Laut "Auto Club Europa" (ACE) herrscht komplette Fehlanzeige zwischen Greding und Allershausen. Etwas besser sieht es an der A93 im Kreis Kelheim aus.
(ty) Unterwegs auf deutschen Autobahnen sieht man sie immer wieder: orange-farbene Notrufsäulen. Während viele von ihnen in regelmäßigen Abständen von etwa zwei Kilometern entlang der Autobahn am Randstreifen stehen, sind auch zahlreiche Rastplätze mit einem solchen Notruf-System ausgestattet. Doch die Verteilung ist äußerst unterschiedlich, wie die Ergebnisse der jüngsten Initiative des "Auto Club Europa" (ACE) unter dem Titel "Deutschland, deine Rastplätze" nahelegen. Die Checks in der hiesigen Region, auf die anlässlich des heutigen "Tag des Notrufs" Bezug genommen wird, brachten wenig erfreuliche Ergebnisse. Kaum ein unbewirtschafteter Rastplatz ist laut ACE mit einer Notruf-Säule ausgestattet – an der A9 sogar überhaupt keiner. Wir fassen zusammen.
Im ACE-Kreis Kelheim wurde im Zuge der jüngsten Rastplatz-Checks an zwei der vier überprüften unbewirtschafteten Rastplätze an der Autobahn A93 eine Notrufsäule gefunden. Viel schlechter sieht es im Bereich des ACE-Kreises Ingolstadt-Pfaffenhofen aus. Dort seien elf unbewirtschaftete Rastplätze an der A9 gecheckt worden. Doch Notrufsäulen konnten Thomas Pfeil, seit Oktober 2022 Vorsitzender dieses ACE-Kreises, und Ursula Hildebrand, ACE-Regional-Beauftragte im Club-Service für Südbayern, hier nicht entdecken. Wie der in Pfaffenhofen wohnende Pfeil heute gegenüber unserer Redaktion verdeutlichte, wurden alle elf unbewirtschafteten A9-Rastplätze zwischen Greding und Allershausen unter die Lupe genommen. "Notrufsäulen sind auch heute noch sehr wichtig", betont er. "Auch wenn sehr viele Menschen ein Handy haben, darf man nicht außer Acht lassen, dass Handy-Akkus auch leer sein können." Und: "Bei Funklöchern hilft dann auch der vollgeladene Akku nichts."
Mit Funklöchern oder mangelnder Energie habe eine Notrufsäule hingegen keine Probleme. Zuverlässig stehe sie an Ort und Stelle – ausgewiesen durch ein Hinweisschild mit einem Telefonhörer und dem Wort "SOS". Aktuell sind laut ACE zwei verschiedene Modelle im Einsatz. Bei älteren Modellen müsse einfach die so genannte Sprechklappe angehoben werden und es werde eine Verbindung zur Notruf-Zentrale der Autoversicherer in Hamburg hergestellt. Die Mitarbeitenden dort nähmen alle wichtigen Informationen zum Geschehen auf, könnten durch die automatische Übermittlung der Position der Notrufsäule den exakten Standort und die Fahrtrichtung bestimmen sowie in Notsituationen eine Konferenz-Schaltung zur Polizei- oder Rettungs-Leitstelle herstellen. Neuere Modelle verfügen laut ACE über zwei Tasten: einen roten Knopf für den Unfall-Notruf und einen gelben für den Fall einer Fahrzeug-Panne.
Thomas Pfeil, der Vorsitzende des ACE-Kreises Ingolstadt-Pfaffenhofen, beim Rastplatz-Check im Mai vergangenen Jahres an der A9. Hier auf dem Rastplatz "Aster Moos", etwas südlich von Allershausen.
Unter dem Motto "Deutschland, deine Rastplätze" haben die Ehrenamtlichen des ACE im vergangenen Sommer nach eigenem Bekunden 684 Rastplätze in ganz Deutschland überprüft und dabei auch die Notrufsäulen unter die Lupe genommen. Im bundesweiten Durchschnitt waren die Anlagen mit WC mit 75 Prozent etwas besser mit der orange-farbenen Notruf-Einrichtung ausgestattet als die ohne Toilette mit nur 67 Prozent. Im ACE-Kreis Kelheim wurden insgesamt vier unbewirtschaftete Rastplätze gecheckt: "Großmuß" und "Deutschmeister", jeweils in Fahrtrichtung München und Regensburg. Nur die beiden Anlagen "Großmuß", beide ohne WC, verfügten laut ACE über eine Notrufsäule. Als positiv bewerteten ACE-Kreischef Werner Katschke, sein Stellvertreter Friedrich Linnert und Vorstands-Mitglied Ernst Richter hier den freien Zugang vom Rastplatz zur Notrufsäule an der A93.
In Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland wies nach Erkenntnissen des "Auto Club Europa" dagegen jeder einzelne der getesteten Rastplätze eine Notrufsäule auf. Auch in Brandenburg seien die 37 getesteten Anlagen, die über ein WC verfügen, auch mit Notrufsäulen voll ausgestattet. Schlusslicht mit deutlichem Abstand bei der Verbreitung der Notrufsäulen sei Bayern gewesen: Von den im Freistaat 88 überprüften Rastanlagen ohne WC verfügten laut ACE-Erkenntnissen nur 55 Prozent über eine Notrufsäule, von den 97 Anlagen mit WC seien es gerade einmal 37 Prozent gewesen. Dabei habe der Gesamt-Verband der Versicherer, der im Auftrag der Autobahn-GmbH die Notrufsäulen entlang der Autobahn betreibe, in seiner letzten Notrufsäulen-Bilanz 2018 noch immer eine rege Nutzung der Notrufsäulen bestätigt.
Ergebnis aus dieser Bilanz für das Jahr 2018: Insgesamt 52 000 Mal seien die orangen Säulen verwendet worden – und das, obwohl Mobiltelefone zu diesem Zeitpunkt schon sehr weit verbreitet gewesen seien. Gleichzeitig habe sich auch die Handy-Ortung verbessert: "2019 startete der so genannte Notruf AML (Advanced Mobile Location) in Deutschland mit den Anbietern Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica, der die Standort-Übermittlung per Smartphone deutlich verbesserte", so der ACE. Werde der Notruf gewählt, so aktiviere das Handy automatisch WLAN und Satelliten-Navigation, auch wenn das zuvor deaktiviert gewesen sei. Da die Daten meist nach wenigen Sekunden per SMS übermittelt würden, sei keine aktive Internet-Verbindung notwendig.
Ähnlich funktioniert laut ACE-Erläuterung der integrierte "E-Call" im Auto, der seit 2018 für alle neuen Kfz-Typen als Ergänzung des Notruf-Systems verpflichtend ist. Neben dem Standort könnten auch Informationen zur Art der Auslösung und zur Anzahl der Insassen übermittelt werden. Auch videobasierte Notrufe seien schon in Deutschland im Einsatz. An der Entwicklung von barrierefreien Notrufsäulen für beispielsweise taubstumme Menschen werde gearbeitet. "Alle Notruf-Systeme gemeinsam ermöglichen, im Notfall schnell die nötige Hilfe zu organisieren", fasst der ACE zusammen. Der "Auto Club Europa" hat nach eigenem Bekunden rund 630 000 Mitglieder. Seine Kernthemen seien die Unfall- und Pannen-Hilfe, Verkehrs-Sicherheit, Verbraucher-Schutz, Elektro-Mobilität und neue Mobilitäts-Formen.