Vertreter von BN, ÖDP und GfG sprechen von einer "Besorgnis erregenden Entwicklung" und wollen diese zumindest im Einfluss-Bereich stoppen.

(ty) Eine Interessen-Gemeinschaft aus Bund Naturschutz (BN), ÖDP und der Pfaffenhofener Wähler-Gruppe "Gemeinsam für Gemeinwohl" (GfG) war bekanntlich unter dem Motto "Stoppt den Flächenfraß am Kuglhof" zu Felde gezogen, um zu verhindern, dass vor den Toren der Kreisstadt ein neues, rund 38 Hektar großes Gewerbe- und Industrie-Gebiet entsteht. Sie erwirkte per Bürgerbegehren einen Bürgerentscheid – und hatte schließlich bei der Abstimmung auch Erfolg. Die Planungen für "Kuglhof II" mussten eingestellt werden. Wie heute gemeldet wird, wollen die Protagonisten von der Interessen-Gemeinschaft am Thema dranbleiben: Sie haben nach eigenem Bekunden ein "Bündnis Flächenschutz" gegründet, das sich künftig im gesamten Landkreis engagieren möchte.

"Kuglhof II ist aus der Planung genommen. Für die meisten Bürger und Bürgerinnen der Stadt und der angrenzenden Gemeinden ein Grund zum Aufatmen", heißt es in einer heute veröffentlichten Presse-Mitteilung von Christine Janicher-Buska, Judith Neumair und Manfred "Mensch" Mayer. Janicher Buska ist Vorsitzende der BN-Ortsgruppe für Pfaffenhofen, Hettenshausen und Ilmmünster sowie Vize-Vorsitzende der BN-Kreisgruppe von Pfaffenhofen. Judith Neumair ist Vorsitzende des ÖDP-Kreisverbands von Pfaffenhofen. Mayer ist Frontmann der GfG und sitzt für die Wähler-Gruppe auch im Stadtrat von Pfaffenhofen. Die drei waren auch die Gesichter der Interessen-Gemeinschaft "Stoppt den Flächenfraß".

Heute erinnern sie noch einmal an das "sehr eindeutige Ergebnis" der Bürgerentscheide zu dem geplanten Industrie- und Gewerbe-Gebiet (Klares Nein zu Gewerbe- und Industrie-Gebiet "Kuglhof II" in PAF) und erklären: "Fruchtbarer Ackerboden darf also weiterhin als CO₂- und Wasser-Speicher, als kühlende Frischluft-Schneise und natürlich als landwirtschaftliche Anbau-Fläche zur regionalen Lebensmittel-Versorgung existieren." Das feierten die Akteure und Unterstützer des Bürgerbegehrens nach eigenem Bekunden vor kurzem "mit einer lockeren und entspannten Picknick-Runde auf einer Wiese am Kuglhof – musikalisch herrlich unterhalten von Peter Trapp".

"Das Thema Flächenfraß – oder um es positiv zu formulieren: Flächenschutz – bleibt jedoch weiterhin ein zentrales, weil überlebensnotwendiges Thema in Gegenwart und Zukunft für Stadt und Landkreis Pfaffenhofen", betont Janicher-Buska. Deswegen haben sich ihren Worten zufolge zahlreiche Akteure aus der Interessen-Gemeinschaft dazu entschlossen, "an diesem Themen-Komplex dranzubleiben" und ein "Bündnis Flächenschutz" zu gründen. Sie rührt auch gleich die Werbetrommel: "Weitere an der Mitarbeit Interessierte sind im Bündnis jederzeit willkommen."

Flächenfraß zu verhindern und vorausschauend Flächen zu schützen, das seien "auch überregional große Dauerbrenner-Themen", erklären Janicher-Buska, Neumair und Mayer in ihrer aktuellen Presse-Mitteilung. "So verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den Flächen-Verbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Für Bayern wären das anteilig fünf Hektar pro Tag. Dies ist auch das im Koalitions-Vertrag ausgewiesene Ziel der bayerischen Staatsregierung. Doch Bayern hinkt beim Flächen-Verbrauch dem eigenen Ziel deutlich hinterher. 2021 lag die Zahl bei 10,3 Hektar pro Tag, Tendenz steigend."

Christine Janicher-Buska (links) Manfred "Mensch" Mayer und Judith Neumair.

Wie es um den Flächenverbrauch im Landkreis Pfaffenhofen bestellt sei, zeigen laut BN, ÖDP und GfG die jüngsten verfügbaren Zahlen: "Im Jahr 2021 verbrauchte laut Kommunal-Statistik der Landkreis insgesamt 117 Hektar für Verkehrsflächen, Bauland und gewerbliche Flächen. Wenn wir das Fünf-Hektar-Ziel pro Tag in Bayern erreichen wollen, stehen pro Einwohner jedes Jahr umgerechnet aber nur 1,36 Quadratmeter zur Verfügung, im ganzen Landkreis also nicht einmal 18 Hektar pro Jahr."

Neumair unterstreicht vor diesem Hintergrund: "Wir haben 2021 im Landkreis also sechs Mal so viel Fläche verbraucht, wie uns zustehen würde." Und sie rechnet vor: "In der Stadt Pfaffenhofen dürfte die Siedlungs- und Verkehrsfläche nur um 3,6 Hektar jährlich zunehmen, tatsächlich wuchs sie im Jahr 2021 um 20 Hektar." Die ÖDP-Kreisvorsitzende fordert angesichts dieser Entwicklung: "Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen den Wert der Ressource Boden endlich erkennen und umdenken."

Das nun gegründete "Bündnis Flächenschutz" nimmt nach eigenem Bekunden "die Besorgnis erregende Entwicklung ernst" und will sie "zumindest in seinem Einfluss-Bereich stoppen". Die Reduktion des Flächen-Verbrauchs, so heißt es weiter, verstehe man "als gesamtgesellschaftliche und politische Aufgabe mit dem Ziel, dem in der bayerischen Verfassung verankerten Gemeinwohl zu seinem Recht zu verhelfen".

Insbesondere gehe es um folgendes: Verantwortung für zukünftige Generationen und deren Freiheit, sprich: Generationen-Gerechtigkeit; Bewahrung der Schöpfung; Erhalt der Heimat und vitaler ländlicher Räume; Erhalt und Schaffung von Erholungsräumen für Mensch, Tier und Pflanze; Klimaschutz; Erhalt der Biodiversität im Sinne von Artenvielfalt, Lebensraum-Vielfalt und Genvielfalt.

"Es geht uns in erster Linie um den Landkreis Pfaffenhofen", sagt Manfred "Mensch" Mayer. "Wir wollen für Probleme des Flächen-Verbrauchs sensibilisieren, andere Lösungs-Möglichkeiten aufzeigen und das Thema in öffentlicher Diskussion präsent halten. Wir verstehen uns als Lobby für unsere grundlegende Ressource – den Lebensraum Boden." 

Neue und bereits aus der Natur und der landwirtschaftlichen Nutzung entnommene Flächen sollen nach Angaben des neuen Bündnisses "gemeinwohl-orientiert, optimal und nachhaltig genutzt werden". Auch die klimaneutrale Sanierung von Altbeständen sei ein wichtiger Baustein: "Sanieren statt neue Flächen versiegeln ist die Devise."

Als weitere wichtige Aufgabe wolle das Bündnis örtliche Bürgerinitiativen unterstützen und ihnen "themabezogen beratend und motivierend mit Ideen und Argumentationshilfen zur Seite stehen". Von den Erfahrungen des Bürgerentscheids in Pfaffenhofen könnten so auch andere Initiativen profitieren. 

"Wir nehmen das Wachstums-Paradigma kritisch unter die Lupe und bringen das dringend notwendige Umdenken in der Gesellschaft mit auf den Weg," fasst Janicher-Buska die Anliegen des neuen Flächenschutz-Bündnisses zusammen. Aus "immer mehr" solle ein "immer besser" werden.