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Da wurde gekocht und gebacken, es wurden Kissen genäht und Sneakers gereinigt, Futter-Rationen für Kühe vorbereitet, Angus-Rinder besucht und der Hopfen-Anbau erlebt.

(ty) Kuchenduft erfüllt die Räume der Dorfhelferinnen-Schule. Alexander und Marleen aus der Klasse 7e des Schyren-Gymnasiums in Pfaffenhofen holen ihre frisch gebackenen Brownies aus dem Ofen. Pauline und Dominik rollen daneben fleißig Pizza-Schnecken auf. Im Hausarbeitsraum freuen sich Sina und Julian darüber, dass ihre weißen Turnschuhe, gründlich gereinigt und gepflegt, wieder aussehen wie neu, während Leon und Jana nebenan bei der Textilarbeit konzentriert an der Maschine sitzen und ihr erstes eigenes Kissen nähen. Wenige Kilometer entfernt, auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Hinterbaur in Scheyern, stellt die Klasse 7b gerade Futter-Rationen für Milchkühe zusammen, während die 7a beim Hoasn-Hof in Pfaffenhofen die Angus-Rinder-Herde und den Hopfen-Anbau hautnah miterlebt.

Was hier gerade passiert, ist Schule "Schule fürs Leben". Im Rahmen dieses Konzeptes haben rund 160 Schülerinnen und Schüler der siebten Jahrgangsstufe des Pfaffenhofener Gymnasiums ihre Klassenzimmer verlassen – und dabei sehr viel gelernt. "Das Konzept, das mit dem Schuljahr 2020/21 verpflichtend an Bayerns Schulen eingeführt wurde, sieht vor, dass Kinder und Jugendliche wieder mehr alltagsrelevante Kompetenzen erwerben, die sie auf ein eigenständiges Leben vorbereiten", erklärt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ingolstadt-Pfaffenhofen. Praxisnah sollen sich demnach die jungen Leute mit fünf Themenfeldern auseinandersetzen: Gesundheit, Ernährung, Haushaltsführung, selbstbestimmtes Verbraucher-Verhalten und Umwelt-Verhalten. Die Zusammenarbeit mit qualifizierten externen Partnern sei dabei ausdrücklich erwünscht.

Expertinnen in Sachen Ernährung und Haushaltsführung gibt es genug an der Landwirtschafts-Schule von Pfaffenhofen, Abteilung Hauswirtschaft – kurz Dorfhelferinnen-Schule. So haben laut AELF die 17 dort Studierenden zusammen mit ihren Lehrkräften passgenaue Workshops für die Siebtklässler vorbereitet. "An insgesamt fünf Stationen werden die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten unter fachkundiger Anleitung der Expertinnen selber aktiv", fasst das AELF zusammen, "angefangen in der Küche und dem Speisesaal über den Hausarbeits- und den Nähraum bis in den Schulgarten." Das lasse sich auch alles wunderbar kombinieren, etwa wenn man einen ausrangierten Getränke-Karton zum Blumentopf umfunktioniere und mit Kapuzinerkresse mit essbaren Blüten bestücke. Mit solchen Blüten und frisch geernteten Kräutern werde dann gekocht und gebacken, mit weiteren Naturmaterialien die Tische dekoriert.

Cecilia hat ein dekoratives Kissen genäht und freut sich über ihren Lernerfolg an der Nähmaschine: "Jetzt kann ich mir auch selber Sachen nähen, und muss nicht immer alles kaufen!" Dass für die Zubereitung von Kuchen, Salaten, Obstspießen und Pizza-Schnecken regionale Produkte verarbeitet werden, verstehe sich an der Dorfhelferinnen-Schule von selbst, wird einmal mehr betont. Der klare Fokus auf Nachhaltigkeit wird auch bei der fachgerechten Schuhpflege sichtbar. "Die Schüler haben ihre eigenen Sneakers mitgebracht und selber geputzt. Sie wissen jetzt, dass es hierfür nur sehr wenig Reinigungsmittel braucht und sind begeistert, dass sie wieder schneeweiße Schuhe haben", berichtet die angehende Dorfhelferin Mara Baiz. Und Gymnasiast Philipp bestätigt: "Jetzt weiß ich, wie das geht, und werde das auch zu Hause machen. Dann kann ich die Schuhe auch länger tragen."

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Ortswechsel. Die Schüler von der 7b schütteln gerade Butter, die sie dann mit frischem Bauernbrot an Ort und Stelle verzehren. "Das schmeckt hier draußen noch viel besser als zu Hause", so der Tenor. Betriebs-Leiter Albert Furtmayr hatte eigentlich vor, mit den Jugendlichen auch auf den Acker zu gehen und dort Regenwürmer auszugraben. "Wegen der Trockenheit werden wir heute aber keine finden", weiß er. Dass die Landwirtschaft besonders stark von Wetter und Klima abhängig ist – auch diese Erkenntnis nehmen die Gymnasiasten mit. Auf dem Hoasn-Hof lernt die 7a derweil, wie man sich Rindern und anderen Nutzieren gegenüber richtig und rücksichtsvoll verhält. Das gelte für Tiere auf der Weide genauso wie beim Wandern auf der Alm. "Das zu vermitteln, ist uns sehr wichtig", unterstreicht Betriebs-Leiterin Berta Thalmaier.

Die Lehrkräfte, die die insgesamt vier Klassen zu den Bauernhöfen begleiten, sind angetan. "Auch wir Erwachsenen nehmen heute viel neues Wissen mit", ist da zu hören. "Und für die Schüler ist das hier heute eine wichtige Erfahrung. Das sollten wirklich alle Klassen einmal erleben können." Umso mehr freue es die Lehrer, berichtet das AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen, dass das Programm "Erlebnis Bauernhof" des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten jetzt neben Grund- und Förderschulen auch für die Sekundarstufe 1 an weiterführenden Schulen geöffnet worden sei. Weitere Informationen zu den kostenlosen Bauernhof-Besuchen bietet das Ministerium auf seiner Homepage, hier der direkte Link.

Zurück an der Dorfhelferinnen-Schule in Pfaffenhofen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen zeigen sich die Studierenden zufrieden mit dem Ablauf ihrer Workshops. Die Semester-Sprecherinnen Veronika Trenkler und Ida Baumann bestätigen: "Die Gymnasiasten waren sehr motiviert und haben gut mitgemacht. Für uns war es schön zu sehen, dass wir ihnen auch die Freude an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten vermitteln konnten." Nicht für die Schule, sondern für das Leben lerne man – so lautet das bekannte Sprichwort. Warum also nicht Schule und Alltagsleben stärker miteinander verbinden? "Bei allen Beteiligten kam dieser schöne Tag in Pfaffenhofen jedenfalls gut an", fast das AELF zusammen. Der nächste Besuch im kommenden Schuljahr habe sich bereits angekündigt. Und er sei herzlich willkommen.


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