15 Mittelschüler aus der Region arbeiten fernab der Heimat drei Ferien-Wochen lang an ihren Stärken und ihrer beruflichen Zukunft.
(ty) In der zwar recht idyllisch, aber auch abgelegenen "Jugend-Siedlung Hochland" (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) bereiten sich rund 150 Kilometer fernab der Heimat insgesamt 15 Achtklässler von Mittelschulen aus den Landkreisen Pfaffenhofen und Eichstätt sowie aus Ingolstadt in den großen Ferien auf die für sie hohe Hürde "Qualifizierender Hauptschul-Abschluss" vor. Seit dem 19. August und noch bis zum kommenden Samstag, 9. September, läuft die von der Arbeitsagentur in Ingolstadt initiierte und auch größtenteils finanzierte "Sommer-Akademie". Durchgeführt wird dieses Camp-Projekt vom beauftragten Bildungsträger "Phase BE".
Pauken statt mit den Eltern in den Urlaub fliegen? Für viele Kinder und Jugendliche undenkbar! Doch in der großzügig angelegten und von viel Wald umgebenen Anlage nahe der Isar herrscht auch kein typisches Schulklima. Die Buben und Mädchen sind während der Unterrichtszeiten in drei Gruppen aufgeteilt. Das junge, zehnköpfige Lehr- und Betreuungsteam, "Teamer" genannt, unterrichtet als Duo oder Trio.
"Dies ermöglicht bei Bedarf eine sehr individuelle, falls notwendig auch sehr persönliche Betreuung", heißt es von der Agentur für Arbeit aus Ingolstadt. Der Umgang miteinander sei freundschaftlich und vertrauensvoll. "Es herrscht eine ruhige, positive und damit förderliche Lernatmosphäre", wird betont. Bereits nach kurzer Eingewöhnungsphase und unterstützt von so genannten Teambuilding-Aktivitäten sei eine zielstrebige und auf die Themen fokussierte Gemeinschaft entstanden.
"Die Jugendlichen sind von Elternhaus und Schule sehr gut vorbereitet angekommen", berichtet Projekt-Leiter Kevin Taeger von "Phase BE". Nun stünden die Teenager drei Wochen lang im Mittelpunkt – mit ihren Fähigkeiten und den Themen, die sie auch außerhalb der Schule beschäftigen. "Sie erfahren viel über sich selbst und lernen, mittel- und langfristig zum Erfolg zu kommen", sagt Taeger. Jeweils eine Einheit Mathematik, das im Camp "CheckX" heißt, Deutsch mit "Lesefit" und "Lesezeit", sowie "Auftreten" und PC-unterstützte Berufs-Orientierung stehen den Angaben zufolge von Montag bis Freitag auf dem Programm.
Insbesondere die beiden letztgenannten Themenfelder sollen die Jugendlichen auf einen wichtigen Eckpfeiler der Sommer-Akademie vorbereiten, den so genannten Personalertag: "Ausbildungs-Verantwortliche namhafter regionaler Betriebe reisen nach Königsdorf, um mit den künftigen Nachwuchskräften Kontakte zu knüpfen, Vorstellungs-Gespräche zu simulieren und über mögliche Praktika zu sprechen.
Ausreichend Zeit stehe den Camp-Teilnehmern außerdem für gemeinsames Lesen, für Sport und Coaching zur Verfügung. Ein weiteres Highlight neben dem Personalertag bilde ein Musical-Projekt. Unter Anleitung eines professionellen Schauspielers und eines Tanzlehrers werde für den Tag der offenen Tür "Alice im Wunderland" einstudiert. "Den Tagesabschluss bilden das Camp-Parlament sowie gemeinsame Freizeit-Aktivitäten, bei denen vor allem das Erleben eigener, bislang meist unbekannter Talente in den Fokus rückt", heißt es weiter.
"Motivation und Verhalten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickeln sich unter gezielter Anleitung stark eigendynamisch", sagt Taeger. "Die Kleingruppen und das Betreuungs-Verhältnis fördern nicht nur die Lern- und Aufnahmefähigkeit, sondern auch soziale Kompetenzen."
"Der Anfang war ein wenig ungewohnt", räumt Leon (14) von der Mittelschule in Manching ein. "Vor allem die Anfahrt so durch den Wald. Aber jetzt ist es super und alle verstehen sich gut." Dass er, anders als in der Schule, sein Baseball-Cap aufbehalten darf, freut ihn zudem. Stella (14) von der Mittelschule aus Reichertshausen kommt mit der Art der Wissensvermittlung im Camp gut zurecht: "In Kleingruppen geht es lockerer zu", sagt sie. "Man muss sich nicht melden und vieles passiert eigenverantwortlich." Sie interessierte sich insbesondere für eine Ausbildung zur Automobil-Kauffrau.
Auch Ruslan von der Ephraim-Lessing-Mittelschule aus Ingolstadt fühlt sich wohl in dem Camp: "Hier macht mir auch Mathe Spaß", berichtet er. Der sportliche 15-Jährige durfte bereits seine eigene Abend-Veranstaltung gestalten, als er die Teilnehmer in die Grundzüge der Selbstverteidigung einwies. Als künftiger Arbeitgeber steht bei ihm die Bundespolizei ganz oben auf der Liste.
Noch bis Ende dieser Woche läuft dieses besondere Ferien-Camp. Am letzten Tag findet dann in Anwesenheit der Eltern eine große Abschluss-Veranstaltung statt, bei der unter anderem das Musical und gemeinsames Grillen auf dem Programm stehen. Und die Rückkehr in den normalen Schul-Alltag? "Wird sich am Anfang ein wenig komisch anfühlen, aber das gibt sich bestimmt schnell wieder", heißt es zum Beispiel. Mit Beginn des neuen, für sie letzten Schuljahrs werden die Camp-Teilnehmer laut Arbeitsagentur von "Phase BE" individuell und regelmäßig bis zum Schul-Abschluss begleitet.