Derzeit wird nicht ausgeschlossen, dass betriebsfremde Personen eine Weiche umgestellt und den Zwischenfall dadurch ausgelöst hatten.
(ty) Am Güterbahnhof in München-Freimann ist am späten gestrigen Abend ein Güterzug entgleist. Das Unglück ereignete sich gegen 23.45 Uhr bei einem Rangier-Vorgang. Wie die örtliche Bundespolizei-Inspektion heute mitteilte, wurde bei dem Zwischenfall niemand verletzt. Am Gleiskörper und am Oberbau sei beträchtlicher Sachschaden entstanden; dieser werde nach bisher vorliegenden Erkenntnissen im unteren sechsstelligen Euro-Bereich angesiedelt. Es seien strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr eingeleitet worden.
Ermittlungen der Bundespolizei ergaben laut heutiger Mitteilung, dass ein geschlossener Automobil-Transport-Waggon während eines Rangier-Vorgangs beim Überfahren einer handgesteuerten Weiche entgleist und erst nach mehr als 110 Metern zum Stillstand gekommen war. "Hierbei stellte sich der entgleiste Waggon quer, riss einen Oberleitungs-Masten um, wodurch letztlich die stromführende Oberleitung auf einer Länge von zirka 100 Metern abriss", heißt es weiter. Bei der Rangier-Einheit handelt es sich den Angaben zufolge um insgesamt 18 Automobilt-Tansport-Waggons, die teils hochwertige Fahrzeuge geladen hatten.
"Zu Personenschäden kam es nicht", meldet die Bundespolizei. "Ursächlich für die Entgleisung des Waggons ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein zweigleisiger Lauf an der betreffenden Weiche, der darauf zurückzuführen ist, dass sich die Weichenzunge dieser Weiche beim Überfahren nicht in Endstellung befand." Nach den ersten Ermittlungen vor Ort könne nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden, dass betriebsfremde Personen durch händisches Umstellen der betreffenden Weiche die Entgleisung ausgelöst hatten. "Weitere Ermittlungen dahingehend dauern an", wurde heute am späten Vormittag weiter gemeldet.
Unter Berufung auf die Einschätzung eines Verantwortlichen der Deutschen Bahn (DB) sei der am Gleis-Oberbau entstandene Sachschaden ungefähr auf 100 000 Euro beziffert worden. "Hinzu kommt der beschädigte Waggon samt darin befindlicher Neuwagen", so ein Sprecher der Bundespolizei. Hinsichtlich dieses Schadens könnten allerdings "bis auf weiteres keine Angaben gemacht werden". Von DB-Mitarbeitern sei der betroffene Gleis-Abschnitt geerdet worden. "Es wurden Spezial-Fahrzeuge zur Bergung des Unfall-Waggons und Beseitigung der Oberleitungs-Schäden bahnseitig herangeführt."
Aufgrund der Schäden an der entgleisten Rangier-Einheit beziehungsweise wegen der Schäden am Gleiskörper und an der Oberleitung sei der Rangier-Betrieb im Bereich des Güterbahnhofs München-Freimann "mit hoher Wahrscheinlichkeit über das Wochenende beeinträchtigt", so die Polizei. Zu Behinderung im Personen-Verkehr bei Zügen oder S-Bahnen sei es nicht gekommen. Die Gesetzeshüter setzten zur Unfall-Aufnahme auch einen Helikopter der Bundespolizei-Fliegerstaffel aus Oberschleißheim ein. Die Ermittlungen zur Erforschung der Unfall-Ursache und wegen des Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr laufen.