurden laut Landratsamt in verschiedenen Gebieten Aufwertungs-Maßnahmen durchgeführt, um die Lebensraum-Qualität zu erhöhen: So wurden unter anderem große Flachwasser-Mulden angelegt oder freigestellt. "Um zu gewährleisten, dass die Bodenbrüter die zur Brut und Aufzucht der Jungvögel nötige Ruhe erhalten, werden die Besucherinnen und Besucher der Wiesenbrüter-Gebiete jedes Jahr durch Schilder darüber informiert, dass in diesen Gebieten in der Zeit von 1. März bis 15. Juli die Wege nicht verlassen werden dürfen und Hunde an der kurzen Leine zu führen sind."

In den sensibelsten Bereichen werden laut Behörden-Angaben seit dem vergangenen Jahr auch bestimmte Wege für den genannten kritischen Zeitraum gesperrt. "Diese Wege liegen entweder in unmittelbarer Nähe zu Brut- und Nahrungsplätzen oder werden von den Familien regelmäßig überquert", erklären die Naturschutz-Experten aus dem Landratsamt. Die Kreis-Behörde bittet die Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Gebiete, "die Vorgaben zu beachten und dadurch die Arten- und Naturschutz-Maßnahmen zu unterstützen – nicht zuletzt um den nachfolgenden Generationen eine belebte Landschaft zu hinterlassen". Um die mittlerweile vom Aussterben bedrohten Wiesenbrüter – unter anderem Brachvogel und Kiebitz – besonders zu schützen, erließ das Landratsamt im vergangenen Jahr eine entsprechende Verordnung.

"Die Verordnung sorgt für Klarheit bezüglich der Verhaltens-Vorgaben in den Wiesenbrüter-Gebieten und zeigt die Handlungs-Optionen der Unteren Naturschutzbehörde auf", fasste die Unteren Naturschutz-Behörde am Pfaffenhofener Landratsamt damals zusammen. Kern der Verordnung ist laut damaliger Mitteilung eine "naturschutz-verträgliche Besucher-Lenkung". Dazu gehörten ein Anlein-Gebot für Hunde, ein Betretungs-Verbot von Brutflächen – gekennzeichnet durch Beschilderung – sowie auch eine eingeschränkte Nutzung von Feldwegen in der Nähe von bekannten Brutplätzen. Bekannt gemacht wurde die Verordnung im Amtsblatt des Landkreises Pfaffenhofen; hier der direkte Link zu dieser Ausgabe. Einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie hier: Schutz der Wiesenbrüter im Landkreis: Nun drohen bis zu 25.000 Euro Bußgeld


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