Mit der Präventions-Kampagne "Lösch das!" wird auf eine kriminelle Vorgehensweise hingewiesen, bei der die Täter ihre Opfer über Messenger-Dienste kontaktieren.
(ty) Das war erst einmal eine Schreck-Sekunde für so manche Pfaffenhofener: Mehrere Polizei-Teams klingelten am gestrigen Mittwoch an etlichen Haustüren und wollten mit den Bewohnern sprechen. Ist was passiert? Schnell wurde klar: Es handelt sich um eine gezielte Präventions-Kampagne mit dem Titel "Lösch das!" – im Kampf gegen Betrügereien. Initiiert wurde diese Aktion von dem in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, zu dessen Zuständigkeits-Gebiet auch der Landkreis Pfaffenhofen gehört.
Mit simplen, jedoch oftmals folgenreichen Nachrichten wie etwa "Hallo Mama, mein Handy ist kaputt gegangen. Das ist meine neue Nummer, kannst Du die abspeichern?" erfolgt laut Polizei oftmals der Einstieg in betrügerische Taten. Anschließend versuchen die vermeintlichen Angehörigen, von ihren Opfern Geld für angeblich unbezahlte Rechnungen oder anderes zu erlangen. Bei dieser Art von krimineller Masche finden in der Regel keine persönlichen Geld-Übergaben statt – anders als beispielsweise bei so genannten Enkeltrick-Maschen oder bei Schock-Anrufen. Die übers Handy kontaktierten potenziellen Opfer werden von den Tätern meist darum gebeten, die erhofften Beträge per Sofort-Überweisung zu transferieren.
Beispiel eines Chat-Verlaufs.
Im vergangenen Jahr entstand durch solche Betrugs-Taten über Messenger-Apps allein im Zuständigkeits-Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord ein Schaden von mehr als 1,2 Millionen Euro. Um über die Masche der Kriminellen aufzuklären, wurde vom Polizeipräsidium heuer im Mai die Präventions-Kampagne "Lösch das!" in die Wege geleitet. Diese Präventions-Aktion unterstützen, wie eben auch gestern im Stadtgebiet von Pfaffenhofen, Beamte, die bei der Bereitschaftspolizei aus Eichstätt im zweiten Ausbildungsjahr stehen – und zwar im Rahmen eines Kommunikations-Trainings. Vier Stunden verbrachten die jungen Gesetzeshüter mit den Bürger-Ansprachen und erklärten dabei auch den Ablauf der Betrugs-Masche. Neben vorbeugenden Verhaltens-Tipps gab es zudem Flyer mit den Präventions-Hinweisen.
Koordiniert wurde diese – zumindest vorerst – eintägige Aktion von Sandra Landes, der Chefin der Polizei-Dienststelle in Pfaffenhofen, in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen Markus-Alexander Hertl und Anton Koch. "Die Zahlen dieser Art von Betrug sind nach wie vor sehr hoch", bedauert Landes. Es gehe dabei immer darum, an Geld, Wertgegenstände oder Daten heranzukommen. "Für die Geschädigten sind diese Fälle immer dramatisch und ziehen oft auch psychisch unangenehme Folgen nach sich", weiß die Inspektions-Leiterin. Betroffene müssten dabei nicht immer nur ältere Menschen sein: "Auch Jüngere zählen zu den Betrugs-Opfern", warnt Landes.
Wenn der erste Kontakt erfolge, so sei das nur der Türöffner für die Betrüger, erläutert Hertl. Die vermeintlichen Eltern oder Großeltern würden dann in der Regel ziemlich deutlich dazu aufgefordert, schnell online Geld zu überweisen. "Um psychischen Druck aufzubauen, wird zum Beispiel behauptet, dass ein Inkasso-Verfahren abgewendet werden soll." In anderen Fällen würden unterschiedlichste Notsituationen vorgetäuscht. "Geld, das einmal überwiesen ist, kann das Opfer meist nicht mehr zurückbekommen", mahnt Hertl. Auch sei es praktisch unmöglich, Anrufe anhand ihrer Telefonnummer zurückzuverfolgen. "Darum ist es am besten, bei verdächtigen Anrufen das Gespräch schon im Ansatz zu beenden", rät Hertl aus langjähriger Erfahrung.
Aufgesucht wurden gestern von den Polizisten vor allem Wohnquartiere in Pfaffenhofen mit älteren Hausbeständen. "Die Wohnbereiche im Stadtgebiet, die für die Aktion ausgewählt wurden, ergaben sich einerseits aus Kenntnis des Dienstbereiches und andererseits aus Recherchen im Vorfeld", erläutert Hertl. Insgesamt 14 Bereitschaftspolizisten waren etwa nördlich und südlich der Hohenwarter Straße oder auch entlang der Moosburger Straße als Duo oder als Trio unterwegs. Bei den besuchten Hausbewohnern ist die Aktion durchwegs sehr gut angekommen. So gab es vielfach Lob für die praktischen Hinweise bezüglich der Betrugs-Maschen sowie für die guten Tipps, wie man sich davor schützen kann. Der eine oder andere gab an, bereits über die Medien informiert zu sein, fand es aber trotzdem nützlich, noch Näheres über die perfiden Methoden der Betrüger zu erfahren.
Das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord setzt bereits seit geraumer Zeit auf eine umfassende Aufklärungs-Arbeit, um arglose Bürgerinnen und Bürger zu warnen. Denn nur, wer über die Maschen der Betrüger informiert sei, falle auch nicht darauf herein. Bereits im Mai war dazu aufgerufen worden, die "Lösch das!"-Kampagne zu unterstützen. Hierzu wurde eine Grafik mit Präventions-Botschaften zur Verfügung gestellt. Diese kann direkt in den Status-Bereich der Nachrichten-Apps eingestellt oder an eigene Kontakte weitergeleitet werden. Weitere Infos zu der Kampagne des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord gibt es unter diesem Link.
Präventions-Hinweise der Polizei:
- Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit.
- Kontaktieren Sie Ihre Verwandten unter der alten Telefonnummer. Prüfen Sie so genau nach, ob die erzählte Geschichte auch wirklich stimmt.
- Sie werden unter Druck gesetzt? Das ist Teil der Masche. Gehen Sie einfach nicht darauf ein.
- Vermeintliche Verwandte fordern sofortige finanzielle Hilfe? Seien Sie in solchen Fällen stets vorsichtig.
- Wenn Ihnen etwas unsauber vorkommt: Gehen Sie nicht auf die Nachrichten ein und löschen Sie diese anschließend einfach von Ihrem Smartphone.
- Blockieren Sie am besten auch gleich den gesamten Kontakt zu der unbekannten Person, damit so etwas nicht wieder vorkommt und noch einmal eine Gefahr darstellen kann.
- Erzählen Sie auch anderen von der Masche, um diese Menschen vor möglichen Betrügern zu warnen.