Erhöhung auf jährlich einen Euro pro Einwohner gefordert. Im Amt bestätigte Vorstands-Chefin nennt mehrere Gründe und sagt: "Wissen kaum noch, wohin mit den Tieren."
(ty) Der Tierschutz-Verein für Pfaffenhofen und Umgebung will deutlich mehr Geld von den Gemeinden im Landkreis, um seinen Aufgaben auch weiterhin nachkommen zu können. Bei der jüngsten Mitglieder-Versammlung wurden einhellig befürwortet, dass mit den Kommunen über eine Erhöhung der alljährlichen Abgabe verhandelt werden soll – und zwar von derzeit 50 Cent pro Einwohner auf einen Euro. Die wiedergewählte Vorstands-Chefin des Vereins, Manuela Braunmüller, verweist unter anderem auf die gestiegenen finanziellen Belastungen, auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und auf die nachlassende Spenden-Bereitschaft. Das Tierheim sei permanent überbelegt. Aus der Politik gibt es bereits konkrete Signale, die auf eine anvisierte Erhöhung der Abgabe von 50 auf 75 Cent pro Einwohner und Jahr hindeuten.
Dass es so nicht mehr weitergehen könne, das sei bei der jüngsten Mitglieder-Versammlung deutlich geworden, heißt es in einer Presse-Mitteilung des Tierschutz-Vereins für Pfaffenhofen und Umgebung. Die stetig steigende finanzielle Belastung sei ohne eine Aufstockung der kommunalen Beiträge für das Tierheim schon bald nicht mehr möglich. "Die seit 2020 pandemische Lage hat uns bereits an unsere Grenze gebracht und nun kommt auch noch ein zuvor nie dagewesener Preisauftrieb dazu", so Vereins-Chefin Braunmüller. Daneben stelle die Erhöhung des Mindestlohns für Helfer eine weitere Belastung dar.
Hinzu komme nach der Einführung einer Tierarzt-Notdienst-Gebühr im Februar 2020 nun auch noch, dass das Bundes-Kabinett im Mai die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgelegte Neufassung der Gebühren-Ordnung für Tierärzte beschlossen habe, die – wenn sie auch noch vom Bundesrat abgesegnet werde – voraussichtlich schon im Oktober dieses Jahres in Kraft treten könnte.
"Bereits jetzt ist schmerzlich zu merken, dass die Spenden von Unternehmern oder auch Privatleuten nachlassen", sagt Braunmüller und befürchtet: "Sie werden mit der weiter steigenden Inflation brutal einbrechen." Der Tierschutz-Verein verweist auch darauf, dass "praktisch sämtliche umliegenden Landkreise" ihre Tierheime mit einem "Einwohner-Euro" unterstützten; der Kreis Dachau sogar mit 1,50 Euro pro Einwohner im Jahr.
Überdies sei es künftig nicht mehr möglich, Pensions-Hunde aufzunehmen. Denn nach neuer Vorschrift müssten diese von Fundhunden räumlich getrennt werden – was aber wegen der Platzverhältnisse im Pfaffenhofener Tierheim nicht möglich sei. "Einhellig befürwortet wurde in der Versammlung deshalb von den Mitgliedern, dass mit den Kommunen des Landkreises über eine Erhöhung der Abgabe ab dem 1. Januar 2023 auf einheitlich einen Euro verhandelt wird", erklärte der Verein heute.
Seit der jüngsten Erhöhungsrunde im Jahr 2017 steuern die Kommunen im Landkreis Pfaffenhofen einen Tierschutz-Beitrag in Höhe von jährlich 50 Cent pro Einwohner bei – die Kreisstadt überweise 60 Cent pro Einwohner. "Dieser Betrag wird überwiegend für die Fundtier-Versorgung benötigt", erläutert der Verein. Diese sei eine gesetzlich verankerte Pflicht der Kommunen, die sie in der Regel gegen Bezahlung an die Tierheime delegierten.
Gedeckt werden laut Vereins-Angaben mit der Pauschale unter anderem die Kosten für das Personal, die tierärztliche Versorgung, das Futter sowie die laufenden Betriebs-Kosten. "Kommunen würden erst nach Schließung des Tierheims merken, was ihnen verloren ginge und welche Kosten durch die Verwahr- und Verwaltungs-Arbeit auf sie und letztendlich auf den Steuerzahler zukommen würden", sagt Braunmüller. Das Pfaffenhofener Tierheim sei sozusagen permanent überbelegt.
"Wir wissen kaum noch, wohin mit den Tieren", so Braunmüller weitert. Sie schildert beispielhaft die Schicksale von drei Hunden, die in jüngster Zeit als Betreuungs-Zuwachs ins Tierheim gekommen seien: Daisy, die in einem Hotel-Zimmer zurückgelassen worden sei. Phajo, der offenbar entlaufen sei, jedoch von niemandem vermisst werde. Und ein weiterer Hund, der jüngst an einem Badeweiher mutmaßlich ausgesetzt worden sei. "Wir vermuten stark, dass das steigende Fundtier-Aufkommen auch etwas mit der Corona-Zeit zu tun hat, wo sich manche Leute ein Tier angeschafft haben und es ihnen nun nach Lockerungen oder veränderten Arbeitsbedingungen zur Last wird."
Ein weiteres Problemfeld sei der illegale Tier-Handel – insbesondere mit Hunde- und Katzen-Welpen, die illegal zum Verkauf angeboten und von Behörden eingezogen werden. Darüber hinaus sehen es die Vertreter des Tierschutz-Vereins als ihre Aufgabe an, sofern es sich nicht um jagbare Tiere handelt, auch Wildtierschutz zu betreiben. "Auf allen Ebenen haben wir eine Super-Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt, der Polizei und den Naturschutz-Behörden im Landkreis", betont Braunmüller.
Seit der Errichtung des Tierheims am Standort in Pfaffenhofen im Jahr 2011 gewährt der Kreis Pfaffenhofen laut Landratsamt einen Zuschuss zu den Vorhalte-Kosten in Höhe von 4000 Euro jährlich. Zusätzlich war mit Kreistags-Beschluss im Oktober 2019 festgestellt worden, dass der Landkreis den Tierschutz-Verein für etwaige Aufwendungen zur Katzen-Bestands-Reduzierung unterstützen soll. Die Landkreis-Verwaltung war ermächtigt worden, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. "Insofern fallen hierbei rund 10 000 Euro jährlich an zusätzlichen Leistungen an", heißt es aus dem Landratsamt.
In der Bürgermeister-Besprechung am 5. Mai sei von Tierschutz-Vereins-Chefin Braunmüller, die finanzielle Situation des Vereins erläutert sowie eine Erhöhung der Fundtier-Kosten-Pauschale angeregt worden. "Ohne Anpassung ist der Verein künftig nicht mehr in der Lage, die Tier-Unterbringung zu gewährleisten", fasst das Landratsamt die Botschaft an die Bürgermeister und den Landrat zusammen. Vorbehaltlich entsprechender Beschlüsse in den jeweiligen Gemeinderäten, sei – so heißt es weiter – eine Erhöhung der jährlichen Pauschale von bislang 0,50 Euro auf 0,75 Euro pro Einwohner darstellbar. Offenbar lautet so das Signal aus der Bürgermeister-Runde.
Dementsprechend würde, so die Behörde, der Landkreis dann seine Vorhalte-Pauschale von jährlich 4000 Euro um 50 Prozent erhöhen und ab dem kommenden Jahr somit 6000 Euro per anno bezahlen, heißt es in der Vorlage für die nächste Sitzung des Kreis-Ausschusses des Pfaffenhofener Kreistags. Denn bei dieser Sitzung wird am 4. Juli das Thema behandelt – was die finanziellen Leistungen des Landkreises angeht. Die Tagesordnung sieht dazu auch eine Beschlussfassung vor.
Bei der jüngsten Mitglieder-Versammlung des Tierschutz-Vereins von Pfaffenhofen und Umgebung standen auch Neuwahlen auf der Agenda. Jeweils einstimmig wurden gewählt: Manuela Braunmüller zur Vorstands-Vorsitzenden, Petra Faltermeier zur stellvertretenden Vorstands-Vorsitzenden, Raphaela Scherg zur Schriftführerin, Tatjana Maier zur Kassenwartin sowie Patricia Geiger, Samira Guld und Carina Seibert zu Beisitzerinnen. Als Kassenprüfer wurden Viktor Duhan und Milena Denk gewählt.