THI-Professor Lothar Wech wurde im Rahmen einer internationalen Konferenz in Japan für sein Lebenswerk geehrt.
(ty) In der Fachwelt wird er hoch geschätzt: Professor Lothar Wech gilt als Koryphäe bei der Entwicklung von neuen Systemen für die Fahrzeug- und Verkehrs-Sicherheit. Bei der "Enhanced Safety of Vehicles" (ESV), einer der weltweit größten Konferenzen rund um die Fahrzeug-Sicherheit, die kürzlich im japanischen Yokohama stattfand, wurde Wech, der von 2016 an bei der Technischen Hochschule in Ingolstadt (THI) forschte und lehrte und heute mit seinen 66 Jahren nur noch beratend tätig ist, für sein Lebenswerk geehrt. Auf diese internationale Auszeichnung verwies die THI im Nachgang der Konferenz in einer Presse-Mitteilung.
Rund 30 Jahre habe der promovierte Ingenieur im Bereich der Fahrzeug-Sicherheit gearbeitet, noch bevor er 2016 an die THI gewechselt sei und von Anfang an den Ausbau des Forschungs- und Test-Zentrums "Carissma" begleitet habe. Nun sei ihm bei der ESV-Tagung der Anerkennungspreis, der so genannte "U.S. Government Special Award of Appreciation", überreicht worden. Die Auszeichnung wird laut THI von der "National Highway Traffic Safety Administration" (NHTSA), angesiedelt im Geschäfts-Bereich des US-amerikanischen Verkehrsministeriums, verliehen. Die internationale Konferenz der Fahrzeug-Sicherheit findet alle zwei Jahre an verschiedenen Orten in der Welt statt. Die letzte Präsenz-Tagung ging 2019 über die Bühne, im Jahre 2021 hatte die Konferenz corona-bedingt abgesagt werden müssen.
"Die Ehrung hat mich überrascht, aber natürlich auch sehr gefreut", sagt Wech. Für den Preis können die beteiligten Länder laut THI ihre Bewerbungen einreichen. Heuer wurden insgesamt sechs Personen mit dem "Appreciation Award" ausgezeichnet. Je zwei Mal ging die Auszeichnung nach Europa, nach Japan und in die USA. Die Forschungs-Arbeit der Preisträger trage dazu bei, sowohl die Verletzungs-Gefahren bei Unfällen zu reduzieren, als auch Unfälle im Straßenverkehr zu verhindern, fasst die THI zusammen. Damit würden Leben auf der ganzen Welt gerettet, heißt es in einer Mitteilung der NHTSA anlässlich der Preisverleihung. Da Professor Wech die meiste Zeit seines Berufslebens die Fahrzeug-Sicherheit im Blick hatte, zähle nun auch er zum Kreis der Geehrten.
Lothar Wech hatte laut THI nicht nach Japan reisen können, um den Preis selbst entgegenzunehmen. Sein langjähriger Kollege und früherer Leiter der BMW-Sicherheit, Professor Klaus Kompaß, habe die Ehrungsstele für ihn in Yokohama in Empfang genommen. Nach seiner Rückkehr konnte Kompaß den Preis mittlerweile an Weck weitergeben. THI-Präsident Walter Schober gratulierte dem Geehrten und lobte: "Lothar Wechs Wechsel an die THI vor sieben Jahren war ein großer Gewinn für die Hochschule. Von seiner Erfahrung im Fachschwerpunkt Fahrzeug-Sicherheit haben Studierende und Kollegen gleichermaßen profitiert." Der Preis sei auch Ausdruck dafür, welch wichtige Arbeit am Forschungs- und Test-Zentrum "Carissma" geleistet werde, so Schober. "Ich freue mich sehr für Lothar Wech, da ich ihn auch persönlich sehr schätze."
Lothar Wech hatte sich im Oktober vergangenen Jahres teilweise aus dem Berufsleben zurückgezogen; der 66-Jährige ist jedoch weiterhin beratend an der THI tätig. Während seiner Arbeit für TÜV-Süd hatte Wech eine Vielzahl von Crash-Tests – darunter auch viele Verbraucherschutz-Tests – begleitet. "Im Jahr 1972 war in Deutschland der Höhepunkt der Getöteten im Straßenverkehr. Seitdem hat sich durch große Fortschritte in der Fahrzeugtechnik, aber auch durch Straßenbau und Infrastruktur viel bei der Verkehrssicherheit getan", sagt der Experte. Der Hauptgrund für seinen Wechsel an die THI sei das Forschungs- und Test-Zentrum "Carissma" gewesen, das 2016 in Betrieb genommen wurde. "Das hat mich sehr interessiert", so Wech. "Ich wollte meine Erfahrung an junge angehende Ingenieure weitergeben."
Auf mehr als 4000 Quadratmetern Nutzfläche beherbergt das "Carissma" nach THI-Angaben insgesamt zehn Versuchs-Einrichtungen, darunter befinden sich unter anderem eine Indoor-Versuchs-Anlage für Crash-Tests und Fahrversuche sowie eine Fallturm-Testanlage. Die Wissenschaftler der Technischen Hochschule von Ingolstadt forschen derzeit unter anderem daran, Sicherheits-Systeme wie den Airbag bereits vor einem Unfall auszulösen. Ziel sei die so genannte Vision Zero – ab dem Jahre 2050 soll es keine Verkehrstoten mehr in Europa geben.