Kollision hatte im November sieben Verletzte gefordert. Bundespolizei informiert über aktuellen Stand. Verdacht auf menschliches Versagen. 55-Jähriger im Visier.
(ty) Nachdem im November vergangenen Jahres – wie berichtet – im Bereich des Bahnhofs von Reichertshausen bei der Kollision zweier Züge insgesamt sieben Menschen verletzt worden sind, hat die Bundespolizei-Inspektion aus Nürnberg jetzt über den vorläufigen Stand der Ermittlungen informiert. "Es besteht der Verdacht, dass dem Unfall-Geschehen auch menschliches Versagen zugrunde lag", heißt es in einer aktuellen Presse-Mitteilung. Gegen den damals diensthabenden Fahrdienst-Leiter (55) sei ein Ermittlungs-Verfahren wegen Gefährdung des Bahnverkehrs, gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet worden. Im Raum steht ein Verstoß gegen innerbetriebliche Vorschriften.
Das Unglücks-Geschehen fasst die Bundespolizei noch einmal wie folgt zusammen: "Am 17. November 2023 gegen 14.15 Uhr hat im Bahnhof Reichertshausen die Regional-Bahn 59139 in Richtung München am Gleis 1 das Halt zeigende Ausfahr-Signal überfahren, ist in das Gleis 2 geragt und hat dadurch den am Nebengleis (Gleis 2) in gleicher Richtung durchfahrenden Intercity-Express 703 an der rechten Seite touchiert. Der Fernverkehrszug streifte rund 50 Meter an der Lokspitze der Regional-Bahn entlang. Durch den Unfall wurden sieben Personen leicht verletzt."
Die Bundespolizei-Inspektion Nürnberg hatte ein Ermittlungs-Verfahren wegen gefährlichen Eingriffes in den Bahnverkehr "gegen unbekannt" eingeleitet. Bezüglich der Ursache für den Zwischenfall wurde jetzt zum vorläufigen Ermittlungsstand erklärt: "Es besteht der Verdacht, dass dem Unfall-Geschehen auch menschliches Versagen zu Grunde lag." Gegen den zum Unfall-Zeitpunkt am Bahnhof von Reichertshausen diensthabenden Fahrdienst-Leiter sei ein Ermittlungs-Verfahren wegen Gefährdung des Bahnverkehrs, wegen gefährlichen Eingriffes in den Bahnverkehr sowie wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet worden.
Nach bisherigem Ermittlungsstand besteht den Angaben zufolge "der Verdacht, dass der 55-Jährige entgegen den innerbetrieblichen Vorschriften, den so genannten Durchrutschweg für die Regional-Bahn vorzeitig auflöste". Zuvor war die Regional-Bahn nach Erkenntnissen der Bundespolizei "nicht am gewöhnlichen Halteplatz zum Stehen gekommen". Weiter heißt es: "Weshalb die vorzeitige Auflösung des Weges durch den Fahrdienst-Leiter erfolgte und die Regional-Bahn nicht am vorgesehenen Halteplatz zum Stehen kam, sondern durchrutschte, ist noch Gegenstand der weiteren Ermittlungen".
Der Schienen-Verkehr war bekanntlich nach diesem Unglück zwischen Pfaffenhofen und Petershausen zunächst für etliche Stunden vollständig zum Erliegen gekommen. Die Deutsche Bahn (DB) richtete einen Ersatz-Verkehr ein. Ein weiterer ICE hatte auf freier Strecke stoppen müssen. Die beiden Unfall-Züge, in denen sich nach offiziellen Angaben insgesamt 700 Passagiere befunden hatten, mussten evakuiert werden. Ein Großaufgebot von Einsatzkräften war angerückt. Auch in den Folgetagen war es zu Beeinträchtigungen auf dieser Bahnstrecke gekommen.
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