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Bei der Chrisam-Messe im Augsburger Dom wurden heute die heiligen Öle zur Spendung der Sakramente geweiht. Priester erneuerten Bereitschaft zu ihrem Dienst.

(pba) Die Weihe der heiligen Öle für die Pfarreien-Gemeinschaften und Pfarreien im Bistum Augsburg, zu dem auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, ist aus der der Karwoche kaum wegzudenken. Bischof Bertram Meier feierte heute gemeinsam mit rund 200 Priestern und Diakonen aus allen Dekanaten sowie den Weihbischöfen, dem Domkapitel und zahlreichen Gläubigen die so genannte Chrisam-Messe. Im Gottesdienst erneuerten die anwesenden Priester ihre Bereitschaft zum priesterlichen Dienst. Mit den Worten des Bischofs sei die Erneuerung des Weihe-Versprechens "keine Pflichtübung, sondern eine Liebeserklärung an den, dem wir unsere Berufung verdanken".

In seiner Predigt rief der Bischof die Seelsorger an der Basis dazu auf, Herz zu zeigen, sich unter die Menschen zu mischen und Koalitionen zu bilden: "Klopft an die Türen der Landratsämter und Rathäuser, seid nahe bei den Vereinen, besucht Stammtische und Kaffee-Kränzchen über den kirchlichen Tellerrand hinaus", so sein Appell. "Knüpft Kontakte zu Politikern und Honoratioren! Jetzt ist die Zeit, neu anzufangen." Neben den neu gewählten Pfarrgemeinderäten als wichtige Partner empfahl er seinen Priestern und Diakonen, auch in den Redaktionen der Lokalzeitungen vorbeizuschauen, Themen zu setzen und dafür zu sorgen, dass über das viele Gute, das in den Pfarreien geschieht, auch berichtet werde.

Für diejenigen, die den Eindruck haben, ihr Einsatzort ähnele eher dem Steinbruch als dem Weinberg des Herrn, hatte der Bischof einen Ratschlag parat: "Ihr müsst nichts Neues tun, Ihr sollt vielmehr in ganz neuer Weise sein! Wichtiger als das, was wir tun, ist das, was wir sind." Weihrauch-Schwaden und edles After-Shave in den Pfarrbüros allein seien keine Garantie dafür, "Christi Wohlgeruch" zu sein, so Bischof Meier. Als ein "wohlriechendes" Beispiel nannte er einmal mehr den Jesuiten-Pater Rupert Mayer, der überzeugend gelebtes Christentum wie folgt beschrieb: "Es muss Wärme von uns ausgehen, den Menschen muss es in unserer Nähe wohl sein, und sie müssen fühlen, dass der Grund dazu in unserer Verbindung mit Gott liegt."

Unter dem Anspruch, "Christi Wohlgeruch" zu sein, stünde Sein und Sendung, betonte der Augsburger Oberhirte. "Das Sein kommt vor dem Tun, das Mysterium vor der Aktion, die Evangelisation vor der Administration, das geistliche Leben vor der Bürokratie." Diese Priorität habe sich in der Wahrnehmung des Bischofs umgekehrt und verschoben. Die eigentliche Dienstleistung habe sich aufgeschwungen, das Zepter zu schwingen über das kirchliche Leben, bemängelte er und stellte die Fragen in den Raum, was die katholische Kirche eigentlich ausmache und was der Kern von Glaubens- und Morallehre sei. "Die Leute erwarten von uns weniger eine perfekte Verwaltung, dafür mehr seelsorgerliche Begleitung. Enttäuschen wir sie nicht."

Er dankte allen, die in den vergangenen beiden Jahren der Corona-Pandemie in der Seelsorge nicht geschlafen haben, sondern wach geblieben sind mit der einen Frage: "Wie können wir Jesus und seinem Evangelium Kanäle öffnen zu den Menschen, die mehr brauchen als nur innerkirchliche Debatten um Strukturen, die ein Wort des Trostes und der Ermutigung wünschen, die hungern nach dem Brot des Lebens, das nicht altbacken wird und Wegproviant ist für das Ewige Leben?" Gerade jetzt, wenn das öffentlich-kirchliche Leben wieder erwache und man als Kirche auch gesellschaftlich gefordert werde, wünsche der Bischof sich, dass man sich an der einen oder anderen Stelle doch auch wieder aus dem Dornröschen-Schlaf wachküssen ließe. Jesus Christus sei der "Prinz", der wolle, dass die Kirche neu auflebe.

Die Priester und Diakone ermutigte Bischof Meier, das bei der Weihe abgelegte persönliche Versprechen des "Ich bin bereit" an diesem Tag voreinander und miteinander zu erneuern. "Baut es nicht auf, dass wir gerade heute bei der Chrisam-Messe hautnah spüren dürfen: Ich bin mit meiner Berufung nicht allein. Neben mir stehen noch andere in der gleichen Reihe." Weiter sagte er an ihre Adresse: "Ich wünsche mir, dass Ihr nicht nur bei diesem Anlass so eng zusammensteht, sondern auch in den alltäglichen Sorgen und Belastungen Eures Dienstes zueinander steht, einander beisteht und als aufmerksame und feinfühlige Brüder aufeinander Acht gebt."

Im Anschluss an die Predigt und die Erneuerung der Bereitschaft zum priesterlichen Dienst weihte der Bischof die Öle, die dazu in großen Behältnissen in einer Prozession in den Altarraum getragen wurden: Das Katechumenenöl brachten Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem zum Altar, das Krankenöl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik-Seelsorge und das Chrisamöl schließlich zwei Ständige Diakone. Nach der Chrisam-Messe wurden die heiligen Öle – insgesamt waren es nach Angaben aus der Diözesan-Verwaltung 100 Liter – in kleinere Gefäße abgefüllt und versiegelt sowie an Frauen und Männer aus den einzelnen Dekanaten verteilt.

An diese Frauen und Männer gerichtet sagte der Bischof: "Bringen wir nicht nur das duftende Öl in verschlossenen Koffern! Öffnen wir unsere Herzen für Christus, damit wir selbst Boten des Herrn werden, die seinen Wohlgeruch verbreiten, den Duft der Wahrheit, des Lebens und der Liebe." Musikalisch gestaltet wurde die Chrisam-Messe, die live auf der Internet-Seite der Diözese und bei katholisch1.tv gestreamt und von K-TV im Fernsehen übertragen worden war, vom Karl-Kraft-Chor der Augsburger Domsingknaben und von Instrumentalisten des Domorchesters. Der Chor unter der Leitung von Domkantor Julian Müller-Henneberg sang die "Missa Majestas Domini" von Karl Kraft (1903-1978).

Bei der Chrisam-Messe weiht der Bischof für das Bistum Augsburg den Chrisam, das Katechumenenöl und das Krankenöl. Chrisam wird bei der Taufe, der Firmung, der Priester- und der Bischofsweihe verwendet sowie bei der Altarweihe und der Glockenweihe. Mit dem Katechumenenöl werden die Taufbewerberinnen und Taufbewerber (Katechumenen) auf den Empfang der Taufe vorbereitet. Mit dem Krankenöl werden bei der Spendung des Sakraments der Krankensalbung die Kranken durch den Priester gesalbt, um sie zu stärken.


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