ICE und Regionalzug prallten seitlich zusammen. Sieben Verletzte, Evakuierung, Großeinsatz. Strecke stundenlang gesperrt. Wir fassen zusammen, was bislang bekannt ist.
(ty) Wie berichtet, sind am gestrigen Nachmittag im Bereich des Bahnhofs von Reichertshausen eine Regional-Bahn und ein ICE kollidiert. Die zuständige Bundespolizei-Inspektion aus Nürnberg hat mittlerweile weitere Details bekanntgegeben – auch zum Hergang des Unfalls. Der Schienen-Verkehr war zwischen Pfaffenhofen und Petershausen für etliche Stunden vollständig zum Erliegen gekommen. Ein weiterer ICE musste auf freier Strecke stoppen. Die beiden Unfall-Züge, in denen sich insgesamt 700 Passagiere befanden, mussten evakuiert werden. Ein Großaufgebot von Einsatzkräften war angerückt. Mittlerweile wurde noch einmal bestätigt, dass insgesamt sieben Personen jeweils leicht verletzt worden sind. Wir fassen nachfolgend zusammen, was bislang offiziell bekannt ist.
Nach Angaben der Bundespolizei war es gegen 14.15 Uhr zu dem Unglück gekommen. Wie dazu erklärt wird, befand sich der ICE 703, aus Hamburg kommend, auf dem Weg nach München. Im Bereich des Bahnhofs von Reichertshausen sei dieser ICE vom Regionalzug RB 59139 touchiert worden, der sich ebenfalls auf der Fahrt in Richtung der bayerischen Landeshauptstadt befunden habe. "Nach derzeitigem Ermittlungsstand geriet die Regional-Bahn auf Gleis 1 im Ausfahr-Bereich des Bahnhofs in den Lichtraum des Nachbar-Gleises und schließlich in die Flanke des auf Gleis 2 durchfahrenden ICE", heißt es wörtlich im Bericht der Bundespolizei-Inspektion aus Nürnberg.
Weiter wurde dargelegt: "Nachdem der ICE gestreift wurde, schlitterte dieser rund 50 Meter an der Triebfahrzeugspitze der Regional-Bahn entlang und wurde rechtsseitig beschädigt." Betont wurde noch einmal, dass es – wie von unserer Zeitung bereits berichtet – zu keinen Entgleisungen gekommen sei. In der Regional-Bahn befanden sich nach Angaben der Polizei zum Unfall-Zeitpunkt rund 250 Passagiere, in dem ICE etwa 450 Reisende. Durch den Zusammenstoß seien insgesamt sieben Personen jeweils leicht verletzt worden – zwei von ihnen seien vom Rettungsdienst zur weiteren Versorgung in ein Krankenhaus gebracht worden. Beide Triebfahrzeugführer erlitten laut Polizei einen Schock.
Die beiden Züge waren im Bereich des Bahnhofs von Reichertshausen zum Stehen gekommen. Sowohl die Regional-Bahn als auch der ICE wurden evakuiert. Zahlreiche Einsatzkräfte waren vor Ort. Bei den Evakuierungs-Maßnahmen halfen auch mehrere Bundeswehr-Soldaten mit, die sich zufällig ebenfalls als Passagiere in einem der betroffenen Züge befunden hatten. Wie berichtet, war eine örtliche Turnhalle als temporäre Notunterkunft für Passagiere zur Verfügung gestellt worden. Nach Angaben der Bundespolizei wurden rund 680 Personen in der Ilmtalhalle versorgt und von einem Krisen-Interventions-Team betreut, ehe sie mit dem von der Deutschen Bahn (DB) eingerichteten Schienen-Ersatzverkehr ihre Reisen fortsetzen konnten.
"Ein zur gleichen Zeit im Bereich des Bahnhofs Reichertshausen vorbeifahrender ICE 624 in Richtung Ingolstadt kam durch eine Schnellbremsung auf freier Strecke zum Stehen", teilte die Bundespolizei weiter mit. In diesem ICE mit Zielrichtung Dortmund befanden sich den Angaben zufolge rund 550 Passagiere. Sie konnten, so wurde weiter erklärt, ihre Fahrt in diesem ICE fortsetzen, nachdem die Evakuierung der beiden Unfall-Züge abgeschlossen war. Insgesamt hatte der Zug-Unfall in Reichertshausen rund 250 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk (THW), Deutscher Bahn sowie Bundes- und Landespolizei auf den Plan gerufen. Ein Helikopter der Bundespolizei-Fliegerstaffel dokumentierte die Situation aus der Luft.
Zur Höhe des entstandenen Sachschadens liegen noch keine offiziellen Angaben vor. Wie bereits gestern von einem Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord erklärt worden war, wurde einer der Züge im Front-Bereich beschädigt, der andere seitlich über eine Länge von fünf Einstiegs-Türen hinweg. Beamte von der Bundespolizei-Inspektion aus Nürnberg haben nach eigenem Bekunden – zusammen mit der Bundesstelle für Eisenbahn-Unfall-Untersuchung – die Ermittlungen zur Ursache des Bahn-Betriebsunfalls sowie wegen des Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr aufgenommen. "Die Einsatzmaßnahmen zur Bergung beider Züge vor Ort dauern an", meldete die Bundespolizei gegen 23.45 Uhr. "Der Zeitraum der erforderlichen Reparatur-Arbeiten am Gleiskörper kann derzeit nicht abgeschätzt werden."
Wie berichtet, war der Schienen-Verkehr auf der wichtigen Bahnstrecke München-Ingolstadt nach dem Zug-Unglück im Abschnitt zwischen Pfaffenhofen/Ilm und Petershausen erst einmal vollständig zum Erliegen gekommen. Nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) wendeten die von Ingolstadt her kommenden Züge vorzeitig in Pfaffenhofen. Zwischen Petershausen und München-Hauptbahnhof gab es eine Verbindung durch die S-Bahn der Linie S2. Die DB richtete einen Bus-Notverkehr zwischen Petershausen und Pfaffenhofen ein. Zunächst war völlig unklar, wie lange der betroffene Gleis-Abschnitt gesperrt bleiben muss. Gegen 16 Uhr meldete die DB, dass mit einer Sperrung bis Samstagfrüh, 3 Uhr, gerechnet wird.
Am Freitagabend gegen 20.10 Uhr teilte die DB dann aber mit: "Die Strecke wurde von den Behörden freigegeben und kann wieder eingleisig befahren werden. Aufgrund verminderter Geschwindigkeit kommt es zu Verspätungen und Zugausfällen." Zusätzlich sei ein Bus-Notverkehr zwischen Petershausen und Pfaffenhofen/Ilm eingerichtet. Es wurde nun davon ausgegangen, dass die Beeinträchtigungen bis zum Samstagvormittag andauern. Am heutigen Samstag wurde gegen 11.30 Uhr gemeldet, dass es "weiterhin zu Beeinträchtigungen" komme: "Es besteht derzeit ein eingleisiger Betrieb. Rechnen Sie bitte noch mit geringen Verzögerungen. Auch sind vereinzelt kurzfristige Zugausfälle möglich."
Weitere Informationen zu Verzögerungen und etwaigen Zugausfällen gibt die Deutsche Bahn auch in der Fahrplan-Auskunft auf www.bahn.de sowie unter www.bahn.de/ris
Erstmeldung zum Thema:
Unglück mit zwei Zügen in Reichertshausen: Mehrere Verletzte, Strecke voll gesperrt