Logo
Anzeige
Anzeige
stowasser

Der 40-Jährige geht für die SPD ins Rennen. Wir haben ihm sowie den drei Mitbewerbern elf Fragen gestellt. Hier lesen Sie seine Antworten.

(ty) Am kommenden Sonntag, 12. Februar, sind die Einwohner der Gemeinde Reichertshausen dazu aufgerufen, ihren künftigen Bürgermeister zu wählen. Drei Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um den Chef-Sessel im Rathaus. In alphabetischer Reihenfolge sind das: Benjamin Bertram-Pfister (SPD), Gerhard Bischoff (parteilos), Florian Hepting (CSU) und Brigitte Schelle-Mayr (Grüne). Was treibt sie an? Welche politischen Vorstellungen und Ziele haben sie für die Gemeinde? Welche Themen wollen sie schnell anpacken und wie wollen sie die Bürger einbeziehen? Wir haben allen vier Bewerbern unabhängig voneinander dieselben elf Fragen gestellt. Hier lesen Sie die Ausführungen von Benjamin Bertram-Pfister.

Was hat Sie dazu bewogen, für den Bürgermeister-Posten zu kandidieren? 

Bertram-Pfister: "Seit neun Jahren darf ich als Gemeinderat und Dritter Bürgermeister meiner Heimat-Gemeinde kommunalpolitisch aktiv sein. Ich bin hier aufgewachsen, hier lebe ich mit meiner Familie und ich weiß, welche Probleme gelöst werden müssen. Im zurückliegenden Jahr habe ich gemeinsam mit dem Zweiten Bürgermeister unseren erkrankten Bürgermeister im Amt vertreten. Diese Zeit hat mir gezeigt, dass die Aufgabe anspruchsvoll ist, aber mir auch sehr viel Freude bereitet, denn dabei kann ich wirklich aktiv dazu beitragen, das Leben in unserer schönen Gemeinde zu verbessern. Ich möchte ein moderner, offener und tatkräftiger Bürgermeister sein, immer auf Augenhöhe mit den Menschen. Das traue ich mir zu."

Welches Thema würden Sie im Falle ihrer Wahl umgehend in Angriff nehmen und warum? 

Bertram-Pfister: "Es gilt, sich zügig mit den Haushalts-Planungen für 2023 zu beschäftigen, um im Anschluss die nötigen Investitionen für die Gemeinde auch umsetzen zu können. Außerdem werde ich in den Wochen nach der Wahl alle Beteiligten einladen, damit wir über das Schul-Konzept für den Ganztag 2026 in Reichertshausen sprechen und schnell ein Ergebnis erzielen können. Mein Ziel: der Erhalt beider Schul-Standorte Reichertshausen und Steinkirchen."

Was wollen Sie tun, um die Schul-Standorte dauerhaft zu erhalten oder sogar weiter zu entwickeln? 

Bertram-Pfister: "Aus meiner Sicht führt kein Weg am Erhalt der Schul-Standorte Reichertshausen und Steinkirchen vorbei. Für mich gilt: kurze Beine, kurze Wege. Als Lehrer weiß ich, dass eine kleine 'Dorfschule' mit vier Klassen für Kinder, Eltern und Lehrer ein Traum ist. Hinzu kommt, dass wir am Standort Steinkirchen räumlichen Platz für Ganztags-Erweiterungen haben, den wir am Standort Reichertshausen so ohne Weiteres nicht haben. Eine Schul-Schließung ist für mich daher keine Alternative, und wir müssen im Dialog alles tun, dass wir nicht ab-, sondern aufbauen. Unsere Gemeinde wächst, und die Schul-Infrastruktur muss Schritt halten."

Ab dem Schuljahr 2026/27 wird ein Rechts-Anspruch auf Ganztags-Betreuung für Kinder im Grundschul-Alter eingeführt. Was bedeutet das für die Gemeinde Reichertshausen und wie soll das sichergestellt werden? 

Bertram-Pfister: "Der Ganztag 2026 ist für alle Gemeinden eine massive finanzielle und logistische Herausforderung. Das gilt ganz besonders für Reichertshausen, wo wenig finanzieller Spielraum gegeben ist. Die Gemeinde muss sich jetzt schon um Personal für den Ganztag 2026 kümmern. Wir müssen deshalb nach der Wahl schnellstmöglich im Dialog mit allen Beteiligten darüber sprechen, was wir konkret brauchen und wie wir es umsetzen. Hier gibt es für mich keine Denkverbote. Die verlässliche Ganztags-Betreuung ist ein entscheidendes Thema für die Eltern, das ihnen häufig Berufstätigkeit überhaupt erst ermöglicht."

Wie kann es nach Ihren Vorstellungen gelingen, den Bewohnern der Kommune erschwingliche Bauplätze zur Verfügung zu stellen und für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen? 

Bertram-Pfister: "Wir arbeiten an einer Neufassung des Bauland-Modells, um interessierten Bürgerinnen und Bürgern erschwingliches Bauland zur Verfügung zu stellen. Die Gemeinde ist der landkreisweiten kommunalen Wohnungsbau-Gesellschaft beigetreten. Diese Gesellschaft stellt vergünstigten Wohnraum zur Verfügung, der von der Gemeinde an Leute ohne dicken Geldbeutel vergeben werden kann."

Was sind für Sie die Leitlinien der künftigen Orts- und Gemeinde-Entwicklung? 

Bertram-Pfister: "In den Ortsteilen der Gemeinde Reichertshausen schwindet die Infrastruktur, gleichzeitig ziehen erfreulicherweise mehr Familien hierher. Wir müssen den Rückgang bei der Infrastruktur stoppen, deswegen bin ich zum Beispiel für die Schaffung von automatisierten Lebensmittel-Läden in den Ortsteilen, die rund um die Uhr geöffnet haben, dafür gibt es in Bayern funktionierende Beispiele. Außerdem müssen wir unser Mobilitäts-Konzept neu denken, beispielsweise unseren Bürgerbus noch attraktiver machen als bisher. Beim Breitband-Ausbau gilt es, vorhandene Lücken zu schließen, aber bezüglich der bereits aufgerüsteten Gebiete aktiv auf Anbieter zuzugehen, wie wir hier noch höhere Bandbreiten zum Einsatz bringen können. Wir müssen hinsichtlich neuer Techniken zukunftsfähig werden."

Was muss ein lokales Klimaschutz-Konzept Ihrer Meinung nach beinhalten? 

Bertram-Pfister: "Der Klimawandel wartet nicht auf Reichertshausen und er macht auch keinen Bogen um Reichertshausen. Jedes Dach, das der Gemeinde gehört, braucht eine Photovoltaik-Anlage und jeder gemeindliche Parkplatz benötigt mindestens eine E-Ladesäule. Außerdem müssen wir unsere Bürgerinnen und Bürger vor Starkregen- und Hochwasser-Ereignissen schützen, dazu kartographieren wir gerade das Gemeinde-Gebiet und zeigen mögliche Schwachstellen auf. Auch das System der vorhandenen Rückhalte-Becken muss auf seine Eignung geprüft und gegebenenfalls optimiert werden."

Wie sehen Sie das Potenzial, um auf Gemeinde-Ebene verstärkt erneuerbare Energien zu nutzen und auch selbst zu erzeugen? 

Bertram-Pfister: "Neben den bereits erwähnten Photovoltaik-Anlagen auf gemeindlichen Dächern und den E-Ladesäulen auf gemeindlichen Parkplätzen müssen wir proaktiv über Freiflächen-Photovoltaik im Gemeinde-Gebiet nachdenken. Ich möchte, dass Reichertshausen das selbst in die Hand nimmt und nicht auf Investoren von anderswo wartet, damit die Wertschöpfung in der Gemeinde bleibt – zum Nutzen aller Bürgerinnen und Bürger. Bei der Windkraft bietet sich zum Beispiel eine Kooperation mit der Bürger-Energie-Genossenschaft in Pfaffenhofen an, die bereits Erfahrungen in der Planung von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen hat."

Wie wollen Sie in finanziell herausfordernden Zeiten das Vereinswesen unterstützen beziehungsweise so genannte freiwillige Leistungen handhaben?

Bertram-Pfister: "Die Gemeinde Reichertshausen tut für die Förderung der Vereine bereits relativ viel. Dennoch gibt es natürlich im einzelnen sicher den einen oder anderen Punkt, wo wir nachbessern müssen. Ich möchte nach der Wahl mit den Vereinen zusammen die Vereins-Förderung der Gemeinde durchgehen und besprechen, was wir brauchen und wo wir nachschärfen müssen."

Welche Vorstellungen haben Sie, die Bürgerinnen und Bürger stärker in die politischen Entscheidungs-Prozesse einzubeziehen? 

Bertram-Pfister: "Mein Ziel ist es, mir regelmäßig zu Themen der Gemeinde-Entwicklung ein Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger einzuholen. Wir müssen Gemeinde-Politik in Zukunft mehr vom Bürger her denken: Was wird gebraucht? Was bringt uns weiter? Zu meinem Verständnis von Politik auf Augenhöhe gehört es, Entscheidungswege transparent und aktiv zu kommunizieren. Ich möchte, dass unser Rathaus den Bürgerinnen und Bürgern mit ihren Sorgen und Anliegen noch stärker mit Rat und Tat helfend zur Seite stehen kann."

Angenommen, Sie würden als Bürgermeister eine Million Euro zusätzlich für die Gemeinde-Kasse erhalten, die Sie nach Ihrer freien Entscheidung für die Kommune einsetzen könnten, aber auch schnellstmöglich ausgeben müssten. Wie würden Sie diese Million investieren? 

Bertram-Pfister: "Ich würde mich umgehend mit unseren gemeindlichen Kinderkrippen und den Kindergärten besprechen, was ihnen die Bildung und Betreuung unserer kleinsten Gemeinde-Bürger erleichtern würde. Jeder Euro, der am Anfang des Lebens eingesetzt wird, zahlt sich ein Leben lang mehrfach aus. Außerdem würde ich einen Teil des Geldes zur Schulden-Tilgung unseres gemeindlichen Haushalts verwenden."

Zur Person:

Benjamin Bertram-Pfister ist 40 Jahre alt und wohnt in Reichertshausen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Beruflich tätig ist er als Sonderschul-Lehrer an einem Förder-Zentrum mit dem Förder-Schwerpunkt geistige Entwicklung. Seit dem Jahre 1999 ist er Mitglied der SPD, seit 2008 hat er den Vorsitz des SPD-Ortsvereins von Reichertshausen inne. Seit 2014 sitzt er im Gemeinderat und fungiert als Dritter Bürgermeister. Als Hobbys nennt er Oldtimer, joggen und lesen.

Zum Hintergrund:

Die Neuwahl des Ersten Bürgermeisters von Reichertshausen findet am Sonntag, 12. Februar, statt. Das Pfaffenhofener Landratsamt hatte diesen Termin in Abstimmung mit der Kommune festgelegt. Eine mögliche Stichwahl würde demnach am Sonntag, 26. Februar, stattfinden. Hintergrund dieser Neuwahl ist die Dienstunfähigkeit von Erwin Renauer (UWG), der erst im März 2020 zum Nachfolger des nicht mehr kandidierenden Reinhard Heinrich (CSU) gewählt worden war. Renauer ist seit März vergangenen Jahres im Krankenstand, amtierender Gemeinde-Chef ist seither Vize-Bürgermeister Albert Schnell (CSU). Lesen Sie dazu auch: Reichertshausen: Bürgermeister Renauer ist dienstunfähig: Neuwahl am 12. Februar


Anzeige
RSS feed